Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)
machen.
Camille seufzte, schlüpfte in Nachthemd und Morgenrock und begann, die Lampen zu löschen. Sie fragte sich, ob Rothewell heute Nacht in ihr Bett kommen würde. Oder würde er sie in seines einladen? Sie würde natürlich zustimmen. Zum Teil, weil es ihre Pflicht war. Und weil sie sich so sehr ein Kind wünschte. Aber es gab noch einen anderen, viel beunruhigenderen Grund.
Sie musste sich diese Frage nicht lange stellen, denn als sie an der Verbindungstür vorbeiging, hörte sie ein leises Klopfen. Die Tür wurde geöffnet, und Camille sah sich ihrem Ehemann gegenüber, dessen Silhouette sich gegen den Lichtschein abzeichnete. Seine große Gestalt mit den breiten Schultern füllte den Türrahmen aus. Er trug einen dunklen Seidenmorgenmantel und, wie es aussah, nur wenig außerdem.
Als er die Hand ausstreckte, schien es für Camille das Natürlichste der Welt zu sein, sie zu ergreifen. Es war eine warme, schwielige Hand und hart von männlicher Kraft. Wortlos zog Rothewell sie in sein Zimmer.
Trammel war fort, und das Licht neben Rothewells Bett war so weit heruntergedreht, dass es kaum noch leuchtete. Ein halb geleertes Glas Brandy stand auf dem Nachttisch, und das Feuer im Kamin hüllte den Raum in einen warmen Schein.
»Ah«, murmelte sie und schaute auf das Fußende des Bettes. »Ich sehe, dass Sie einen glücklichen Bettgefährten haben.«
»Aber nicht mehr lange.« Rothewell sah den Hund geringschätzig an.
Chin-Chin gähnte ausgiebig, bevor er sich tiefer in die Bettdecken kuschelte.
Rothewell runzelte die Stirn. »Nun sieh sich einer diesen kleinen Bettler an. Er benimmt sich, als gehörte ihm das ganze verdammte Haus.«
»Was werden Sie mit ihm machen?«
»Morgen werde ich ihn zurückbringen, denke ich, und Tweedale das Fürchten lehren.«
Als verstünde er jedes Wort, sprang Chin-Chin mit einem vorwurfsvollen Blick vom Bett und trollte sich zum Teppich vor dem Kamin, dort streckte er sich vor dem Feuer aus.
Camille lachte und drückte Rothewells Hand. »Werden Sie das?«, fragte sie. »Ich bin mir gar nicht sicher, ob er überhaupt vorhat zu gehen.«
Plötzlich schloss Rothewell die Augen und senkte die Stimme. »Camille, ich hoffe, dass du es nicht bereuen wirst«, sagte er heiser »Und ich hoffe, dass ich das Richtige getan habe.«
Er sprach nicht vom Hund, und seine Unsicherheit rührte sie seltsam an. Camille starrte in das Feuer und wünschte sich einmal mehr, er wäre wieder der arrogante, betrunkene Lebemann, wäre wieder wie der Mann, dem sie im Salon ihres Vaters begegnet war.
»Sie haben nur getan, worum ich Sie gebeten habe.«
Als er die Augen öffnete, glomm ein namenloses Gefühl darin. »Es kann die Zeit kommen, dich daran zu erinnern, meine Liebe.«
Camille hob eine Schulter. »Sollte es etwas zum Bereuen geben, wem außer mir selbst könnte ich das anlasten?«
Soweit sie sich erinnern konnte, war es das erste Mal, dass er den Blick abwandte. Einige Minuten verstrichen »In der Bibliothek gestern«, sagte er schließlich wieder, und seine Stimme klang heiser, »hätte ich nur ein wenig Zurückhaltung bewiesen, dann wäre diese plötzliche Heirat nicht nötig gewesen.«
»Ich glaube, Monsieur, dass wir zu zweit in der Bibliothek waren«, erwiderte sie ein wenig harsch. »Reden Sie mir nicht ein, dass ich keine Wahl gehabt hätte. Ich weiß, was meine Wahl ist, und ich treffe sie so, wie ich es will.«
Rothewell schaute auf ihre gefalteten Hände. »Bis gestern Abend, Camille, habe ich … ich habe mit dem wenig ehrenhaften Gedanken gespielt, die Verlobung aufzulösen. Hättest du mich daraus entlassen?«
»Oui, bien sûr«, sagte sie. »Wenn auch nicht gern.«
»Pamela hätte uns geholfen«, sagte er. »Hätte einer von uns darum gebeten, hätte sie sich etwas einfallen lassen. Sie hat dich gern. In ihrem Herzen wünscht sie nicht, dich an mich gebunden zu sehen.«
»Aber sie ist Ihre Cousine, Monsieur«, entgegnete Camille. »Wie könnte sie sich das nicht wünschen?«
»Weil Pamela weiß, welche Art von Ehemann ich sein werde. Nämlich ein schlechter. Aber das weißt du bereits, nicht wahr? Du erwartest nicht viel von mir, also wirst du nicht enttäuscht sein, denke ich.«
»Ein paar Erwartungen habe ich durchaus, Mylord«, entgegnete sie ruhig. »Und Sie wissen, welche das sind.«
Als er sie ansah, lag so etwas wie Kummer in seinen Augen, und zu ihrer Überraschung hob er die Hände und legte sie zärtlich um ihr Gesicht. »Aber du wirst nicht …
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