Bianca Arztroman Band 0011
mir gestern, als es um Ihr Auto ging.”
“Sie machen mich neugierig! Was ist es?”
Sie kaute unschlüssig auf der Unterlippe. Ihre roten Locken leuchteten in der morgendlichen Herbstsonne.
“Ich beiße nicht”, ermunterte er und bewunderte die leuchtende rote Haarpracht.
Sie nickte. “Okay. Die meisten unserer Notfallpatienten, außer den Unfallopfern, sind Menschen ohne Hausarzt, ohne regelmäßige medizinische Vorsorge und Behandlung, richtig?”
“Richtig”, bestätigte er. “Sie kümmern sich erst um ihre Gesundheit, wenn es gar nicht mehr anders geht. In diesem Zustand landen sie dann bei uns. Ich habe immer gedacht, dass man solche Notfälle verhindern könnte. Allen wäre damit gedient. Die Leute wären nicht so krank, wir nicht so überfordert und die öffentlichen Kassen nicht so leer!”
“Ja, genau das denke ich auch! Mir schwebt so eine Art Inspektion vor, wie der Kundendienst beim Auto. Wir lassen unsere Autos regelmäßig überprüfen und Mängel ausbessern, nicht wahr? Warum tun wir nicht dasselbe mit unserem Körper? Dabei denke ich nicht nur an unsere Notfallpatienten! Ich denke auch an die Klinikangestellten. Ich weiß, dass wir unsere Ambulanz aufsuchen dürfen, wenn wir krank sind, aber was ist mit einem regelmäßigen Check-up? Sie wissen so gut wie ich, dass ärztliches und pflegerisches Personal die schlimmsten Krankheitsverleugner der Nation sind! Wenn einer von uns Schmerzen hat, dann greift er zur Tablette wie andere zum Essen! Wenn wir uns krank fühlen, dann ignorieren wir die Symptome so lange, bis es zu spät ist! Hat ein Patient dieselben Symptome, dann überschlagen wir uns vor Engagement! Irgendetwas läuft da schief …”
“Sie denken an Ihren Mann?”
“Ja. Aber er war keine Ausnahme. Wir predigen gesundes Leben, doch wie leben wir? Wie viel Sport treiben Sie, Pete? Was mich betrifft, so renne ich den ganzen Tag von Kabine zu Kabine, und abends tun mir die Füße weh. Aber ist das die richtige Bewegung?” Sie schüttelte den Kopf. “Sicher nicht! Müde Füße sind kein Zeichen von gesundem Lauftraining, nicht wahr?”
“Nein, jedenfalls nicht in Ihrem Fall, Anna. Aber wissen Sie, dass das Huntley-Hospital eine große Sporthalle und einen Swimmingpool hat? Beide Einrichtungen werden so gut wie nicht benutzt! Wenn die Leute frei haben, dann wollen sie Tapetenwechsel!”
Sie nickte, aber er sah an der Art, wie sie ihr Kinn hob, dass sie entschlossen war, ihren Plan weiter zu verfolgen.
Die Tage vergingen. Sie waren insgesamt ruhiger als zu Anfang der Woche. Pete hatte weniger von Anna gesehen als sonst. Tatsache war, dass er absichtlich ihre Nähe mied und Arbeit vorschützte, wenn sie ein Gespräch vorschlug.
Umso überraschter war er, als Freitagnachmittag Alan Carr, der Klinikdirektor, während des wöchentlichen Meetings auf Annas Vorschlag zu sprechen kam!
“Die Idee der Gesundheitsvorsorge kam aus der Notfallabteilung”, sagte er und warf Pete einen lobenden Blick zu. “Wie Dr. Jackson und Dr. Crane festgestellt haben, wären die meisten Notfälle zu vermeiden, wenn die Leute sich etwas mehr um Prävention und Therapie kümmerten.”
Pete biss die Zähne zusammen und ließ das unverdiente Lob über sich ergehen!
“Okay, wir können die Bevölkerung nicht zu ihrem Glück zwingen”, fuhr Alan fort, “aber wir können mit gutem Beispiel vorangehen! Alle Angestellten unserer Klinik, vom Reinigungspersonal über die Küche und Verwaltung bis hin zu den Pflegern, Schwestern, Therapeuten und Ärzten sollten sich an einem Gesundheitsvorsorgeprogramm beteiligen. Schließlich haben wir alles im Haus, nicht wahr? Davids Abteilung würde sich um die regelmäßigen medizinischen Check-ups kümmern, die Diätassistenten um unsere Ernährung, die Physiotherapeuten um unsere Kondition, und so weiter! Ich denke, dass jeder von uns angesprochen ist”, sagte Alan und warf einen strengen Blick in die Runde.
Beifälliges Gemurmel von allen Seiten. Pete hätte allen Grund zur Freude gehabt! Stattdessen war er sauer!
Sauer auf Anna, die ihn neugierig ansah, als er vom Meeting zurückkam. Er ließ sie zappeln! Erkundigte sich nach dem Stand der Dinge in der Ambulanz. Im Augenblick gab es nichts für ihn zu tun, erfuhr er von ihr. Er nickte flüchtig und verschwand in seinem Zimmer.
Er musste nachdenken! Über Anna. Und über seine Gefühle. Warum war er verärgert? Sie arbeitete zu viel! Sie hatte einen langen Tag in der Klinik und ein großes Haus mit zwei
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