Bianca Arztroman Band 0031
Suzannah beobachtete ihn kühl. Offenbar hatte er eine anstrengende Nacht gehabt. Auch die sonst so aufreizende Linda war blass und hatte Ränder unter den Augen. Ob es am Kater oder Muskelkater lag, konnte Suzannah nicht ausmachen.
Aber nachdem der Anruf sie erreicht hatte, warfen beide ihre Müdigkeit von sich und machten sich zu dritt auf dem Weg. Wayne blieb in der Klinik.
In dem verunglückten Auto hatten vier Personen gesessen. Ein sechsjähriger Junge war nahezu unverletzt. Aber seine Eltern und der Großvater waren schwer verletzt worden.
Wie es aussah, hatten der Junge und der Großvater beide auf dem Rücksitz gesessen. Der Großvater musste sich über den Jungen geworfen haben, um ihn zu schützen. Dadurch war die Ladung in voller Stärke auf ihm gelandet.
Man hatte den Jungen unter dem ohnmächtigen Großvater hervorziehen können.
“Wir wollten es nicht riskieren, den Mann zu bewegen”, erklärte einer der Polizisten vor Ort. “Dazu benötigen wir die Feuerwehr und Rettungssanitäter.”
Lafe betrachtete den Zustand des Autos. “Ich muss in das Auto, um zu sehen, ob er noch atmet”, sagte er nachdrücklich.
“Das würde ich an Ihrer Stelle nicht riskieren. Jedenfalls nicht, bevor die Feuerwehr hier ist.”
Lafe schüttelte den Kopf. “Nein. Ich muss jetzt zu ihm. Wenn er keinen Puls mehr hat, müssen wir in irgendeiner Form reanimieren.”
Er drehte sich zu Suzannah, die mit Schrecken in ihrem Herzen zugehört hatte. “Dr. Harding, bitte kümmern Sie sich um die anderen Verletzten. Hier drinnen ist nur Platz für eine Person, wenn überhaupt.”
“Dann lass mich hineingehen. Ich bin viel kleiner als du.” Sie schob ihn beiseite.
“Auf keinen Fall!”, gab er zurück. “Ich habe die Verantwortung, und es wird so gemacht, wie ich es sage.”
“Aber wenn das Auto Feuer fängt, während du darin bist”, flehte sie.
Er warf bereits seine Jacke von sich, um sein Volumen zu verringern. “Dann gehe ich in Rauch auf und nicht du.”
Als sich Lafe in das Auto hineinzwängte, folgte Suzannah seinen Anweisungen. Der Mann im Auto war nicht das einzige Opfer dieses furchtbaren Unfalls. Und als sie über die Straße lief, wo sich Linda bereits um das junge Paar kümmerte, hörte sie sich den Befund der Krankenschwester an.
“Es liegen Kopfverletzungen und Knochenbrüche vor, Dr. Harding. Aber beide sind bei Bewusstsein.”
“Wo ist Andrew?”, murmelte die verletzte Frau. “Mein Sohn.”
“Er sitzt sicher im Polizeiauto”, antwortete Suzannah sanft.
“Und mein Vater?”
“Er ist noch im Auto. Dr. Hilliard ist bei ihm, bis der Krankenwagen da ist.”
Suzannah wurde jedes Mal übel, wenn sie daran dachte, dass Lafe in dem Auto eingezwängt war. Wenn ihm etwas zustieß … was würde sie tun?
Sie wäre zerstört, denn sie liebte ihn. Sie konnte es einfach nicht mehr leugnen. Obwohl in Suzannahs Gedanken Chaos herrschte, untersuchte sie das verwundete Paar sehr präzise. Mit geschickten Fingern prüfte sie die Pupillenreaktion, den Pulsschlag und erinnerte sich daran, dass das Wohlbefinden der Verletzten wichtiger war als ihre persönlichen Angelegenheiten.
Suzannah atmete erleichtert aus, als sie die nahenden Sirenen vernahm. Hilfe war ganz nah!
Sie sahen mit ernsten Mienen dabei zu, wie der alte Mann aus dem Auto befreit wurde. Als der Krankenwagen den Weg für einen zweiten freimachte, der die Tochter und den Schwiegersohn in dasselbe Krankenhaus bringen sollte, sagte Lafe: “Man kann den Puls noch spüren, aber er wird merklich schwächer. Der alte Mann hat Glück, wenn er das übersteht.”
“Wir nehmen den Jungen mit uns in das Krankenhaus. Seine Großmutter ist bereits informiert und wird ihn dort treffen”, sagte einer der Schutzpolizisten.
Die beiden Ärzte nickten. Man konnte nur hoffen, dass der Großvater, der mit seinem Beschützerinstinkt das Kind gerettet hatte, die Verletzungen überlebte.
Auf dem Weg zurück in die Klinik hatte Linda sofort den Platz neben Lafe besetzt und ließ Suzannah auf der Rückbank sitzen.
Obwohl das Wartezimmer voll war, beschwerten sich die von Natur aus gut gelaunten Bewohner Neufundlands nicht darüber, dass sie so lange warten mussten.
Alison hatte die Patienten über den Unfall informiert, und ruhig harrten sie aus, bis die Ärzte zurückkehrten.
“Du wirkst abwesend”, sagte Lafe, als sie ihre Straßenkleidung ablegten, um sich für den Klinikbetrieb bereit zu machen. “Was hast du denn? Wenn es um unsere Diskussion
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