Bianca Arztroman Band 0011
gewünscht … ohne dass schon ein Baby unterwegs ist!”
“Eine Hochzeit könnte es geben”, sagte Emily düster. “Onkel Bert und Will werden darum feilschen und Kevins Schicksal von meiner Eheschließung abhängig machen! Darauf wette ich!”
Helen hatte ihr Strickzeug wieder aufgenommen. “Das ist schon möglich”, stimmte sie zu.
“Ich kann Will hören, wie er Onkel Bert erzählt, dass ich seinen Heiratsantrag abgelehnt habe”, fuhr Emily fort. “Jetzt wird er mich zwingen, ihn anzunehmen!”
Helen ließ ihr Strickzeug sinken. “Wäre das so schlimm? Will ist ein sehr sympathischer, gut erzogener, junger Mann. Er ist tausendmal angenehmer als dein Ex-Freund Don Springer!”
“Findest du?”
“Aber ja! Bist du etwa anderer Meinung?”
Emily seufzte. “Nein, ich stimme dir in allen Punkten zu.” Sie stieß einen zweiten Seufzer aus. “Aber da ist ein Haken, Gran. Ich bin nicht die Frau, die Will sich wünscht. Er träumt von einer Dame der Gesellschaft, einer Jetset-Lady, wenn du weißt, was ich meine.”
Helen schüttelte den Kopf. “Gerede, Em! Du hast es doch noch gar nicht ausprobiert!”
Emily senkte den Kopf. “Der Tag wird kommen, an dem Will merkt, was er aufgegeben hat, als er mich heiratete. Er wird seinen Fehler bedauern und mich um die Scheidung bitten. Und das wäre schrecklich!”
“Dann liebst du ihn?”, fragte Helen vorsichtig.
“Will ist ein ganz besonderer Mensch”, antwortete Emily. “Ich weiß nicht, ob ich ihn liebe oder ob ich ihn nur sehr bewundere. Aber durch Onkel Berts Einmischung werde ich keine Zeit haben, es herauszufinden.”
Im Zimmer war es sehr still. Nur das Klappern der Stricknadeln war zu hören.
“Wenn du so große Vorbehalte gegen eine Heirat mit Will hast”, begann Helen nach einer Weile, “dann lass die Finger davon, Em! Mit Kevin wird es schon irgendwie weitergehen. Der Junge wird es überleben, wenn er zu Bert kommt. Dein Onkel kann sein, wie er will, aber ich bin sicher, dass ihm Kevin nicht gleichgültig ist. Ich weiß, dass Bert an seinem Bruder gehangen hat! Er will, dass der Junge eine Chance bekommt! Und die sieht er nun einmal bei sich!”
“Nein! Das kommt nicht in Frage! Lieber würde ich Attila, den Hunnenkönig, heiraten, als dass ich Kevin in Berts Hände gäbe!”
Helen brach in lautes Lachen aus. “Mein Gott, Em, du vergleichst Will mit dem wilden Hunnenkönig?”
“Natürlich nicht! Ich wollte damit nur sagen, dass ich alles tun werde, um meinen Bruder vor Onkel Bert und seinen erzieherischen Maßnahmen zu bewahren!”
Helen nickte. “Dann nur zu”, riet sie. “Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Männer oft nicht wissen, was sie wollen.”
“Will weiß es.”
“Vielleicht. Aber wer bekommt schon, was er will! Die wenigsten Menschen! Auch die wenigsten Männer! Die meisten geben im Laufe der Zeit ihre Idealvorstellungen auf, weil sie erkennen, dass es Bilder sind, die vor der Wirklichkeit keinen Bestand haben. Nachher sind sie froh und dankbar, dass eine kluge Frau sie davor bewahrt hat, ihr ganzes Leben einem Phantom nachzujagen.”
“Sprichst du aus Erfahrung?”, erkundigte sich Emily neugierig.
Helen grinste. “Ja … bei deinem Großvater lief auch anfangs nicht alles nach Wunsch! Aber ich brachte ihm bei, dass er es hätte schlechter treffen können! Und als deine Mutter geboren wurde, war er der glücklichste Mann der Welt!” Sie seufzte. “Und dieser Zustand war von Dauer …”
Emily lachte. “Das gibt mir Mut! Du hast Recht, Gran. Ich sollte es probieren! Wer nichts wagt, gewinnt auch nichts!”
Helen verstaute ihr Strickzeug in der Tasche und stand auf. “Kluges Mädchen”, lobte sie. “Aber jetzt muss ich nach Haus. Kevin kommt aus der Schule. Ich komme später noch einmal vorbei!”
Aber Em schüttelte den Kopf. “Nein, das ist nicht nötig. Du hast deinen Bridgeabend! Außerdem sagt Dr. Hathaway, dass ich schon morgen entlassen werde.”
Nachdem Helen gegangen war, sah Emily alle paar Minuten auf die Uhr. Wo blieb Will? War es möglich, dass seine Unterredung mit Bert so lange dauerte?
Die Schwester brachte das Abendessen und berichtete, dass Dr. Patton im Kreißsaal war, um eine Entbindung vorzunehmen. “Probieren Sie etwas von der Suppe”, empfahl sie, “oder wenigstens ein paar Kräcker.”
Aber Emily war viel zu aufgeregt! Ihr Appetit war noch nicht zurückgekehrt, aber sie zwang sie sich zu ein paar Bissen roter Grütze.
Die Spannung wurde immer größer, bis sie es
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