Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)
es einem gefiel.
Bei diesem Gedanken empfand Camille plötzlich Scham. War sie denn überhaupt besser als Rothewell? Hatte sie nicht erklärt, irgendjemanden heiraten zu wollen, ganz egal, wen? In der Tat. Sie hatte sich ihm am Abend ihrer ersten Begegnung als Ehefrau angeboten. Sie hatte einen Ehemann gewollt, um Valigny und ihrem kalten, leeren Leben zu entfliehen. Was immer jetzt daraus folgte, war genauso gut ihr Fehler. Und falls sie diesem Mann ihr Herz schenkte, wäre auch das ihr Fehler.
Ihr künftiges Schlafzimmer stieß an das von Rothewell, ohne dass ein Ankleidezimmer oder ein Wohnzimmer als Puffer dazwischenlag. An der Zwischentür zögerte Camille und schnupperte argwöhnisch.
»Frische Farbe, Ma’am«, erklärte Trammel. »Ich bitte um Entschuldigung, aber die Tür ist erst letzte Woche eingesetzt worden.«
Camille trat zurück und sah ihn neugierig an. »Tatsächlich?«
»Es gab im Haus keine verbundenen Schlafzimmer«, erklärte der Butler weiter, während sie den sehr viel helleren, sehr viel größeren Raum betraten. »Seine Lordschaft wünschte, dass Sie das große Schlafzimmer bekommen. Er benutzt jetzt das kleinere.«
So viel zu ihrer Theorie über Rothewells Distanziertheit. Er hatte ihr sein Schlafzimmer gegeben? Oh, wie sehr sie wünschte, er hätte es nicht getan.
Das Mobiliar in diesem Zimmer war ähnlich dem, das sie bereits gesehen hatte, aber das Bett war schmaler und feiner gearbeitet. Und in dem Raum standen ein Sekretär und ein zweisitziges, mit Brokat bezogenes Sofa. Alle Lampen brannten, und zwei Hausmädchen waren noch dabei, einen Teppich auszurollen und die Gardinen wieder aufzuhängen. Sie waren ungewöhnlich neugierig und warfen immer wieder Seitenblicke auf Camille, wenn sie sich unbeobachtet glaubten.
Was das Zimmer anging, so konnte sie Rothewells Dienerschaft keinen Vorwurf machen. Es roch sauber und gut gelüftet, und sie entdeckte nirgendwo eine Spur von Staub. Ihre Koffer standen an der Tür zum Ankleidezimmer, einer davon war geöffnet und gab den Blick auf ihre sorgsam gefalteten Nachtkleider preis.
»Ich habe nach heißem Wasser geschickt, Mylady«, sagte Trammel und wandte sich zur Tür zu Rothewells Schlafzimmer. »Ihre Zofe ist in der Küche und nimmt noch ein Abendessen ein. Soll ich sie hochschicken, damit sie Ihnen behilflich ist?«
» Non , nicht heute Abend, merci .« Camille schaute sich in dem großen Raum um und fühlte sich ein wenig verloren. »Sagen Sie Emily, sie kann sich für die Nacht zurückziehen. Wir werden uns morgen um das Auspacken kümmern.«
Als das Wasser gebracht und das letzte der Mädchen gegangen war, verschloss Camille die Tür, um sich zu waschen und sich das Haar zu bürsten. Während sie ihr Kleid ablegte, bemerkte sie überrascht die Erschöpfung, die sie fast überwältigte. Alle Gliedmaßen schienen ihr wehzutun.
Das Wasser war wohltuend heiß, und die feine Seife duftete leicht nach Mandeln. Camille benetzte ihr Gesicht und wusch sich dann methodisch. Als sie die leichte Druckempfindlichkeit zwischen ihren Beinen spürte, dachte sie zurück an jenen einen Augenblick des Schmerzes, als Rothewell sie genommen hatte. Sein Duft. Die Hitze. Seine Kraft, als er sie hochgehoben hatte und in sie eingedrungen war. Camille zitterte. Es schien ein Menschenleben her zu sein statt nur wenige Stunden.
Sie schloss die Augen und stützte sich auf den Rand des Waschtisches, um sich aufrecht zu halten. Jener Abend – alles davon – kam ihr jetzt wie ein Traum vor.
Aber es war kein Traum. Camille verdrängte das Gefühl und wandte sich zum Spiegel um. Langsam ließ sie den Blick über ihr Spiegelbild gleiten. Das war also die Frau, die Lord Rothewell geheiratet hatte. Die Frau, die er in der Bibliothek geliebt hatte. Leidenschaftlich, impulsiv – auf die verruchteste aller Weisen.
Doch ihr Spiegelbild zeigte nicht die Art von Frau, die einen Mann zu solcher Lust anstachelte. Genau genommen sah sie klein und dünn aus. Man hätte sich Rothewell eher mit einer Frau vorgestellt, die üppiger war als sie. Aufregender und erfahrener.
Aber er hatte sich entschieden, sie zu heiraten. Und das nicht wegen ihres Geldes, wie es schien. Und nicht aus Liebe. Da blieb nur Freundlichkeit übrig, soweit sie es abschätzen konnte, und Rothewell war kein freundlicher Mann. Und sollte er das je gewesen war, so hatte irgendetwas ihm die Freundlichkeit aus dem Herzen vertrieben. Vielleicht wollte er das die Menschen aber auch glauben
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