Bianca Arztroman Band 0011
und ganz nebenbei einen Blick in ihren Ausschnitt werfen konnte! Sie hatte einen aufregenden Brustansatz, fand er. Ob sie auf diese Art und Weise Ehemann Nummer eins und Nummer zwei an Land gezogen hatte? Auf die naive Tour, die so manchen Mann um den logischen Verstand brachte?
“Pete, wir brauchen einen Arzt! Ein gebrochener Zeh, wenn du mich fragst!” Es war Wendy, die ins Zimmer kam und abrupt das Computerstündchen beendete. “Carol hat die Mutter und das Kind in Kabine eins gebracht. Wenn du gehst, Pete, werde ich Anna in der Zwischenzeit unsere Medikamenten- und Verbandsschränke zeigen.”
Er schüttelte den Kopf. “Nein, Dr. Crane soll sich um den Zeh kümmern. Je eher der Sprung ins kalte Wasser erfolgt, desto besser.”
Sie überging seine schulmeisterliche Bemerkung, als wäre sie nie gesagt worden, stand auf, schlüpfte in den weißen Kittel, stopfte Stethoskop, Notizblock und Kuli in die Taschen und verließ schwatzend mit Wendy das Zimmer.
Er ließ sie gehen, wartete eine knappe Minute, ehe er ihr folgte. Beobachtete, wie sie mit der aufgebrachten Mutter umging.
“Das hat er davon! Er hat seinen Bruder getreten! Jetzt muss er dafür büßen! Er weiß genau, wie viel ich um die Ohren habe, Frau Doktor!”
Anna nickte und bat die Frau, in der Ecke Platz zu nehmen. Dann beruhigte sie den Jungen.
“Ich weiß, wie weh das tut”, sagte sie mitfühlend, während sie den Fuß untersuchte. “Ich habe dasselbe erlebt, als ich so alt war wie du. Ich bin die Treppe heruntergefallen und habe mir den Zeh verletzt. Aber ich konnte es keinem sagen, weil ich eigentlich im Bett sein sollte. So humpelte ich eine Weile herum, bis sich der Zeh von allein wieder gebessert hat.”
Und deine Eltern habe nichts bemerkt? dachte Pete zynisch. Ammenmärchen!
Aber sie versorgte den Zeh fachmännisch, so wie er es auch getan hätte, verordnete Ruhe, Schonung und ein Schmerzmittel. Doch ein gebrochener Zeh war nichts Besonderes. Jede seiner vier Krankenschwestern hätte diese Verletzung versorgen können. Kein Grund, in vorzeitige Lobeshymnen auszubrechen.
“Ein Asthmaanfall in Kabine vier! Ein Kind mit einer Perle in der Luftröhre in Kabine drei”, rief Wendy.
“Haben Sie einen Wunsch?”, fragte er, nachdem Anna sich von ihrem kleinen Patienten verabschiedet hatte.
“Bestimmen Sie”, bat sie.
“Okay, kümmern Sie sich um das Kind. Ich übernehme die Asthmaattacke.”
Joanna war bei der Patientin, als er den Raum betrat. Eine junge Frau namens Sandy, mit Sauerstoffmaske über Mund und Nase. Es fiel ihr schwer, seine Fragen zu beantworten. “Ich glaube, es war das Heu. Eine andere Erklärung habe ich nicht”, sagte sie keuchend.
Er nickte und überflog die Liste mit den speziellen Fragen für Asthmakranke. Joanna hatte sie schon ausgefüllt. “Wann hat die Atemnot begonnen? Kam sie plötzlich, oder hat sie sich langsam entwickelt?”, fragte er.
Sandy schob die Maske zur Seite. “Es begann gestern Abend. Ich war auf einer Party, die die Pfadfindergruppe organisiert hatte. Die Dekoration bestand unter anderem aus Heuballen. Ich bin normalerweise nicht allergisch auf Heu, hatte auch meine Medikamente genommen, aber es ging mir zunehmend schlechter. Irgendwann entschloss ich mich, die Party zu verlassen und nach zu Hause zu gehen. Ich legte mich ins Bett, aber nichts besserte sich. Im Gegenteil!”
“Was gab es noch außer den Heuballen?”, fragte Pete.
Sandy zuckte die Schultern. “Alles Mögliche. Das typische Farm-Dekor! Alte Sättel, Zügel, ausgestopfte Tiere, eine morsche Kutsche …”
“Reagieren Sie allergisch auf Pferde?”
“Da waren keine Pferde. Ja, ich bin allergisch auf Pferde. Aber ich habe kein Pferd gesehen!”
“Es können die Pferdehaare in den alten Sätteln und Zügeln gewesen sein. Und das Heu dazu. Sie haben seit vielen Jahren Asthma und kennen sich aus. Wie schätzen Sie diese Attacke ein? Ist sie stark, sehr stark oder außer Kontrolle?”
Sandy überlegte nicht lange. “Zwischen stark und sehr stark.”
Wieder nickte er und reichte ihr den Peak-Flow-Meter, ein Atemstoßmessgerät, zur Kontrolle der Atemfunktion. Sie blies hinein, und er las den Wert ab. Er war sehr niedrig. Sandy hatte den Anfall richtig beurteilt.
“Welche Therapie hilft Ihnen erfahrungsgemäß am besten bei solchen Anfällen?”, wollte er wissen.
“Das Inhalationsgerät mit einem Bronchospasmolytikum.”
“Okay, Sandy, wir werden Sie ein paar Stunden hier behalten und Sie therapieren.
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