Bianca exklusiv 0177
den rotbraunen Schopf. „Schwestern sind Nervensägen.“
„Manchmal auch nicht.“
„Hast du auch eine?“
„Ja, jünger als ich.“
„Magst du sie?“
„Meistens.“
Jason nickte langsam. „Ja, ich mag Sara auch, meistens jedenfalls. Aber in letzter Zeit nervt sie mich. Ich versuche alles, aber nie ist es gut genug. Ich bin ihr nicht clever oder nicht ehrgeizig genug. Das vor allem sagt sie immer wieder.“
„Sie will sicher das Beste für dich.“
„Ja, aber woher soll sie wissen, was das ist, wenn ich es selbst nicht weiß.“
„Eine Frage der Perspektive, denke ich.“ Ben ging zum Backofen, öffnete die Klappe und zog eine Auflaufform heraus. „Setz dich“, forderte er Jason auf, „dann erkläre ich dir, wie man das macht, damit du es das nächste Mal selbst zubereiten kannst.“
Jason setzte sich rittlings auf einen Stuhl und schaufelte sich eine große Portion auf seinen Teller. Als Ben sich mit einem Kaffee an den Tisch setzte, hatte er den Auflauf schon zur Hälfte verputzt.
„Schmeckt super“, meinte Jason kauend, „du bist ja ein guter Koch.“
„Danke.“ Ben legte sich selbst auf. „Das ist gar nicht so schwer.“
„Solltest du mal Sara sagen.“
„Ich sage es dir.“
Jason kratzte den Rest von seinem Teller, stand auf und holte sich noch einmal Milch aus dem Kühlschrank. Diesmal goss er sie in ein Glas, bevor er sie in langen Schlucken trank. „Wie lange bleibst du?“, fragte er.
„Hängt davon ab.“
Jason nickte verständnisvoll. „Ich hoffe, sie lässt dich lange genug bleiben, dass du das Abendessen machst. Achte nicht zu sehr auf das, was sie sagt, dann kommt man prima mit ihr aus.“
Ben schaute ihn nachdenklich an. „Was hältst du eigentlich von West Ridgeman als möglichem Schwager?“
„Kann ich nicht sagen. Ich kenne ihn nicht, aber Sara redet viel von ihm. Wie erfolgreich er ist und so. Ich glaube, den findet sie vor allem so beeindruckend, weil er kein bisschen ist wie unser alter Herr.“
„Euer Vater?“
„Ja, der liebe alte Dad.“
„Er war nicht erfolgreich?“
Jason lachte gequält. „Kaum. Wir sind Tausende von Malen umgezogen, weil er immer wieder von einer Idee hörte, wie man schnell zu Geld kommt. Das letzte Mal, als Sara von ihm hörte, war er in Mexiko, verkaufte Vitamine und wartete auf den großen Durchbruch.“
Ben tat gedanklich dieses Puzzleteilchen zu denen, die er von Sara bereits hatte. „Ihr beiden hattet demnach keine besonders behütete Kindheit.“
„Ich weiß nicht. So schlecht war sie gar nicht, aber das lag wohl auch daran, dass Sara sich um alles Nötige kümmerte. Sie sorgte wie eine Mutter für mich, beide Eltern in einer Person.“ Er ging zur Tür. „Ich verschwinde, bevor sie mich erwischt und mir irgendeinen blöden Auftrag gibt. Am liebsten würde ich sie mal in einen langen Urlaub schicken.“
„Sei vorsichtig“, warnte Ben, „womöglich überlässt sie dir noch die Leitung von At-Your-Service.“
„Wäre mir recht, aber das passiert nie.“ Jasons Grinsen erinnerte an Saras freches Lächeln. „Danke fürs Frühstück. Und sag ihr nicht, dass du mich gesehen hast. Sonst schimpft sie mit dir, dass du mich nicht am Gehen gehindert hast.“ Er kraulte Cleo den Kopf. „Tschüs, Hund, du bist in Ordnung.“ Er sah Ben an. „Nett, dich kennengelernt zu haben.“ Damit ging er eilig hinaus.
Nach wenigen Minuten hörte man die Eingangstür ins Schloss fallen, ein Motor sprang spuckend an, und dröhnende Rockmusik mischte sich in die Geräusche eines frühen Vorstadtsamstags.
Ben stellte sich vor, wie Sara schon als junges Mädchen die Verantwortung für ihren jüngeren Bruder hatte übernehmen müssen. Wo war die Mutter gewesen? Und hatten die erfolglosen Fantasien ihres Vaters ihren Ehrgeiz geformt? Sara würde niemals nur dasitzen und auf die Erfüllung ihrer Träume warten, sondern sich immer aktiv um deren Verwirklichung bemühen.
Er wollte an ihrer Seite bleiben und zusehen, dass sie es schaffte.
„Schon halb zehn!“, hörte er Sara erstaunt ausrufen. Cleo hob den Kopf, als wollte sie fragen: „Was nun?“
Ben zuckte die Achseln. „Was immer es ist, ich bin bereit dafür. Und dich brauchen wir nicht als Anstandswauwau. Mit oder ohne umgekehrte Psychologie: Du bleibst hier.“
Ergeben seufzend legte Cleo den Kopf auf die Pfoten und schloss die Augen.
Sara stürmte wie ein Wirbelwind in die Küche, griff nach einer Tasse, goss sich Kaffee ein, trank ihn aus, spülte die Tasse und
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