Bianca Arztroman Band 0011
Arztpraxen montags ähnlich zugeht. Ich denke, dass sich die Leute um keinen Preis um ihr freies Wochenende bringen wollen! Also legen sie ihre Beschwerden auf Eis. Montag ist auch noch ein Tag, nicht wahr? Außerdem der Beginn einer neuen Arbeitswoche! Warum zur Arbeit gehen, wenn man sich schlecht fühlt? Dann doch lieber zum Doktor!”
Sie lachte. Dann lächelte sie … aber nicht seinetwegen! Bill lungerte an ihrem Auto herum!
“Hi! Ich wollte nicht in der Klinik auftauchen. Deshalb habe ich hier auf dich gewartet.” Er sah auf seine Armbanduhr. “Ich sollte ein Wörtchen mit deinem Chef über die Einhaltung von Arbeitszeiten sprechen! Du hättest schon vor einer halben Stunde frei gehabt!”
“Heute bin ich sogar früh dran”, erwiderte Anna, immer noch lächelnd.
Sie duzen sich schon! Der Kerl ist ein Schleimer! Wer weiß, was er noch alles probiert hat! Pete spürte, wie sich seine Hand zur Faust ballte. Ganz mechanisch. Ohne sein Zutun!
“Ich wollte mich noch mal für die Heimfahrt bedanken”, fuhr Bill fort. “Dein Charme und deine Schönheit haben mich so benebelt, dass ich ganz vergaß, dich um deine Telefonnummer zu bitten!”
Pete stieß einen undefinierbaren Laut aus! “Du warst benebelt, weil du meinem guten Rotwein nicht widerstehen konntest”, korrigierte er kühl.
Eigentlich wollte er die beiden in Ruhe miteinander plaudern lassen und zu seinem Auto gehen. Aber plötzlich hatte er Probleme mit den Beinen. Sie bewegten sich nicht. So blieb er stehen. Warum auch nicht? Schließlich befand er sich auf einem öffentlichen Parkplatz!
“Ich möchte mich revanchieren und dich heute Abend zum Dinner einladen”, sagte Bill und übersah Pete geflissentlich.
“Vielen Dank, Kumpel”, wehrte Pete mit gespielter Bescheidenheit ab. “Heute nicht. Vielleicht morgen!”
Aber Anna lachte über seinen Scherz nicht. Die Situation war ihr peinlich. Das sah man.
“Es tut mir leid, Bill”, sagte sie errötend, “aber während der Woche gehe ich niemals abends aus. Ich habe zwei Schulkinder zu Hause, und die Abende sind ausgefüllt.” Sie schloss ihre Wagentür auf und Pete wusste, dass er jetzt endgültig verschwinden musste, wenn er sich nicht komplett zum Narren machen wollte.
Mit großer Anstrengung schaffte er die paar Meter bis zu seinem Auto, schloss auf und klemmte sich hinter das Steuer.
Lass sie ihn Ruhe, befahl er sich streng. Sieh dich nicht um! Aber er sah sich um, und ihm wurde glühend heiß! Bill hatte sich über Anna gebeugt und sie tatsächlich geküsst! Auf die Wange!
Egal! Ihre Wange war ganz nah ihren Lippen! Diesen aufregenden Lippen, von denen er schon geträumt hatte! Die er so gern einmal geküsst hätte!
Der Gedanke schockierte ihn!
Was hatte er damit zu tun? Nichts! Gar nichts! Er regte sich nur auf, weil er Bill nicht über den Weg traute. Bill war ein guter Kumpel für ihn! Aber kein passender Partner für Anna! Plötzlich dachte er an Josh. Der Junge würde ihm Recht geben. Ein anderer Mann musste her! Irgendwie musste er versuchen, die aufkeimende Beziehung rechtzeitig zu stoppen.
Vielleicht sollte er tatsächlich einmal mit Josh darüber reden!
Auch über Ken, entschied er am nächsten Tag, als Anna für ein paar Minuten in der Kantine verschwand.
“Ken Riddell hat gerade angerufen”, verkündete Margie überflüssigerweise. “Ob sich da etwas anbahnt?”
Pete gab sich gleichmütig, aber innerlich kochte er!
Hatte Ken Riddell Tomaten auf den Augen? Sah er nicht, dass die blonde Linda von der Radiologie viel besser zu ihm passte?
Warum eigentlich? fragte er sich wenig später, als sein Verstand wieder etwas besser funktionierte. Ob Anna oder Linda? Es ging ihn nichts an!
Fairerweise musste er zugeben, dass Ken nicht mit Bill zu vergleichen war. Eigentlich passte er sehr gut zu Anna. Er hatte den besten Ruf in der Klinik und war weder ein Frauenheld noch ein Abenteurer! Als Facharzt für Frauenheilkunde verstand er wahrscheinlich mehr von der weiblichen Psyche als er!
Er schüttelte den Kopf und ärgerte sich, dass er sich dauernd von unnützen Gedanken ablenken ließ. Sein Auto fiel ihm ein. Es musste zur Inspektion. Er rief seine Werkstatt an und vereinbarte einen Termin. Er grinste. Die Werkstatt lag zwischen Annas Haus und der Klinik. Er konnte sie bitten, ihn morgen früh dort abzuholen und am Abend, nach der Arbeit, wieder mitzunehmen.
Eine gute Gelegenheit, sich während der Fahrt vorsichtig nach dem aktuellen Stand der Dinge zu erkundigen,
Weitere Kostenlose Bücher