Bianca exklusiv 0177
Zeit gelassen, den Fuß von der Bremse zu nehmen.“
Ihre Würde war getroffen, aber nicht zerstört, und so akzeptierte sie wortlos seine Hilfe. Am liebsten hätte sie die Nässe von sich geschüttelt wie Cleo, wrang aber nur die Hemdzipfel aus. „Wenn es ein Naturgesetz darüber gibt, wie viele Katastrophen einer Person in einem bestimmten Zeitraum zustoßen können, würde ich gern davon hören.“
Ben war klug genug, nicht zu grinsen. „Das muss im Unterricht vorgekommen sein, als ich gerade nicht da war.“
Zwei Minuten später rollte der Wagen in Position, schabte die Farbe gut zwei Meter lang von der Mauer ab, riss den letzten Sprinkler aus der Verankerung und entwurzelte einen jungen Baum, bevor er stehenblieb und bis zu den Radkappen im inzwischen entstandenen Morast versank.
„Ich glaube es einfach nicht“, sagte Sara, die die neue Furche inspizierte, „ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht etwas derart Zerstörerisches gemacht.“
„Das war ein Unfall.“
„Bei mir gibt es keine Unfälle“, konterte sie. „Jedenfalls gab es keine, bevor ich dieses alberne Kleid anzog.“ Sie betrachtete den neuen Schaden und seufzte. „West wird nie wieder mit mir reden.“
Ben folgte ihrem Blick über den Rasen. Ihre Sorge schien ihm unbegründet. West Ridgeman, Anwalt in Amt und Würden, würde sehr bald mit ihr sprechen, und zwar nicht zu leise. Aber Sara dachte lieber schnell an ihr Ziel, die Mauer zu überwinden und von Ridgeman Abstand zu gewinnen, bevor sie sich über etwaige Entschuldigungen und Schadensersatzangebote Gedanken machte.
Sie kletterte auf das Dach des Transporters und machte sich zum Schwung über die Mauer bereit. „Komm hoch“, rief sie von oben, „dem Wagen macht das nichts.“
Von unten aus hatte Ben den vollen Blick auf ihre Beine, er konnte sogar einen Hauch ihrer Spitzenunterwäsche erkennen. „Sara, ich muss dir etwas sagen.“
„Jetzt?“
„Ja. Ich möchte, dass du weißt, dass ich mich den ganzen Abend über gefragt habe, welche Farbe deine Unterwäsche hat.“
„Sie ist schlammbraun, im Augenblick. Aber danke für den dezenten Hinweis, das zeigt, dass du ein Gentleman bist.“
„Sei vorsichtig“, warnte er, als sie sich auf die Mauer hinaufschwang. „Lass dich langsam hinunter, und spring lieber nicht.“
„Du bist der Stuntman, solltest du mir nicht zeigen, wie man so etwas macht?“
„Erst mal muss ich Cleo herauslassen. Außerdem machst du es sicher sowieso, wie du willst.“
„Ach ja, Cleo, die habe ich ganz vergessen. Wie willst du sie aufs Wagendach bringen?“
„Gar nicht.“
Sara saß auf der Mauer und versuchte, auf die andere Seite zu gelangen. „Du kannst sie doch nicht hierlassen.“
„Habe ich auch nicht vor.“ Als er zum Gitter ging, hörte er auf der anderen Seite knackende Zweige, einen unterdrückten Schrei und dann einen dumpfen Laut.
„Au!“ Sara kam humpelnd zum Vorschein. „Ich hätte nachschauen sollen, bevor ich gesprungen bin. Da sind überall Büsche, denk dran, wenn du drübersteigst.“
Mit seinem Taschenmesser manipulierte Ben am Gitterriegel herum, öffnete es und trat gemächlich, zusammen mit Cleo, durch das offene Tor zu Sara.
„Ich wollte es dir sagen, aber du warst ja der festen Meinung, dass es keine andere Möglichkeit gäbe.“
Ben und Sara näherten sich der Kreuzung. „Cleo, bei Fuß.“ Die Hündin gehorchte nicht, blieb aber am Straßenrand stehen. Ben überprüfte den Verkehr. „Die Luft ist rein“, sagte er.
„Nicht für dich.“ Saras Kinn war hochgereckt. „Und komme mir nicht wieder mit diesem umgekehrten Psychologiekram. Wenn ich jetzt von einem Auto erfasst würde, wäre ich enttäuscht.“
„Ich verstehe nicht, dass du noch verärgert bist. Jetzt sind wir schon acht Häuserblöcke vom Ridgeman-Haus entfernt, also ist es doch Zeit, das Thema zu wechseln.“
„Das sagst du so leicht, ich humpele, du nicht.“
„Ich habe Schuhe an und du nicht. Aber das ist auch nicht meine Schuld. Sieh mal, Sara, ich mag es, wie du Probleme angehst, dass du lieber Fehler machst, als gar nicht zu handeln oder es von jemand anderem machen zu lassen. Ich respektiere deinen Unabhängigkeitsgeist und würde dich nie daran hindern, Dinge nach deiner Art zu tun. Können wir nun also über etwas anderes reden?“
„Nur wenn du versprichst, dass du mich daran hinderst, wenn ich das nächste Mal über einen Zaun springen will, einverstanden?“
Ihr Lächeln, die Art, wie sie ihr nasses Haar
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