Bianca exklusiv 0177
vorsichtig zu formulieren.
„Du weißt doch, dass ich diesen Sommer bei dem Geschichtsprojekt mitmache. Und was kann die Geschichte von Fawn Grove besser dokumentieren als ein Videofilm? Außerdem habe ich dann bereits etwas, womit ich mich bei der Filmhochschule bewerben kann.“
„Darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.“ Nun war auch Charles in der Küche, der sich ohne Begrüßung zu seinen Kindern an den Tisch gesetzt hatte. Wortlos wechselten die Geschwister Blicke.
„Heute Abend?“, fragte Gary seine Schwester.
„Heute Abend wolltest du die Hecke schneiden“, unterbrach der Vater ihr Gespräch.
Gray wandte sich an Jenna. „Mein Ferienjob im Supermarkt geht bis fünf, dann schneide ich die Hecke. Um acht könnte ich in der Eisdiele sein. Oder funktioniert die Klimaanlage in deiner Wohnung wieder?“
„Nein. Dort wird es immer unerträglicher. Die Eisdiele ist eine gute Idee, acht Uhr passt mir prima.“
Shirley, die Pfannkuchen, Rührei und gebratenen Speck aufgetischt hatte, nahm die Schürze ab und sagte Jenna: „Komm rüber ins Büro, wenn du fertig bist, damit ich dir zeigen kann, was in den nächsten Tagen anliegt.“
„Ich bin gleich bei dir“, versprach Jenna in der Hoffnung, dass ihr die Standpauke ihres Vaters erspart würde. Vergebens. „Erst habe ich noch ein Wort mit meiner Tochter zu sprechen“, murrte Charles, als ob er ihre Gedanken lesen könnte.
Doch Jenna hatte Glück. Kaum hatte ihr Vater angefangen zu fragen, was sie denn mit diesem Mr. Winston zu besprechen gehabt habe, rief jemand aus der Gemeinde an, den Shirley nicht abwimmeln konnte. Das Telefonat dauerte länger. Danach hatte Charles einen Seelsorgetermin im Krankenhaus, der sich nicht aufschieben ließ. Nach dem Blick zu urteilen, den er seiner Tochter beim Hinausgehen zuwarf, wusste Jenna, dass er beim nächsten Mal allerdings nicht lockerlassen würde.
Nachdem Shirley Jenna erklärt hatte, was sie während ihres Urlaubs erledigen musste, wusste Jenna nicht so recht, was sie mit sich anfangen sollte. Sie sehnte sich nach jemandem, dem sie vertrauen und mit dem sie reden konnte. Kurz entschlossen setzte sie sich in den Wagen und fuhr hinaus zu Shannons Ranch.
Auf dem Longierplatz arbeitete Shannons Partner mit einem Schüler. In den Ferien gab die Psychologin so viel Arbeit wie möglich ab, um mehr Zeit mit ihren Töchtern verbringen zu können. Jenna war erleichtert, Shannons Auto vor dem Haus zu sehen. Ihre Freundin war zu Hause!
„Hallo, meine Liebe“, kam Shannon strahlend aus dem Stall. „Ich habe eben die Pferde gestriegelt und will gerade etwas fürs Mittagessen kochen. Komm mit rein!“
„Wo sind denn die Mädchen?“
„Sie sind mit Tante Cora zum Einkaufen gefahren und müssten jeden Augenblick zurück sein.“
„Ach Shannon, ich muss dringend mit jemandem reden, der mir helfen kann, meine Gedanken und Gefühle zu sortieren. Das ist ein einziges Gewirr.“
„Das will ich gerne versuchen. Komm, wir gehen in die Küche.“
Jenna folgte ihrer Freundin in die helle, freundliche Küche. „Hat Rafe dir nichts erzählt?“
„Nein, ich weiß nur das, was du mir berichtet hast. Rafe muss sich an die anwaltliche Schweigepflicht halten. Aber nach eurem Treffen in der Klinik gestern ist er den ganzen Abend auf und ab marschiert. Hatte das was mit dir zu tun?“
„Ich … ich habe gegen seinen Rat gestern den Nachmittag mit Blake Winston auf dessen Boot verbracht. Blake dachte, wenn wir uns ohne Rechtsstreit einigen könnten, wäre es für alle leichter.“
„Und? Hat er recht?“
„Ich weiß nicht. Er ist so … ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Er ist so … männlich.“
Shannon schaute erstaunt auf. „Was soll das denn heißen?“
Jenna ließ sich auf einen der Küchenstühle plumpsen. „Wenn ich das nur wüsste! Dieser Mann ist so selbstsicher! Er scheint genau zu wissen, was er will. Aber irgendwie scheint er auch feinfühlig zu sein. Na ja, jedenfalls kann er gut zuhören.“
„Sieht so aus, als hättest du ihn an nur einem Nachmittag recht gut kennengelernt.“
„Er mich leider auch. Rafe war gar nicht glücklich darüber.“
„Hältst du diesen Winston denn für ehrlich? Kannst du ihm vertrauen?“
„Ich glaube ja. Das Kind bedeutet ihm viel, gleichzeitig …“ Jenna erzählte ihrer Freundin von den Gründen, die Blake genannt hatte, warum er seine Spermien einfrieren ließ.
Shannon zog skeptisch die Augenbrauen hoch. „Aber ein Mann wie Blake
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