Bianca Arztroman Band 0011
neulich zum Vorstellungsgespräch hier waren, habe ich mehr oder weniger geschlafen. Trotzdem habe ich Sie anders in Erinnerung. Kann das sein?”
Sie lächelte. Ein hinreißendes Lächeln, fand er.
“Mir ging es ebenso mit Ihnen, als ich Ihr Poster studierte. Es sind die Haare, die den Unterschied ausmachen. Sie hatten damals einen Drei-Tage-Bart, nicht wahr? Und was mich betrifft …” Sie lachte und griff sich in die üppige rote Pracht. “Die Kids haben darauf bestanden. Sie wollten unbedingt, dass ich mich für den neuen Job etwas aufpeppe!” Sie zuckte die Schultern. “Langsam gewöhne ich mich an die grelle Farbe. Ich hoffe nur, dass ich die Patienten damit nicht erschrecke!”
Kids! Plötzlich wusste er, warum er gegen die Einstellung von Dr. Crane gewesen war! Die mehrfach verheiratete Dr. Crane! Zwar war sie im Augenblick solo, aber zweifelsohne auf der Suche nach Ehemann Nummer drei! Sie würde in erster Linie damit beschäftigt sein! Dabei brauchte er eine tüchtige, belastbare, einsatzfreudige Mitarbeiterin!
Er gab sich gleichgültig. “Ihre Haarfarbe interessiert mich nicht! Meinetwegen können Sie in Rosa oder Orange kommen, solange Sie Ihren Job ordentlich machen. Kennen Sie Ihren neuen Arbeitsplatz schon, oder soll ich Sie gleich herumführen?”
Sie schüttelte den Kopf. “Das ist nicht nötig. Ich war gestern hier.”
Wieder lächelte sie. Ein verdammt anziehendes Lächeln in Kombination mit diesen blauen Augen und den vollen Lippen!
“Ich war unsicher nach der langen Berufspause”, gestand sie. “Ich wollte einigermaßen vorbereitet sein. Paul und Jim haben mir alles gezeigt. Ich klebte wie ein Schatten an ihren Schritten! Sie hatten keine Chance, mich abzuschütteln, fürchte ich!”
Schon wollte er sagen, dass sie sich diesbezüglich keine Sorgen zu machen brauchte, da weder Paul, noch Jim, noch irgendein anderer Mann den Versuch machen würde, sie abzuschütteln, aber zum Glück konnte er sich rechtzeitig diese überaus dümmliche Bemerkung verkneifen! Ausgerechnet er! Der Dummheit nicht ausstehen konnte!
“Okay, dann lassen wir das, und ich stelle Sie dem Pflegepersonal vor. Schätze, dass die Mädchen mittlerweile ihre Wochenenderlebnisse ausgetauscht haben und startklar für den Arbeitstag sind.”
Sie nickte nur, und während sie an der Rezeption vorbeigingen, hob er kurz die Hand und winkte Margie zu.
“Margie, das ist Dr. Crane”, rief er kühl. Margie hatte die Idee mit dem Poster und dem
Playboy des Monats
-Unsinn gehabt, und er hatte beschlossen, sie eine Zeitlang zu schneiden! Aber ohne Erfolg. Margie zeigte sich vollkommen unbeeindruckt und fand nach wie vor, dass ihre Idee die beste Reklame war, die sich das Huntley-Hospital wünschen konnte!
“Margie kümmert sich um die Aufnahme der Patienten unserer Notfallambulanz, aber auch der normalen Ambulanz nebenan. Unsere Schwestern arbeiten nach dem Prioritätsprinzip. Blut vor Knochen, Atmung vor Blut! Das ist natürlich nur eine Groborientierung. Sie wissen, was ich meine?”
“Wenn jemand umgekippt, dann kümmere dich zuerst um ihn, und lass den eingewachsenen Zehennagel warten, richtig?”
Er warf ihr einen Blick zu, sicher, dass sie über ihn lachte, aber ihr Gesicht war ernst, die Lippen geschlossen, die Augen groß und unschuldig.
“Richtig!” Er nickte bestätigend und öffnete die Tür zum Aufenthaltsraum.
“He, wie war dein Wochenende, Mr. Playboy?”
“Wie wohl? Er wird wie immer auf seine Kosten gekommen sein!”
“Warum auch nicht? Bist du neidisch? Als eingefleischter Junggeselle hat er alle Freiheiten der Welt, nicht wahr, Pete?”
Die vier Schwestern lachten ungeniert und begrüßten ihn wie einen vertrauten Bruder! Er rollte mit den Augen, überging ihre anzüglichen Bemerkungen, und stellte Dr. Crane vor.
“Nennen Sie mich Anna”, bat sie. “Ich habe vier Jahre pausiert und hoffe, dass Sie ein Auge auf mich haben und mich vor den gröbsten Schnitzern bewahren!”
Zustimmendes Nicken von den Schwestern. Frauen unter sich! Er hatte nicht mit dieser Schonung rechnen können. Im Gegenteil! Wochenlang hatten sie ihm die kleinsten Fehler vorgehalten und ihn damit genervt. Und nun das!
“Es wird Zeit, dass wir endlich ein paar Krankenpfleger bekommen”, murrte er und verschwand mit Dr. Crane in seinem Büro, um ihr das Softwareprogramm zu erklären. Keine gute Idee, wie sich herausstellte, weil er sich über ihre Schulter beugen musste und dabei den Duft ihres Parfüms einatmete
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