Bhagavad Gita wie sie ist
der Geist steht über den Sinnen, die Intelligenz steht über dem Geist, und sie [die Seele] steht sogar noch über der Intelligenz.
ERLÄUTERUNG: Die verschiedenen Sinne sind Betätigungsfelder für die Lust. Die Lust sammelt sich im Körper, aber durch die Sinne ist ihr ein Ventil geschaffen. Daher stehen die Sinne über dem Körper als Ganzem. Wenn jedoch ein höheres Bewußtsein, das heißt Kṛṣṇa-Bewußtsein, vorhanden ist, werden die Sinne nicht mehr als Ventile gebraucht. Im Kṛṣṇa-Bewußtsein stellt die Seele eine direkte Verbindung mit der Höchsten Persönlichkeit Gottes her. Deshalb gipfelt die Hierarchie der Körperfunktionen, wie sie hier beschrieben wird, letztlich in der Höchsten Seele. Mit körperlicher Tätigkeit sind die Funktionen der Sinne gemeint, und die Funktionen der Sinne einzustellen bedeutet, alle körperlichen Tätigkeiten zu beenden. Aber weil der Geist aktiv ist, wird er auch dann tätig sein, wenn der Körper ruht, wie dies während des Träumens der Fall ist. Über dem Geist jedoch steht die Entschlossenheit der Intelligenz, und über der Intelligenz befindet sich die Seele. Wenn daher die Seele direkt mit dem Höchsten beschäftigt ist, wird alles, was ihr untergeordnet ist, nämlich die Intelligenz, der Geist und die Sinne, automatisch dementsprechend beschäftigt sein. In der Kaṭha Upaniṣad gibt es einen ähnlichen Abschnitt, wo es heißt, daß die Objekte der Sinnenbefriedigung den Sinnen übergeordnet sind und daß der Geist den Sinnesobjekten übergeordnet ist. Wenn der Geist daher ständig direkt im Dienst des Herrn beschäftigt ist, gibt es für die Sinne keine Möglichkeit, in anderer Weise aktiv zu werden. Diese Funktionsweise des Geistes wurde bereits erklärt. Paraṁ dṛṣṭvā nivartate. Wenn der Geist im transzendentalen Dienst des Herrn beschäftigt ist, hat er keine Möglichkeit, niedrigen Neigungen nachzugehen. In der Kaṭha Upaniṣad wird die Seele als mahān, „die Große“, bezeichnet, denn sie steht über allem – über den Sinnesobjekten, den Sinnen, dem Geist und der Intelligenz. Die Lösung des ganzen Problems besteht also darin, direkt die wesensgemäße Stellung der Seele zu verstehen.
Mit der Intelligenz muß man die wesensgemäße Stellung der Seele ausfindig machen, und dann muß man den Geist immer im Kṛṣṇa-Bewußtsein beschäftigen. Das ist die Lösung des ganzen Problems. Einem Spiritualisten auf der Anfängerstufe wird im allgemeinen geraten, sich von den Sinnesobjekten fernzuhalten. Darüber hinaus jedoch muß man auch den Geist stärken, indem man die Intelligenz benutzt. Wenn man kraft seiner Intelligenz den Geist im Kṛṣṇa-Bewußtsein beschäftigt, indem man sich völlig der Höchsten Persönlichkeit Gottes ergibt, wird der Geist automatisch stärker, und die Sinne, die so stark wie Schlangen sind, werden nicht wirksamer sein als Schlangen mit herausgebrochenen Giftzähnen. Die Seele ist zwar Herr über die Intelligenz und den Geist und auch die Sinne, aber solange sie nicht durch die Gemeinschaft mit Kṛṣṇa im Kṛṣṇa-Bewußtsein gestärkt ist, besteht immer noch jede Möglichkeit, aufgrund der erregbaren Natur des Geistes zu Fall zu kommen.
Vers 43
43
WvaM bauÜe": parM" bauä,"DvaA s$aMstaByaAtmaAnamaAtmanaA /
jaih" zA‡auM mah"AbaAh"Ae k(Amaè&paM äu"r"As$ad"ma, //43//
evaṁ buddheḥ paraṁ buddhvā
saṁstabhyātmānam ātmanā
jahi śatruṁ mahā-bāho
kāma-rūpaṁ durāsadam
evam – auf diese Weise; buddheḥ – der Intelligenz; param – übergeordnet; buddhvā – wissend; saṁstabhya – indem man festigt; ātmānam – den Geist; ātmanā – durch klare Intelligenz; jahi – besiege; śatrum – den Feind; mahā-bāho – o Starkarmiger; kāma-rūpam – in Form von Lust; durāsadam – gefährlich.
Wenn man also weiß, daß man zu den materiellen Sinnen, dem Geist und der Intelligenz transzendental ist, o starkarmiger Arjuna, sollte man den Geist durch klare spirituelle Intelligenz [Kṛṣṇa-Bewußtsein] festigen und so – durch spirituelle Stärke – diesen unersättlichen Feind, die Lust, bezwingen.
ERLÄUTERUNG: Das Dritte Kapitel der Bhagavad-gītā führt in seiner Schlußfolgerung zum Kṛṣṇa-Bewußtsein. Man erkennt sich als ewigen Diener der Höchsten Persönlichkeit Gottes, ohne die unpersönliche Leere als das endgültige Ziel zu betrachten. Im materiellen Leben wird man mit Sicherheit von lustvollen Neigungen und dem Wunsch nach
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