Bianca Arztroman Band 0011
Joanna wird eine Weile bei Ihnen bleiben, bis Sie sich besser fühlen. Bitte kontrollieren Sie alle fünfzehn Minuten Ihre Atemfunktion. Ich komme später wieder vorbei.”
Er folgte Wendy in Kabine sechs, wo ein Mann mit Bauchschmerzen auf ihn wartete. Als er an Kabine drei vorbeikam, wusste er, dass Anna Crane das Kind von der Perle befreit hatte. Laute Stimmen, des Lobes voll, drangen an sein Ohr.
Eigentlich hätte er sich freuen müssen. Stattdessen verspürte er ein seltsames Unbehagen! Ob es daran lag, dass Anna eine Frau war? Er verwarf den Gedanken sofort. Nein, er hatte schon oft mit jungen Ärztinnen zusammengearbeitet. Er kam gut mit ihnen aus, schätzte ihre Zuverlässigkeit, ihre Solidarität, Eigenschaften, die bei männlichen Kollegen weniger ausgeprägt waren!
Der Mann in Kabine sechs hieß Albert Smith, wie er von Kim erfuhr. Sie reichte ihm den ausgefüllten Aufnahmebogen, den er gründlich studierte.
“Es geht Ihnen schon eine ganze Weile schlecht, nicht wahr?”
Der alte Mann nickte. “Oh ja, Doc. Darauf können Sie Gift nehmen! Jeden Tag hab ich gehofft, dass es wieder besser wird. Aber es wurde schlimmer.”
Pete nickte und begann mit der Untersuchung. Er tastete Alberts verspannten Leib sorgfältig ab. “Wie klappt es mit Ihrer Verdauung?”, wollte er wissen.
“Gut, Doc. Ganz gut. Nur in den letzten Tagen nicht mehr so richtig …” Er warf einen scheuen Blick auf Kim, unsicher, ob er in Gegenwart einer jungen Frau über solche Dinge sprechen konnte. Dann zuckte er heftig zusammen, als Pete eine bestimmte Stelle abtastete.
“Hatten Sie irgendwann einmal eine Operation? Im Darmbereich?”
Albert schüttelte den Kopf.
Pete unterdrückte einen Seufzer. Also keine Hoffnung auf alte Narbenverwachsungen, die für einen Darmverschluss sorgen könnten. Dafür eine andere, fatalere Diagnose. Krebs!
“Okay, wir werden die Ursache für Ihre Beschwerden herausfinden”, versprach er und steckte sein Stethoskop zurück in die Kitteltasche. “Kim wird Ihnen zuerst Blut abnehmen und Sie anschließend in die Röntgenabteilung bringen. Wir brauchen ein paar Bilder von Ihrem Innenleben, Albert. Sobald Sie wieder zurück sind, bekommen Sie eine Infusion. Sie brauchen Flüssigkeit, damit Ihr Kreislauf stabil bleibt.”
Er hörte Dr. Cranes Stimme in Kabine eins und sah neugierig durch den Vorhangspalt. Anna saß neben einer weinenden Frau, die den Kopf gesenkt hielt. Sie hatte blaue Flecken an beiden Oberarmen.
“Ihr Nasenbein ist gebrochen und muss geschient werden, damit es wieder gerade zusammenwachsen kann. Das ist wichtig für die Atmung”, erklärte sie mit ruhiger Stimme.
Die Frau schüttelte den gesenkten Kopf. “Aber so kann ich nicht nach Hause gehen”, wandte sie ein. “Er wird sofort sehen, dass ich beim Arzt war und alles erzählt habe!”
Pete ballte die Fäuste, um die aufkommende Wut in Zaum zu halten. Am liebsten hätte er die weinende Frau gepackt und den Namen des Täters aus ihr herausgepresst!
“Müssen Sie denn zurück?”, fragte Anna.
“Ja … wegen Mum. Sie braucht mich. Sie ist krank, und er schlägt sie, wenn ich nicht da bin!”
Das war zu viel! Pete betrat die Kabine. Sein Gesicht war rot vor Wut. “Ich bin Pete Jackson”, sagte er, “und ich denke, dass ich Ihnen helfen kann.” Er ergriff die Hände der jungen Frau und hielt sie fest. “Ganz in der Nähe gibt es einen sehr schönen, sicheren Aufenthaltsort für Sie und Ihre Mutter. Sie können dort bleiben, bis Sie wieder gesund sind, und dann in Ruhe entscheiden, was geschehen soll. Wir können sofort einen Wagen schicken, der Ihre Mutter abholt und hierher bringt. Sie brauchen nur zuzustimmen!”
Die Frau sah auf, und Pete schluckte. Sie sah noch schlimmer aus, als er befürchtet hatte. Ihre Nase war eine unförmig geschwollene Masse. Blaurote Striemen liefen senkrecht über Stirn, Wangen, bis hin zu der aufgesprungenen, blutenden Oberlippe. Er warf Anna einen wilden Blick zu.
“Dr. Jackson hat Recht”, sagte sie. “Es ist Zeit, dass Sie gehen. Zu Hause werden Sie nicht mehr zur Ruhe kommen.”
Die junge Frau schwankte. “Mum wird nicht mitkommen”, flüsterte sie verzweifelt. “Und ich kann sie nicht allein lassen!”
Pete fuhr hoch. “Warum will sie nicht weggehen? Ich kann …”
Anna berührte leicht seinen Arm, und er schwieg. “Ist Ihr Vater heute zu Hause?”, wollte sie wissen.
“Nein, er ist mit Freunden zum Fischen. Er kommt morgen zurück.”
“Wie lange sind Ihre
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