Bianca Exklusiv 0189
sie gerade mal zwei Bissen heruntergekommen, bevor sie sich übergeben musste. Nun kaute Cleo vorsichtig an einem Sandwich. Es schmeckte gut, und das Gefühl im Magen wurde besser.
In Zaras Zimmer war kein Licht zu sehen. Cleo fragte sich, ob sie mit ihrer Familie beim Essen gewesen oder ob sie mit Rafe unterwegs war. Vielleicht hatten die beiden sich heimlich treffen können. Cleo seufzte. Zara und Rafe schienen wirklich sehr glücklich zu sein. Während sie sich über das Glück ihrer Schwester freute, wünschte sie sich, dass sie auch etwas davon abbekäme. Statt der wahren Liebe hatte sie sich auf eine kurzlebige Affäre mit einem Prinzen eingelassen, der sie vielleicht sexuell noch wollte, aber in den vier Monaten seit ihrer Abreise offensichtlich gut alleine zurechtgekommen war. Nicht einmal hatte Sadik versucht, sich mit ihr in Verbindung zu setzen.
Sie aß das Sandwich auf, trank etwas Wasser und kostete dann von dem Obst.
Jetzt ging es ihr schon besser, und sie lief ins Bad, um sich die Zähne zu putzen. Nachdenklich betrachtete sie sich im Spiegel. Konnte man es einer Frau auch im Gesicht ansehen, dass sie schwanger war?
Weil sie immer noch nicht müde war, ging Cleo auf den Balkon. Sie atmete den Duft der Blumen ein und genoss den Geruch des Meeres. Zu Hause war schon Herbst, aber hier waren die Temperaturen noch angenehm warm.
Als sie ein ungewöhnliches Geräusch hörte, drehte sie sich um. Da – jemand bewegte sich im Schatten. Ihr Herz schlug schneller. Nicht vor Angst, sondern weil sie den Mann erkannte.
Sadik kam wortlos auf sie zu. Er trug Jeans und ein Polo-Hemd, was ein ungewohnter Anblick war, denn bis jetzt hatte Cleo ihn nur im Anzug oder ganz ohne Kleidung gesehen.
An einen unbekleideten Sadik durfte sie jedoch gar nicht denken, denn das war unter den gegebenen Umständen zu gefährlich.
Er blieb kurz vor ihr stehen, und sie hatte den Eindruck, dass er sich nicht freute, sie zu sehen.
Am liebsten wäre Cleo in ihr Zimmer zurückgegangen, als er so vor ihr aufragte. Aber statt klein beizugeben, setzte sie ihr Mundwerk ein.
„Ich muss schon sagen, dass du dich besser vor jemandem aufbauen kannst als jeder andere, den ich kenne“, meinte sie und versuchte, sich lässig gegen das Geländer zu lehnen. „Machen große Männer das instinktiv oder entspricht das eher der Art eines Prinzen?“
„Du bist wohl immer noch ziemlich vorlaut. Du bist eine Frau und solltest es besser wissen.“
Sie verdrehte die Augen. „Du hast die Wörtchen doch nur ausgelassen: Ich bin doch nur eine Frau und sollte es besser wissen.“
„Genau.“
Diese Antwort stimmte sie nicht gerade freundlich. „Sadik, tut mir leid, dass du es von mir erfahren musst, aber wir befinden uns in einem neuen Jahrtausend. Heute haben Frauen einen Verstand, den sie auch einsetzen. Ist das noch nicht bis zu dir vorgedrungen?“
Nun wirkte seine Körperhaltung leicht aggressiv. „Ich bin Prinz Sadik von Bahania, und du wirst nicht in diesem Ton mit mir reden. Du musst wissen, wo dein Platz ist.“
„Beim letzten Mal war mein Platz ungefähr drei Meter von hier entfernt.“ Cleo wies mit dem Kopf in Richtung ihres Zimmers. „Ich weiß sehr genau, wo mein Platz ist, und er ist sehr schön.“
Jetzt kam Sadik näher, und Cleo glaubte, ein Knurren zu hören.
Einerseits freute es sie, dass sie ihn immer noch ärgern konnte, aber andererseits erschwerte seine Nähe ihr das Atmen.
Sie starrten einander an. Cleo würde ihm im Leben nicht verraten, wie er sie verletzt hatte. Seitdem sie sich zuletzt gesehen hatten, waren ungefähr einhundertzwanzig Nächte vergangen, und in mindestens siebzig davon hatte sie sich in den Schlaf geweint. Sie wusste nicht, auf wen sie mehr wütend sein sollte: auf Sadik oder auf sich selbst.
Unter keinen Umständen durfte er erfahren, dass er ihr einmal etwas bedeutet hatte. Von der Schwangerschaft ganz zu schweigen.
„Wann willst du dich dafür entschuldigen, dass du mein Bett verlassen hast?“
Wie bitte? Cleo starrte Sadik verblüfft an. War er noch ganz bei Verstand? Ausgerechnet jetzt fiel ihr ein, dass sie nur in Slip, Nachthemd und Bademantel gekleidet war. Das war nur ein geringer Schutz vor Sadiks männlichem Charme.
„Ich muss mich nicht entschuldigen, denn ich war bereit, die Sache zu beenden und bin deshalb gegangen.“
„Keine Frau verlässt mein Bett ohne Aufforderung.“
Seine Arroganz nervte sie langsam. „Offensichtlich ist das nicht der Fall, denn ich bin gegangen,
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