Bianca Arztroman Band 0031
Er warf ein kühles Lächeln in den Raum und verschwand so unauffällig, wie er gekommen war.
Es war Sally Green, die das allgemeine Erstaunen zum Ausdruck brachte. “Ich muss schon sagen, das war aber ein Wandel. Ich hätte nie erwartet, dass unser Dr. Gillespie einen Fehler einsehen würde.” Sie seufzte theatralisch. “Er scheint ja nahezu perfekt zu sein, findet ihr nicht? Sieht gut aus, ist hingebungsvoll und sündhaft sexy … Ich wünsche mir fast, dass ich nicht glücklich verheiratet wäre!”
Alle lachten, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die bevorstehende Party richteten. Sarah hörte dem Geplauder zu, nahm aber nicht daran teil. Sie fühlte eine kleine Glut irgendwo in der Nähe ihres Herzens. Sie war warm und hinterließ ein angenehmes Gefühl. Wenn Niall zugeben konnte, dass er sich in diesem Fall geirrt hatte, dann war er vielleicht noch kein verlorener Fall. Vielleicht könnte sie ihm zu verstehen geben, dass er sich auch bezüglich anderer Dinge irrte und dass er keine Angst haben musste, einen anderen Menschen an sich heranzulassen …
“Du siehst sehr nachdenklich aus, Sarah Harris. Was führst du im Schilde?”
“Nichts.” Sarah lachte über die Wortwahl und schaute über Irenes Röntgenblick hinweg. Es war ja keine Lüge, denn noch hatte sie keinen genauen Plan. Die kleine Glut hatte sich noch nicht soweit entwickelt. Aber es war etwas, worüber sie nachdenken wollte … eine Art Anfang vielleicht!
8. KAPITEL
Die restliche Nacht verging relativ ruhig, es gab nur einen ungewöhnlichen Vorfall. Sarah hatte in den frühen Morgenstunden eine Mutter in die Station verlegt. Es lief alles wie am Schnürchen und alles, was die frisch gebackene Mutter jetzt brauchte, war Ruhe.
Nachdem sie der Mutter erklärt hatte, dass sie die Klingel betätigen sollte, falls sie etwas brauchte, ging Sarah aus dem Krankenzimmer. Es fehlte nur noch eine halbe Stunde, bis ihre Schicht zu Ende war. Diese Zeit wollte Sarah dazu nutzen, die Krankenberichte zu schreiben und eine reibungslose Dienstübergabe zu gewährleisten.
Eigentlich war das Irenes Aufgabe, aber sie assistierte noch bei einer Geburt, deswegen hatte Sarah die Aufgabe übernommen. Sie war gerade auf dem Weg ins Büro, als sich die Tür von innen öffnete und Trisha plötzlich vor ihr stand.
Einen Augenblick lang herrschte verdutztes Schweigen, bis sich Sarah schließlich wieder fing. “Was machen Sie hier im Büro, Trisha? Sie wissen doch, dass es Patienten untersagt ist, das Büro zu betreten.”
“Entschuldigung. Ich … ich wollte nur kurz telefonieren”, erklärte Trisha hastig und vermied es, Sarah anzusehen.
“Mitten in der Nacht?” Sarah ließ sich ihre Zweifel deutlich anmerken. Sie ging an Trisha vorbei und sah sich das Büro genau an, aber es schien alles in Ordnung zu sein. Die Akten auf dem Schreibtisch schienen unberührt und auch der Medizinschrank war wie immer verschlossen.
Sie betrachtete Trisha und bemerkte, dass sie sehr nervös war. Hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie wusste, dass sie das Büro nicht betreten durfte, auch nicht zum Telefonieren? Oder hatte sie gelogen und dort etwas anderes gemacht? Sarah konnte das nicht beurteilen.
“Es tut mir leid, dass ich hier unerlaubt eingetreten bin, aber ich musste Gary anrufen, in Ordnung?” Trisha klang sehr streitsüchtig. “Sie sehen ja, dass ich nichts angefasst habe!”
Sarah seufzte. Gary steckte also dahinter, wenn auch indirekt. Sie entschied sich, dass es keinen Sinn machte, Trisha weiter zu verhören. Sie riskierte dabei, die anderen Patientinnen zu stören, falls Trisha laut wurde. Sie würde am nächsten Morgen entlassen werden, und dann wären das Krankenhaus sie und Gary los. Was für ein Glück.
Sarah wartete, bis Trisha in ihrem Zimmer verschwand. Dann untersuchte sie alles, Schubladen und Schränke, aber es schien nichts zu fehlen. Scheinbar hatte sie die Wahrheit gesagt, aber was hatte sie in diesen Morgenstunden mit Gary zu besprechen? Diese Geschichte stand auf einem anderen Blatt, und Sarah hatte gar keine Lust, sich weiter darüber Gedanken zu machen. Sie hatte ehrlich gesagt genug von den beiden!
Nachdem sie der Frühschicht alle Berichte vorgelegt hatte, verließ sie erleichtert das Krankenhaus. Sie hoffte, dass sie sich besser fühlte, wenn sie ihre nächste Schicht in ein paar Tagen antrat. Es war ja nicht die Arbeit, die ihr Sorgen machte … es war ein hoch gewachsener, dunkelhaariger, atemberaubender Mann, der auf den
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