Bianca Arztroman Band 0031
den Verantwortlichen, dass sie auf Suzannahs Anweisung hin das Medikament gestrichen hatte, und Nigel leugnete, überhaupt etwas damit zu tun gehabt zu haben.
Als sie ihn darauf ansprach, erklärte er: “Ich soll das angeordnet haben? Jeder Arzt weiß, dass eine so drastische Veränderung fatale Folgen haben kann.”
“Du lügst!”, rief Suzannah. “Es war dein Vorschlag, nicht meiner! Du konntest ja nicht mehr klar denken. Ich habe sogar noch gefragt, ob du dir deiner Entscheidung sicher bist.”
“Denkst du wirklich, irgendjemand wird dir glauben, Dr. Harding?”, sagte er, ohne sie anzusehen. Und in dem Moment erkannte Suzannah sein wahres Wesen.
Sie blickte ihn unterkühlt an und zwang sich, nicht in Panik auszubrechen. Sie war unschuldig. Das wusste sie. Aber sofort stieg ein Schuldgefühl in ihr auf. Wenn sie doch nur darauf bestanden hätte zu bleiben, dann wäre das Kind noch am Leben.
In den darauf folgenden Erklärungen, die sie vor der Direktion des Krankenhauses machen musste, beteuerte sie ihre Unschuld. Sie musste den verzweifelten Eltern begegnen, die gegen das Krankenhaus Anklage erheben wollten, und da war die Presse.
Natürlich bedeutete dieser Vorfall das Ende ihrer Verlobung. Sie war dumm genug gewesen, sich von seinem charmanten Äußeren in die Irre führen zu lassen, anstatt nach einer inneren Qualität zu suchen.
Malcolm Stennet stand ihr während des Disziplinarverfahrens zur Seite. Er hatte betont, dass sie eine Vierundzwanzigstundenschicht hinter sich hatte und Nigel gerade von einer abendlichen Verabredung kam, wo er ganz offensichtlich etwas getrunken hatte.
Gerade als Suzannah jede Hoffnung aufgegeben hatte, mischte sich die Krankenschwester ein, die damals mit am Bett des Kindes gestanden hatte. Sie erklärte, dass sie sich nicht mehr sicher sei, wer ihr die Anweisung gegeben hatte, und dass es ebenso Dr. Summers hätte gewesen sein können.
Suzannah war entlastet. Es gab niemanden, der nicht den Verdacht hatte, dass Nigel eine falsche Aussage gemacht hatte. Aber sein bisher ausgezeichneter Werdegang ließ ihn mit einem blauen Auge davonkommen.
Suzannahs Erleichterung war grenzenlos. Aber der Vorfall hatte ihr die Freude an ihrer Arbeit genommen. Es gab für sie nach dem unnötigen Tod dieses Kindes kein Zurück mehr.
Die Einladung von John kam nach den Ereignissen sehr willkommen.
Und jetzt war sie erneut einem Mann begegnet, der sie in Flammen gesetzt hatte. Er wollte, dass sie gemeinsam arbeiteten. Aber was würde Lafe sagen, wenn er von ihrer Vergangenheit erfuhr?
Es war unmöglich, ihm den Tod des Kindes zu gestehen. Suzannah konnte es nicht ertragen, dass Lafe schlecht über sie dachte, obwohl sie sich erst so kurze Zeit kannten. Möglicherweise würde er sogar sein Angebot zurückziehen …
Ich werde ihm davon erzählen, noch bevor ich den Job annehme, versprach sie sich.
Nach Malcolms Angaben war Nigel an ein renommiertes Krankenhaus in London gegangen. Er hatte viele Fähigkeiten auf dem medizinischen Sektor, und Suzannah war sich sicher, dass er trotzdem weiterhin sehr erfolgreich sein würde.
Sie rief Lafe am nächsten Morgen an und gab ihm die Zusage.
“Das ist wunderbar, Suzannah,” sagte er mit seiner liebenswerten kanadischen Art, Worte auszudehnen. “Das muss gefeiert werden, finden Sie nicht?”
Sie lachte über den Vorschlag. “Sollten wir damit nicht warten, bis ich angenommen bin?”
“Warum? Wir können doch auch ein zweites Mal feiern.”
“John und Debbie würden Sie gerne treffen. Sie laden Sie zu einem Brunch am Sonntag ein, wenn Sie Zeit haben. “
“Der große Bruder möchte wohl ein Auge auf mich werfen?”, fragte er zerknirscht.
Suzannah konnte das nicht abstreiten. Ihr Bruder hatte längst bemerkt, dass dieser fremde Mann ihr neue Kraft gab.
“Gut. Zu welcher Zeit soll ich kommen … und wo wohnt Ihr Bruder?”
“Über die Ereignisse in England wird kein Wort verloren”, sagte Suzannah zu ihrem Bruder und Debbie, während sie in der Küche standen und Vorbereitungen trafen.
Gesalzenes Rindfleisch, ein köstlicher Elch-Eintopf und zum Nachtisch gab es Eis mit Moltebeeren. Moltebeeren waren die kleinen, aprikosenfarbenen Beeren, die in Neufundland als eine der beliebtesten Delikatessen galten.
“Ich möchte Lafe selber im richtigen Augenblick davon erzählen. Er soll erst sehen, dass man sich auf mich verlassen kann.”
“Sieh an!”, bemerkte John mit einem Grinsen. “Sind wir nicht plötzlich wieder guten Mutes
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