Bianca Arztroman Band 0011
unglücklich! Im Gegenteil. Fast hätte man sagen können, dass sie heiter gestimmt war! Eine unglaubliche Geschichte schien wahr geworden zu sein! Tim und Janice, das ungleiche Paar, hatten sich tatsächlich ineinander verliebt!
Pete ließ die drei allein und eilte mit Carol in Kabine zwei, wo sich ein Patient unter kolikartigen Bauchschmerzen krümmte.
“Ich habe ein Haus, und ich sehe nicht ein, warum ich nicht darin wohnen kann”, erklärte Janice mit neuer Festigkeit. “Tim und sein Hund kommen mit!”
“Natürlich kann ihr Vater auch dort bleiben”, erklärte Tim großmütig, “aber wenn er sich wieder danebenbenimmt, dann sehe ich rot!” Er musterte seine genesende Hand. “Notfalls mit links!”
Pete grinste, als er Tims laute Stimme vernahm. Wenigstens ein Problem weniger, dachte er zufrieden, während er seinen schmerzgeplagten Patienten gründlich untersuchte.
“Sie leiden unter einer Darmreizung”, sagte er schließlich, nachdem er den Mann ausführlich nach Allergien und anderen Details seiner Krankengeschichte befragt hatte. “Ich werde Ihnen ein krampflösendes Mittel verabreichen, das Sie müde macht. Sie können sich eine Weile hier ausruhen. Aber in den nächsten Tagen sollten Sie unbedingt einen Spezialisten aufsuchen. Ich schreibe Ihnen eine Überweisung aus.”
Sie arbeiteten wie am Fließband! Anna übernahm eine schwangere Frau mit Verdacht auf Frühgeburt, untersuchte sie und verständigte umgehend die Entbindungsstation. Höchste Eile war geboten, und wenige Minuten später erschienen zwei Schwestern, um die Frau schnurstracks in den Kreißsaal zu bringen!
Pete freute sich wieder einmal über seine tüchtige neue Kollegin. Aber dann fiel ihm dieser Ben ein, und seine Laune sank! Er ließ seine schlechte Stimmung an Margie aus, die einen neuen Notfall ankündigte und schämte sich furchtbar, weil sie ihn ansah wie ein verwundetes Reh!
Der Notfall war ein zehnjähriger Junge mit einem zerquetschten großen Zeh! Er war in Begleitung seiner Mutter, die wahnsinnig gestresst und wütend wirkte.
“Wie ist denn das passiert?”, fragte Pete neugierig.
Der Junge grinste, trotz der Schmerzen. “Das sage ich nicht”, erklärte er einfach.
Seine Mutter bekam einen hochroten Kopf. “Er hat den Fuß absichtlich unter den Autoreifen gehalten, weil er testen wollte, ob das wehtut! Er hat nur Unsinn im Kopf. Und seinen Bruder hat er so lange weich geklopft, bis er bereit war, die Handbremse des Autos zu lösen!”
Pete betrachtete den Schaden. “Ich fürchte, du wirst um eine Operation nicht herumkommen! Dabei hast du noch Glück gehabt. Du hättest dir den ganzen Fuß kaputtmachen können! In Zukunft wäre es besser, du würdest von solchen Experimenten absehen!” Er ging ans Telefon und informierte den Mikrochirurgen. Dann wandte er sich an die Mutter. “Er muss sofort operiert werden. Bei Verletzungen dieser Art darf man nicht zuwarten.”
“Meinen Sie, dass der Fuß wieder in Ordnung kommt?”, fragte die Mutter ängstlich.
“Ja, davon bin ich überzeugt.”
Der Krankenpfleger von der Chirurgie kam, um den Jungen abzuholen. Oh, welch Wunder! Der coole, experimentierfreudige Junge zeigte plötzlich eine ganz andere, kindliche Seite. Er klammerte sich an seine Mutter und weigerte sich, dem Pfleger zu folgen.
“Bist du Fußballspieler, Robert?”, fragte Pete ablenkend.
“Ja …”
“Dann lass dir den Zeh wieder zusammenschustern, Junge, sonst kannst du den Fußball für immer vergessen!”
Das wirkte. Roberts psychischer Schwächeanfall verging ebenso schnell, wie er gekommen war.
Anna tauchte auf, nachdem sie eine weitere Patientin stationär aufgenommen hatte. Sie griff sich an den Nacken und massierte die verspannten Muskeln. “Heute komme ich mir wirklich wie bei einem Katastropheneinsatz vor”, erklärte sie lachend. “Die Patienten passieren unsere Station und landen anschließend in den oberen Etagen!” Ihre Augen verdunkelten sich, und er wusste, dass sie an Naomi Wilson dachte, die auf der Kinderstation lag. “Ich bin froh, dass ich nicht gearbeitet habe, als Jackie und Josh noch jünger waren”, fuhr sie fort. “Ich wollte nicht, dass sie Schlüsselkinder wurden, wie Naomi Wilson! Sie sollten wissen, dass jemand für sie da war, jemand, der Zeit hatte und ihnen das Gefühl gab, dass sie ihr Zuhause nicht verloren hatten. Ich wollte ihnen helfen, den Verlust ihres Vaters zu verkraften. Ich wollte, dass sie seelisch gesund blieben.” Sie lächelte
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