Bianca Arztroman Band 0031
geht, wer sich um den eingeklemmten Mann kümmert … du hast doch nicht geglaubt, dass ich dich in den Wagen kriechen lasse, während ich daneben die angenehme Arbeit verrichte?”
Suzannah schüttelte den Kopf. “Nein! Darum geht es nicht.” Und mit einer Direktheit, die ihr selber Furcht einflößte, fügte sie hinzu: “Ich bin nur nachdenklich über dein ganzes Verhalten.”
“Was meinst du damit?”
“Du hast die Nacht bei Linda verbracht, stimmt’s? Dir war es wohl nicht genug, mich zu verzaubern? Kein Wunder, dass du heute Morgen ununterbrochen gähnen musstest.”
“Uff!”, schnaubte er. “Ja, du solltest mich genau beobachten. Möglicherweise versuche ich heute Nacht, die schüchterne Shirley zu verführen. Vielleicht versuche ich auch, mich zwischen das Ehepaar Jones zu schmuggeln, oder ich komme mal wieder zu dir. Es soll ja gerecht zugehen.”
Er war verärgert, und Suzannah mochte ihn in dieser Stimmung gar nicht.
Es war ihre eigene Schuld. Sie war eifersüchtig. “Du kannst dich gerne lustig machen”, sagte sie versteinert. “Aber ich dachte, du wärest hier, um dich um die Kranken zu kümmern, und nicht, um einen Harem zu gründen.”
Jetzt musste Lafe lachen. Sein Ärger war verflogen, was Suzannah noch niedergeschlagener machte.
“Komm, Suzannah, die Patienten haben heute schon lange genug auf uns gewartet. Ich äußere mich zu der Harem-Bemerkung ein anderes Mal.”
“Ist es nicht herrlich, mit Dr. Hilliard zusammenzuarbeiten?”, bemerkte Shirley, als sie und Suzannah gemeinsam zu Abend aßen.
“Ja, das finde ich auch”, stimmte sie unsicher zu. Trotz der anfänglichen Verzögerung verlief der Tag sehr gut. Es waren die üblichen Fälle von Erkältungen unter den Patienten, die den Warteraum gefüllt hatten. Ein schwer übergewichtiger Mann, der Schwierigkeiten mit dem Herzen hatte, wurde gründlich untersucht und auf eine spezielle Diät gesetzt.
Und nun war es an der Zeit, sich zu entspannen, wenn es denn möglich wäre. Suzannah beschäftigte sich noch immer mit der Tatsache, dass sie sich so schnell nach dem disaströsen Ende ihrer Verlobung mit Nigel neu verliebt hatte.
Gehöre ich etwa zu den Frauen, die keinen Mann zurückweisen können, der irgendein Interesse an ihnen hat? fragte sie sich und spielte mit der Gabel im Essen herum.
Die Frage war dumm. Ihre Gefühle für Lafe waren ein deutliches Zeichen dafür, wie falsch die Beziehung mit dem englischen Kinderarzt gewesen war. Aber sie hatte daraus gelernt, den Menschen nicht mehr zu schnell zu vertrauen.
Sollte die letzte Nacht sie daran erinnern, als Lafe aus ihren Armen direkt zu Linda ging?
Während sie das Geschirr spülten, klopfte es an der Tür. Suzannah öffnete, und die Krankenschwester stand vor der Tür.
“Darf ich hereinkommen?”, fragte sie. “Ich langweile mich.”
“Warum machst du nicht da weiter, wo du mit Lafe aufgehört hast?”, entgegnete Suzannah unterkühlt.
Linda verzog das Gesicht. “Oh, erwähne es bitte nicht. Er hat mich davor bewahrt, dass ich an meinem eigenen Erbrochenen ersticke. Der Arme hat die ganze Nacht bei mir gesessen.”
Das war es also, dachte Suzannah bedrückt. Sie hätte es wissen müssen! Kein Wunder, dass Lafe verärgert gewesen war.
Es war ein bemerkenswerter Start für ihn! Seine Assistenzärztin erleidet auf dem Weg hierher eine Nackenverletzung und schmückt sich mit einem blauen Auge. Dann vergreift sich die Krankenschwester derart am Alkohol, dass er es nicht wagt, sie alleine zu lassen. Und trotz alledem war Lafe ausgeglichen … bis zu ihrer voreiligen Schlussfolgerung.
Die Situation verlangte ganz offensichtlich nach einer Entschuldigung. “Ich habe mein Portemonnaie in der Klinik gelassen”, erklärte sie den zwei Frauen. “Ich muss noch einmal weg.”
Lafes Hütte war dunkel, aber der Shogun stand ganz in der Nähe. In der Klinik brannte ebenfalls kein Licht. Unschlüssig sah sich Suzannah um.
Sie ließ ihren Blick über die von Schnee bedeckte Hügelkette wandern und überlegte, wo sie noch nach ihm suchen könnte. Da sah sie seine Silhouette sich gegen den Winterhimmel abzeichnen.
Als sie seinen Namen rief, kam er langsam den Hang hinunter, und bald sah sie, dass sein Gesicht keine Freude ausdrückte.
“Was hast du?”, fragten sie sich gleichzeitig, woraufhin Lafe kurz lächelte.
“Du zuerst”, sagte sie und hoffte, dass ihre vorige Auseinandersetzung sein Feuer nicht erstickt hatte.
“Der alte Mann, der im Auto eingeklemmt
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