Bianca Arztroman Band 0011
seine Karriere ging. Emilys Glück oder Unglück interessierten ihn wenig. Mit Kevin verhielt es sich nicht viel anders. Aber er schwieg. Er hatte dasselbe Ziel wie Bert. Eine Heirat mit Emily …
“Ich werde es ihr ausrichten”, sagte er und spürte dabei einen schalen Geschmack auf der Zunge. Berts Bedingung war eine bittere Pille! Ob Emily bereit war, sie zu schlucken? Er wusste es nicht. “Ich sage es ihr”, wiederholte er, “aber von Zwang halte ich nichts.”
“Es ist kein Zwang! Sie kann wählen!”
Will lachte zynisch. “Sicher. Zwischen einer Ehe, die sie nicht will, oder der Drohung, den Jungen zu verlieren, den sie großgezogen hat! Das Ganze klingt verdammt nach einem Ultimatum!”
“Mag sein. Aber ich will nicht, dass der Sohn meines Bruders eines Tages im Knast landet!”
“Das sind doch reine Spekulationen”, wandte Will ein. “Bis jetzt ist nichts passiert. Eine Schlägerei zwischen Jugendlichen ist noch keine kriminelle Tat! Und mehr hat Kevin nicht verbrochen!”
“Jeder Verbrecher fängt klein an”, verkündete Bert. “Ich verlange nichts von Ihnen und nichts von ihr. Aber sorgen Sie dafür, dass sie weiß, was ich vorhabe.”
“Sie weiß es auch so”, sagte Will und dachte an den armen Kevin, sollte Bert seine Drohung wahr machen und den Jungen zu sich nehmen. Eine flüchtigen Augenblick lang überlegte er, wie ihr Leben verlaufen wäre, hätte er damals, auf dem Weihnachtsball, Emilys Heiratsantrag angenommen, nachdem sie von seiner geplatzten Verlobung mit Celine gehört hatte …
Wieder verschränkte Bert seine Arme wie ein Schutzschild vor der Brust. “Okay, ich erwarte, dass Emily in vier Wochen verheiratet ist. Sollte sie sich weigern, dann werde ich sie vor Gericht wiedersehen.”
“Vier Wochen?” Will schüttelte entschieden den Kopf. “Das ist zu kurz! Wenn wir heiraten, dann soll Emily ein schönes Fest haben. Dazu sind gewisse Vorbereitungen nötig, die in vier Wochen nicht zu schaffen sind.”
Das Argument schien zu wirken. Bert zögerte kurz. “Okay, aber länger als sechs Wochen warte ich nicht! Das ist mein letztes Wort!”
Will gab nach. Er spürte, dass Chandler es ernst meinte und keine weiteren Zugeständnisse machen würde. “Einverstanden”, sagte er ruhig, “aber auch ich habe eine Bedingung!”
“Und die wäre?”
“Sobald Emily und ich verheiratet sind, wünsche ich, dass Sie sich nicht mehr in Kevins Leben einmischen, es sei denn, der Junge kommt von sich aus auf Sie zu.”
Bert runzelte die Stirn. “Nun ja …” begann er, “aber …”
“Das ist meine Bedingung in diesem Deal”, unterbrach Will scharf. “Sind Sie einverstanden?”
Bert zögerte kurz. “Wenn Sie darauf bestehen!”
“Absolut!”
Ein breites, schadenfrohes Grinsen überzog Berts Gesicht. Er klopfte Will jovial auf die Schulter. “Ehrlich gesagt, junger Mann, ich beneide Sie nicht um Ihre neue Aufgabe! Emily ist furchtbar dickköpfig. Sie kennen ja Helen! Dieser Charakterzug kommt aus der mütterlichen Linie! Nicht von den Chandlers! Sie werden eine ordentliche Portion Durchsetzungsvermögen benötigen! Bleiben Sie hart, Mann!”
Will schwieg. Er war nicht Berts Meinung, aber er hatte keine Lust, sich länger mit Emilys Onkel auseinanderzusetzen. Er hoffte nur, dass Emily auf Berts Bedingungen einging und dass endlich Frieden einkehrte. Er begleitete Mr. Chandler bis zum Fahrstuhl und war froh, als er endlich seinen Blicken entschwand.
Seufzend ging er zurück. Er fühlte sich nicht wie ein Sieger, im Gegenteil, er war bedrückt. Er wünschte, dass Emily ihn heiratete, weil sie es wollte, und nicht weil sie in einer fatalen Zwickmühle steckte, aus der nur eine Ehe sie befreien konnte. Er war überrascht, dass er so dachte, denn bis jetzt hatte er sich über seine Gefühle für Emily keine Rechenschaft abgelegt. Aber jetzt wusste er, dass er sie von Anfang an gemocht hatte …
“Dr. Patton!” Eine Schwester kam eilig auf ihn zu. “Mrs. McGuire hat Presswehen! Können Sie sofort in den Kreißsaal kommen?”
“Es tut mir leid, dass du auf diese Art und Weise erfahren hast, was mit mir los ist”, begann Emily zerknirscht.
“Ich hatte meine Vermutungen”, gab Helen zu. “Aber sicher war ich nicht.” Sie lächelte. “Jedenfalls bin ich erleichtert, dass Will und nicht Don Springer der Vater des Babys ist.
“Und du bist nicht böse?”
“Nein, nur etwas enttäuscht. Ich hätte mir für dich eine schöne, unbeschwerte, fröhliche Hochzeit
Weitere Kostenlose Bücher