Bianca Arztroman Band 0026
gebauten Mannes, den er zuletzt gesehen hatte. Nur seine jahrelange Übung half ihm, seinen Schrecken zu verbergen, als er sich zu seinem alten Feind ans Bett setzte.
“Na, Sam”, begann er ruhig, “du hast also vor, dich aus dem Staub zu machen, ehe mein Sohn geboren wird. Nur weil du die Vorstellung nicht erträgst, er könnte so wie ich aussehen.”
“Ich … mach mich nicht aus dem Staub”, keuchte Sam. “Nicht, bevor du und Olivia den Schlamassel wieder in Ordnung bringt … den ihr angerichtet habt. Ich bin nicht so wie du, Grant Madison. Ich lasse keine halben Sachen unerledigt zurück.”
“Wenn ich es nicht besser wüsste, Sam, würde ich fast annehmen, du willst uns wieder zusammensehen.”
Sam verzog das Gesicht mühsam zu einer Grimasse, die vielleicht ein Lächeln sein sollte. “Wäre vielleicht keine … schlechte Idee. Irgendjemand muss aus dir ja einen anständigen Kerl machen, ehe das Kind auf die Welt kommt.”
Grant beugte sich vor und blickte seinem Exschwiegervater in die Augen. “Da hast du Recht. Deswegen habe ich Olivia auch einen Heiratsantrag gemacht. Das Dumme ist nur, sie will nicht. Weil sie meint, wir beide würden nicht miteinander auskommen. Also, gib dein One-Way-Ticket zurück, denn ich lasse mir meine Pläne nicht versauen, weil du mir unter den Händen wegstirbst.”
Diesmal kam ein heiseres Lachen aus Sams Kehle. “Verdammt, Madison, das … Vergnügen gönne ich dir nicht!”
“Das ist gut.” Grant musste schlucken. “Denn jedes Kind verdient es, einen Großvater zu haben, und in meiner Familie gibt es keine mehr. Also, wappne dich und denk darüber nach, Sam, während ich zu deiner Tochter zurückgehe. Sie lässt dir übrigens ausrichten, dass sie dich liebt. Aber morgen früh komm ich wieder. Am Empfang habe ich eine Nachricht hinterlassen, dass man mich ruft, wenn du mich in der Nacht brauchst.”
“Kümmere du dich um Olivia”, sagte Olivia. “Und die Schwestern hier kümmern sich um mich.”
Die Ahornbäume trieben schon wieder die ersten Knospen, als Olivias Vater endlich wieder nach Haus durfte. Und Olivia wusste, ohne Grant hätte er den Kampf um sein Leben verloren.
Wann immer es ihm möglich gewesen war, fuhr Grant sie ins Krankenhaus, kümmerte sich persönlich um Sams Behandlung und Heilung. Er hielt ihr die Hände, massierte ihr die Schultern und küsste ihre Wangen. Aber nach dieser schrecklichen Nacht, in der sie gedacht hatte, ihr Vater würde sterben, hatte er ihren Wunsch respektiert und das Thema Heirat nie wieder angesprochen.
Es sah so aus, als hätte er die Vorstellung, ihr Ehemann zu werden, ad acta gelegt und würde sich mit einer Freundschaft begnügen.
Er war rücksichtsvoll, ging mit ihr ab und an essen oder brachte kleine Geschenke mit, wenn er kam.
Hör endlich auf, so nett zu sein, und fang an, Forderungen an mich zu stellen, hätte sie ihn am liebsten angefleht.
Sie überlegte, ob ihre Schwangerschaft vielleicht schuld war, dass sie sich so nach ihm sehnte.
“Bei manchen Frauen ist es so, habe ich gelesen”, kicherte Bethany, als sie sich ihr anvertraute. “Sie können nicht genug Sex bekommen. Andere wollen überhaupt nichts damit zu tun haben. Wenn ich du wäre, würde ich eines Abends Taten sprechen lassen, und dann wäre es gelaufen. Ich bin sicher, er ist bereit, dir den Gefallen zu tun.”
Wenn sie es doch nur gewagt hätte! Aber es gab eine dünne Wand zwischen ihnen, die ihn auf Distanz hielt.
“Bist du morgen hier, wenn Dad nach Haus kommt?”, fragte sie ihn am Tag davor.
“Ich glaube nicht. Er wird ziemlich müde sein und keinen Besuch haben wollen.”
“Du bist mehr als ein Besucher, Grant, und ich glaube, er möchte dich sehen. Er hat sich ziemlich an dich gewöhnt, falls es dir noch nicht aufgefallen ist.”
“Das geschieht öfters bei Patienten, die eine schwere Zeit im Krankenhaus durchmachen. Lass ihm ein paar Tage Zeit, sich wieder an zu Hause zu gewöhnen.”
“Soll das heißen, ich sehe dich auch nicht?”, fragte sie leise.
Er tätschelte ihr den Bauch. “Wir sehen uns auch weiterhin, keine Bange, Olivia.”
Aber nur des Babys wegen, dachte sie bedrückt.
Der Rest der Woche ging vorbei. Grant rief mehrere Male an, kam aber nicht vorbei. Schließlich hatte sie genug. Sie wählte seine Nummer im Krankenhaus und kam gleich zur Sache.
“Meidest du mich, Grant?”
“Natürlich nicht”, erwiderte er freundlich.
“Gut. Dann komm am Samstag zum Abendessen. Du fehlst
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