Bianca Arztroman Band 0011
hatten, einigte man sich auf einen Abend in drei Wochen, damit sich bis dahin jeder mit der neuen Technologie vertraut machen konnte. Danach war die Besprechung beendet, und der Alltag in der Praxis begann.
Abbie stellte das Programm für ihre Hausbesuche zusammen und ging zu ihrem Auto. In diesem Augenblick bog ein Wagen auf den Parkplatz ein und stellte sich neben ihren. Am Steuer saß Nick.
“Willst du gerade losfahren?”, fragte er.
“Ja. Glücklicherweise wird es ein ziemlich ruhiger Tag. Acht Hausbesuche, und nur zwei davon etwas weiter entfernt”, antwortete sie. “Und was machst du hier so früh am Morgen?”
“Ich habe mir überlegt, dass ich noch einmal mit James sprechen möchte, ehe sein Dienst richtig beginnt. Ich habe noch länger über Adrian Shaw nachgedacht und fände es gut, wenn ich einen Blick in seine Krankenakte werfen würde. Es wäre zwar unprofessionell, mich in die Behandlung durch einen Kollegen einzumischen, aber vielleicht hilft es, wenn ich einige Vorschläge mache.”
“Ich bin sicher, dass James dankbar dafür wäre”, sagte Abbie. “Er sagte vorhin, dass er sich heute noch mit dem Psychiater von Adrian Shaw in Verbindung setzen will.”
“Das wäre sicher gut.” Nick öffnete die Wagentür und fragte: “Könntest du mir bitte dabei helfen, den Rollstuhl herauszunehmen, Abbie?”
“Selbstverständlich.” Sie zog den Leichtmetallstuhl hinter dem Fahrersitz hervor, und es dauerte nur ein paar Minuten, bis Nick es sich darin bequem gemacht hatte. “Das kannst du wirklich schon sehr gut”, sagte sie anerkennend.
“Mir wäre es lieber, wenn ich mich in dieser Kunst nicht weiter vervollkommnen müsste, aber mir bleibt ja keine andere Wahl”, entgegnete Nick, dabei sah er Abbie mit seinen tief umschatteten blauen Augen an. “Ich möchte mich wegen gestern entschuldigen, Abbie”, sagte er.
“Entschuldigen?”
“Für das, was im Schwimmbad passiert ist. Es war nett von dir, dass du mich besucht hast, aber es tut mir leid, dass ich mich nicht besser in der Hand hatte.”
“Schon gut”, antwortete Abbie leichthin, doch in Wirklichkeit war sie zutiefst verletzt. Nick bedauerte offenbar, was geschehen war, und jetzt versuchte er, sich mit einer Entschuldigung aus der Affäre zu ziehen. Ihre dunklen Ahnungen wurden also bestätigt: Hinter seinen Zärtlichkeiten steckte nichts weiter als die Reaktion eines Mannes auf eine Frau, die ihn reizte.
Sie verabschiedete sich hastig und stieg in ihr Auto. Nur mühsam konnte sie die Tränen zurückhalten, als sie daran dachte, dass die Küsse, die ihr so viel bedeutet hatten, ihm offenbar nicht unter die Haut gegangen waren.
7. KAPITEL
Abbie kam kurz vor dem Mittagessen auf der Yewthwaite-Farm an. Einer der Landarbeiter fühlte sich seit Tagen schlecht. Bluttests hatten ergeben, dass er am Q-Fieber litt.
Harry Walsh, dem die Farm gehörte, begrüßte sie, als sie ankam. Er war ein liebenswürdiger Mann von Anfang vierzig, der sich über die Krankheit seines Mitarbeiters sehr besorgt zeigte, weil er sich diese womöglich durch den Kontakt mit dem Vieh zugezogen hatte. Harveys Farm war die größte weit und breit, und seine Viehhaltung galt als vorbildlich.
Q-Fieber begann wie eine Grippe, die mit einer Art Lungenentzündung einherging, wenn sie nicht beizeiten richtig behandelt wurde, was bei Len Parker nicht der Fall gewesen war. Deswegen war er schwer krank geworden, und nun bestand auch noch die Gefahr, dass sich zusätzlich eine Hepatitis entwickelte.
“Heute scheint es Len besser zu gehen”, berichtete Harvey auf dem Weg zu dem kleinen Cottage, wo Len wohnte. “Ich hatte den Tierarzt hier, aber er hat bei meinem Vieh keine Anzeichen für die Infektion gefunden. Er meint, dass Len sich wahrscheinlich schon auf seiner letzten Arbeitsstelle infiziert hatte.”
“Das könnte durchaus ein”, meinte Abbie. “Len arbeitet bei Ihnen seit ungefähr fünf Wochen, nicht wahr? Von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit vergehen etwa zwanzig Tage. Wenn Len also die Krankheit von seiner letzten Arbeitsstelle mitgebracht hat, dann muss der betreffende Farmer davon in Kenntnis gesetzt werden, damit er entsprechende Maßnahmen ergreifen kann. Man kann sich Q-Fieber schon durch das Einatmen von verunreinigtem Staub zuziehen.”
“Genau das hat mir auch der Tierarzt gesagt. Er will sich die Farm ansehen, wo Len früher tätig war. Wie dem auch sei, kommen Sie doch bitte nach dem Krankenbesuch noch zu uns und essen Sie
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