Bianca Arztroman Band 0031
diesem Gedanken anfreunden. Wahrscheinlich hat sie mich deswegen heute erst angerufen, als die Fruchtblase geplatzt war. Sie hatte wahrscheinlich gehofft, das Kind zu Hause gebären zu können, wenn es bereits unterwegs war. Als ich dort ankam, war es offensichtlich, dass es dem Kind nicht gut ging. Ich habe sie so schnell es ging hierhergebracht.”
“Dann hast du doch alles getan, was in deiner Macht lag, Deirdre”, versicherte ihr Sarah. “Du konntest doch nicht wissen, dass sie sich so kindisch benehmen würde.”
“Das weiß ich! Aber Dr. Gillespie hat mir keine Gelegenheit gelassen, ihm alles zu erklären.” Deirdre lächelte matt.
“Dennoch, es ist alles gutgegangen. Angela hat ein kleines Mädchen, und es geht beiden gut. Das ist alles, was zählt.”
“Das stimmt”, erwiderte Sarah, aber sie fand es nicht gerecht, dass Niall Deirdre so niedergemacht hat, obwohl sie keine Schuld traf.
Nachdem Deirdre das Büro verlassen hatte, schrieb Sarah Hannahs Krankenbericht fertig und ging dann wieder zu ihr, um sie in den OP zu bringen. Der Ehemann wollte im Gang warten, bis alles vorüber war, und sie versuchte nicht, ihm das auszureden. In so einem schweren Augenblick brauchten die jungen Eheleute einander mehr denn je.
Niall wusch sich gerade die Hände, als sie Hannah zu dem Anästhesisten brachte, und er drehte sich zu ihr. “Wie geht es ihr?”, fragte er in einem ruhigen Ton.
“Es geht.” Sarah wusch sich sorgfältig die Hände und Unterarme, bevor sie sich die sterilen Handschuhe anzog. “Ihr Ehemann ist gerade angekommen und wartet draußen auf sie.”
“Gut. Sie braucht jetzt jede Art von Unterstützung”, stimmte er zu. “Wir sollten ihnen auch ein Gespräch anbieten, falls sie interessiert sind. Vielleicht hilft es ihnen, über den Verlust hinwegzukommen.”
“Natürlich. Wir haben eine gute Beratungsstelle für solche Fälle. Dr. Henderson hat sie auf die Beine gestellt.” Sarah zögerte ein wenig, sie war sich nicht sicher, ob sie die Geschichte mit Deirdre Roberts ansprechen sollte.
“Woran denken Sie?” Er schien bemerkt zu haben, dass sie irgendetwas störte. Er hob die Augenbrauen, als sie nicht gleich antwortete. “Na kommen Sie, Sarah, raus mit der Sprache. Sie sind eine exzellente Krankenschwester, aber Ihre Gefühle können Sie nicht besonders gut verstecken!”
Sarah merkte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. Ihr war nicht ganz behaglich bei der Vorstellung, dass er sie so durchschaute. Immerhin war ihr in letzter Zeit so allerhand durch den Kopf gegangen! Sie vermied es, ihm in die Augen zu sehen, während sie ihre Haube aufsetzte.
“Deidre Roberts ist sehr verärgert über Ihre Vorwürfe. Scheinbar haben Sie ihr noch nicht einmal die Möglichkeit gegeben, die Situation richtig zu erklären.”
“Was gibt es denn da zu erklären?” Niall sprach ganz hart. “Es gibt keine Entschuldigung dafür, dass man das Leben eines Patienten aufs Spiel setzt.”
“Das ist doch nicht fair”, erwiderte Sarah ungeduldig, weil er sich einfach weigerte, jemandem zuzuhören. “Angela Murray wusste, dass ihr Baby in der Steißlage war, aber sie war entschlossen, keinen Fuß ins Krankenhaus zu setzen und rief deswegen Deirdre erst dann, als die Fruchtblase schon geplatzt war. Es gab nichts, was Deirdre hätte tun können.”
“Das beweist doch nur, dass man alle Mütter davon abbringen sollte, eine Hausgeburt durchzuführen. Was für einen Sinn macht es, dass man sinnlos Risiken auf sich nimmt?” Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern drehte sich um und ging an den OP-Tisch. Für ihn war das Gespräch damit scheinbar beendet.
Sie folgte ihm langsam und fragte sich, was ihn so unbeugsam hatte werden lassen. Er würde es ihr nicht sagen, auch wenn sie danach fragen würde. Dazu müsste er die unsichtbaren Türen öffnen, die sein Herz vor der Außenwelt verschlossen.
“Nun, ich habe es endlich getan! Ab dem zwanzigsten September bin ich eine freie Frau!”
Sarah legte ihre Zeitschrift weg, als Irene ins Schwesternzimmer kam und diese Ankündigung machte. Sie sah ihre Freundin etwas überrascht an.
“Ich denke, dass du uns eine Erklärung schuldig bist, Schwester Prentice.”
Irene lächelte. “Ach, das ist ganz einfach. Ich habe gerade meine Kündigung auf Elaine Roberts’ Schreibtisch gelegt. Sie wird sie morgen früh in den Händen haben. Ich habe dieses Jahr noch keinen Urlaub genommen, das bedeutet, dass ich in zwei Wochen schon gehen kann!”
“Oh, du
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