Bianca Arztroman Band 0031
Behinderung ohne weitere Fragen hinnahm.
Sarah lächelte immer noch, als sie ein paar Minuten später am Schwesternzimmer vorbeiging und auf die Uhr sah. Es war an der Zeit für ihre Mittagspause. Sie hatte ein paar belegte Brote eingepackt und entschied sich spontan, ihre Pause im Garten zu verbringen, denn es war ein schöner, warmer Tag.
Sie hatte sich gerade auf eine Bank gesetzt, als sie hinter sich Schritte hörte. Als sie sich umdrehte, machte ihr Herz einen Sprung, als wolle es sich wie ein Vogel in die Lüfte erheben, denn die Schritte gehörten zu Niall. Er blieb stehen, als er sie auf der Bank bemerkte. Nur den Bruchteil einer Sekunde zögerte er, aber es reichte schon, dass sie das Gefühl hatte, dass er nicht besonders erfreut war, sie zu sehen.
Sie sah nach unten und packte ihr Brot umständlich aus, damit er sich nicht verpflichtet fühlte, sie anzusprechen, wenn er offensichtlich keine Lust dazu hatte.
“Sarah?” Es klang wie eine Frage, aber Sarah hielt ihren Blick weiterhin auf das Brot auf ihrem Schoß gerichtet. Sie hatte keine Lust, ihm in die eiskalten Augen zu schauen …
“Sieh mich an, Sarah.” Niall klang sehr bestimmt und nahm ihr einfach die Brottüte vom Schoß.
Sarah versuchte den dicken Kloß, der in ihrem Hals steckte, herunterzuschlucken, und dabei überlegte sie, was sie sagen sollte. Mit welchen Worten würde sie ihn davon überzeugen, dass es ihr egal war, was er für sie empfand. Sie hatte sich gerade eiskalte Worte zusammengelegt, als er mit seiner Hand ihr Kinn berührte und sie zwang, ihm ins Gesicht zu sehen. Aber sein Blick war überhaupt nicht so eisig, wie sie es sich vorgestellt hatte!
Eine kurze Stille füllte die Spannung zwischen ihnen. Sarah konnte den Ausdruck seiner Augen nicht einordnen, und noch bevor sie ihn durchschauen konnte, drehte er seinen Kopf zur Seite.
“Es hat mit dem zu tun, was neulich am Fluss passiert ist, nicht wahr, Sarah?” Seine Stimme zitterte, und die Art, wie er sich die Haare von der Stirn strich, verdeutlichte seine Ungeduld. Eigentlich hatte sie keinen Grund, ihm Vorwürfe zu machen. Es war nur ein Kuss gewesen, mehr nicht. Sie musste aufhören, sich etwas darauf einzubilden.
“Ich weiß nicht, was du meinst”, begann sie etwas verwirrt, weil sie das Geschehene nicht so einfach wegstecken konnte wie er.
“Lüg mich bitte nicht an, Sarah. Es ist alles schon schwer genug, eine Lüge wäre mehr, als ich jetzt ertragen könnte.”
Was war so schwer? Was meinte er? Eine Sekunde lang schaute sie ihm verwirrt direkt in die Augen und bemerkte die Qual, die sein Gesicht gefangen hielt, aber sie verstand den Grund dafür nicht. Doch plötzlich traf sie die Erkenntnis wie ein Schlag, der sie sofort zurück auf die Erde brachte.
“Es tut mir leid, Niall.” Sie gab sich Mühe, sich den Schmerz nicht ansehen zu lassen. “Mir war nicht bewusst gewesen, dass du dich so schuldig fühlst, weil wir uns geküsst haben!”
“Schuldig?” Er ging einen halben Schritt auf sie zu, sodass sich ihre Körper fast berührten. Sarahs Welt drehte sich, als hätte jemand auf Zeitlupe umgeschaltet, sie fühlte, wie sich ihr Blut den Weg durch die Gefäße bahnte, und ihre einzelnen Zellen wachten aus einem tiefen Schlaf auf. Erst als er die Frage wiederholte, erinnerte sie sich, was sie in seinen Augen gesehen hatte. Unter keinen Umständen wollte sie dieses Gespräch fortführen!
“Schuldig? Was zum Teufel möchtest du damit andeuten?”, fragte er barsch.
“Nichts. Vergiss, dass ich es gesagt habe. Ich habe es nicht gemeint.” Sie versuchte, an ihm vorbeizukommen, aber er war schneller und stellte sich ihr in den Weg. Er packte sie an den Schultern, sodass sie kurz das Gleichgewicht verlor und ihr Körper gegen seinen fiel.
Einen Augenblick blieb sie so an ihm angelehnt. Sie spürte die wärmende Stärke, die in sie einfloss, doch dann riss sie sich von ihm los und ließ ihn einfach stehen. Er rief ihr einmal hinterher, aber so leise, dass seine Stimme den Laut ihrer Schritte auf dem Gras nicht übertönte. Sie blieb nicht stehen.
Was sollte sie ihm denn sagen? Dass ihr dieser Kuss leidtat? Sie lachte bitter, als sie das Gebäude betrat. Das wäre eine Lüge, und er wollte ja nicht, dass sie ihn anlog. Aber was gab es für eine Alternative? Die Wahrheit, dass ihr der Kuss nämlich sehr viel bedeutet hatte und die Erinnerung daran sehr schmerzhaft war? Das würde ihm auch nicht gefallen.
“Also, weiß jetzt jeder, was sie oder er zu tun
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