Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)
darauf und beobachtete mit gelinder Überraschung, dass er ihr einen Ring mit blutroten Rubinen ansteckte.
»Schenke diesen Deinen Dienern Deinen Segen, diesem Mann und dieser Frau, die wir in Deinem Namen segnen«, intonierte der Priester, »dass so, wie Isaak und Rebekka in Treue zusammenlebten, auch diese Menschen den Eid und den Bund, den sie geschlossen haben, wahren mögen und auf ewig in vollkommener Liebe und in Frieden miteinander bleiben, um nach Deinen Geboten zu leben; durch Jesus Christus unseren Herrn. Amen.«
In vollkommener Liebe und in Frieden miteinander . Camille schloss die Augen und ließ den Ernst der Worte auf sich wirken.
Aber würde es Liebe oder Frieden für sie geben? Sie hatte sich diesem Mann hingegeben; diesem ernsten, so gefährlich wirkenden Mann, den sie noch immer nicht kannte. Und vermutlich nie ganz kennen würde.
Als der Segen gesprochen war, ließ Rothewell die Hand sinken. Camille schaute auf den Ring, und das Funkeln der Steine verschwamm vor ihren Augen. Mit einiger Verlegenheit wurde ihr bewusst, dass sie kurz davor war zu weinen.
Das abschließende Gebet folgte noch, dann wurde Camille von einer Umarmung nach der anderen gefangen genommen.
Zwei Stunden später, nachdem sie geküsst worden war und man auf sie das Glas gehoben hatte und sie öfter zum Erröten gebracht hatte, als sie zählen konnte, saß Camille erschöpft in Rothewells Kutsche und winkte ihrer Schwägerin und ihrer freundlichen und großzügigen Gastgeberin zum Abschied zu. Trotz der jahreszeitlich ungewöhnlichen Kälte stand Lady Sharpe am Kopf der Freitreppe und winkte mit einem Spitzentaschentuch, als die Pferde davontrabten. Camilles Zeit an diesem Zufluchtsort war zu Ende.
»Jetzt haben wir es getan, Camille«, sagte ihr Mann mit seiner tiefen, vibrierenden Stimme.
Camille holte tief Luft, um sich zu beruhigen. »Oui, wir haben es getan«, wiederholte sie seine Worte. Sie betete zu Gott, dass keiner von ihnen beiden es bereuen würde.
Während der kurzen Fahrt durch Mayfair sprach er kein weiteres Wort mehr. Das ist das erste von vielen Schweigen, die meine Ehe wird aushalten müssen, dachte Camille. Rothewell war kein Mann von vielen Worten.
Als sie das Haus am Berkeley Square erreichten, hatte sich die Dämmerung auf London herabgesenkt. Die Luft war kalt und einmal mehr erfüllt von dem beißenden Geruch von Kohle, die in den Kaminen nahezu jeden Wohnzimmers und Kaffeehauses Londons brannte. Sie wurden von dem Butler begrüßt, den Camille am Abend vorher auf der obersten Stufe hatte stehen sehen.
Rothewell stellte ihn als Trammel vor. Die große, schmucklose Eingangshalle war von einem exotisch-würzigen Duft erfüllt. Der einzige Schmuck, ein edler, langer, schmaler Perserteppich in Rot- und Goldtönen, erstreckte sich von der Eingangstür bis zur Treppe und die Stufen hinauf. Der Butler verbeugte sich und hieß sie freundlich willkommen, dann öffnete er die Flügeltür zu einem weitläufigen, aber irgendwie karg wirkenden Wohnzimmer.
»Eingedenk der schrecklichen Kälte wünschen Mylady vielleicht einen Tee?«, fragte Trammel.
»Oder vielleicht etwas Stärkeres?«, schlug Rothewell vor. »Meine Frau hat ihre Prinzipien, Trammel, wenn es um Wein und Spirituosen geht. Und soweit ich mich erinnere, bevorzugt sie roten Bordeaux.«
»Merci«, sagte Camille und war überrascht, dass er sich daran erinnerte – oder es überhaupt bemerkt hatte. »Jede Art gehaltvollen Rotweins wäre mir recht.«
Trammel gab dem wartenden Diener ein Zeichen, dann führte er sie in das Zimmer. Im Kamin brannte ein kleines Feuer, und als Camilles Augen sich an das gedämpfte Licht gewöhnt hatten, sprang etwas Kleines vom Sofa herunter und lief auf sie zu. Das Tier blieb an Trammels Füßen stehen, die Zunge hing ihm fröhlich aus dem Maul.
»Was zum Teufel ist das?«, fragte Rothewell wie erstarrt.
»Oh«, sagte Trammel, während das winzige Etwas ihnen um die Füße tanzte. »Das ist Chin-Chin, Mylord.«
»Zum Teufel!«, sagte Rothewell.
»Bonté divine!«, erklärte Camille, deren Nervosität augenblicklich schwand. »Ist das eine Katze?«
»Yip! Yip!«, fiepte das Tier, als sei es beleidigt worden.
»Er ist ein Hund, Ma’am«, klärte der Butler sie auf. »Eine Art asiatischer Spaniel, wurde mir gesagt.«
»Ein Hund … ?« Rothewell schaute ungläubig nach unten. »Auf der Straße gibt es Ratten, die doppelt so groß sind wie er. Was macht er überhaupt hier?«
Trammel streckte sich. »Sie
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