Bianca exklusiv 0177
Schule zu vergessen versucht. Wenn sie doch nur hätten miteinander reden können! Vielleicht hätte er ja seinem Vater helfen können … Als er zurückkam, war es zu spät.
„Ich weiß nicht genau, ob Dad vor Moms Tod anders war“, überlegte Jenna und holte Blake dadurch in die Gegenwart zurück. „Irgendwie hat er nach ihrem Tod alle Leichtigkeit verloren und sich in sich selbst zurückgezogen. Dann sind wir von Pasadena, wo er eine große Gemeinde hatte, hierher gezogen. Dad meinte, wir wären auf dem Land besser aufgehoben.“
Jenna schwieg kurz, dann riss sie sich wieder zusammen. „Es tut mir leid, dass er so grob zu Ihnen war. Dad hat mich eben noch nie mit einem anderen Mann außer B.J. zusammen gesehen. Ich meine, wir sind ja auch nicht zusammen. Ich meine nur …“
Angerührt von ihrer Hilflosigkeit nahm Blake ihre Hand. „Jenna, wir müssen nicht alles heute klären. Ich bitte Sie nur, über ein gemeinsames Sorgerecht nachzudenken. Ich weiß, eine Lösung, die für uns beide das Beste ist, gibt es nicht. Aber wir müssen an das Baby denken. Sie sollen wissen, dass ich mich dem Kind gegenüber genauso verpflichtet fühle wie Sie. Denken Sie darüber nach. Bitte!“
Es hörte sich fast schon verzweifelt an. Nachdenklich brachte Jenna ihn zur Tür. „Okay, ich werde darüber nachdenken.“
„Ich rufe Sie an“, sagte Blake, der eigentlich gar keine Lust hatte, zu gehen. Doch leider fiel ihm kein guter Vorwand ein, noch zu bleiben. „Sie können mich natürlich auch jederzeit anrufen.“ Damit zog er eine Visitenkarte aus der Hosentasche. „Unter der Handynummer erreichen Sie mich immer. Ich stelle mein Handy nie ab.“
Jenna musste lächeln. „Und lassen auch nie den Akku leer werden.“
„Gelegentlich passiert sogar mir das“, sagte er grinsend.
„Das sagen Sie nur, damit ich mich besser fühle“, murmelte sie verlegen.
„Glauben Sie wirklich, mich nach nur einem Nachmittag durchschauen zu können?“, entgegnete er halb scherzend, halb ernst.
„Nein, gewiss nicht. Dennoch haben wir voneinander einiges erfahren. Was Rafe wiederum gar nicht gefallen wird.“
„Mir ist egal, was unseren Anwälten gefällt und was nicht. Wir beide müssen einen Weg finden, der für das Baby der beste ist. Es geht um uns, nicht um unsere Anwälte.“
„Sie haben recht. Okay, Blake, ich vertraue Ihnen. Zumindest so weit, dass ich Ihnen auch meine Handynummer gebe.“
„Das nenne ich einen Anfang!“, erwiderte er mit einem Lächeln, das ihr die Knie weich werden ließ.
Jennas Wangen waren immer noch leicht gerötet, als sie ihm die Nummer sagte. Er notierte sie nicht, sondern wiederholte sie aus dem Gedächtnis. Gut, wenigstens hatte er noch seinen Kopf beieinander. Denn sein Körper war längst außer Kontrolle. Wie konnte er nur so heftig auf diese Frau reagieren? Blake hätte sie gern in die Arme genommen und den Kuss gestohlen, den er sich auf dem Boot nicht genommen hatte.
„Passen Sie auf sich auf“, sagte er stattdessen mit heiserer Stimme und ging schnell den langen Flur hinunter, bevor ihm noch mehr Unverständliches passierte.
„Hier riecht es aber gut“, verkündete Jenna, als sie am nächsten Morgen kurz nach acht Uhr durch die Hintertür die Küche des Pfarrhauses betrat. Shirley, die gut fünfzigjährige Haushälterin und Sekretärin ihres Vaters, stand in dunkelblauen Freizeithosen und einer gemusterten Bluse am Herd und backte Pfannkuchen.
„Schön, dass du schon zum Frühstück kommst“, strahlte sie. In ihrem kurzen schwarzen Haar blitzten ein paar graue Strähnen. Jenna hatte Shirley schon lange in Verdacht, dass sie eine Schwäche für ihren Vater hatte – aber in diesem Haus ließ sich ja keiner etwas anmerken. „Dein Vater telefoniert, und Gary schläft noch.“
„Keine Bange. Wenn mein Bruder Essen riecht, braucht man ihn nicht zu rufen.“
Shirley lachte. „Da hast du recht.“
„Hallo, Schwesterherz“, klang es auch schon von der Tür. „Ich wusste gar nicht, dass du schon zum Frühstück kommst. Irgendwas Besonderes?“
„Nein, ich dachte nur, bevor Shirley fährt und ich für euch schuften muss, kann ich mich noch einmal verwöhnen lassen.“
Der schlaksige Junge in Jeans und rotem T-Shirt goss sich Orangensaft in ein Glas. „Steht dein Angebot noch, mir bei meinem Video zu helfen?“
„Was für ein Video?“, fragte Shirley skeptisch. Sie wusste, dass Charles die Begeisterung seines Sohnes für seinen Camcorder nicht gerade schätzte, um es
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