Bianca Exklusiv Band 0088
darauf gekommen, dass du das geschafft hast und gleichzeitig den Wagen unter Kontrolle behalten konntest”, erwiderte sie mit bemühter Belustigung.
“Das ist unglaublich, nicht wahr? Ich wusste, dass dir der Scherz gefallen würde. Außerdem habe ich herausgefunden, wer unser Gespräch belauscht und weitergegeben hat. Sie werden morgen entlassen.”
“Das ist nicht klug”, erwiderte Serena spontan.
“Was?”
“Wenn du sie hinauswirfst, werden sie ahnen, dass etwas Wahres an dem ist, was sie gehört haben.” Sie sah an Carlos nachdenklicher Miene, dass sie ihn überzeugt hatte.
“Was schlägst du stattdessen vor?”, wollte er wissen.
“Vielleicht findest du eine Möglichkeit, sie weit wegzuschicken.”
“Du hast recht, das ist eine bessere Lösung. Wie ich sehe, heirate ich eine kluge Frau.” Er lächelte und hob kurz sein Glas in ihre Richtung.
So war es seit Tagen, wenn sie allein waren. Carlo war freundlich, sogar charmant, aber er ließ Serena nicht an sich herankommen.
“Deine Mutter ist wundervoll”, sagte sie, um das Thema zu wechseln.
“Sie ist unglaublich, nicht wahr?”, stimmte er sofort zu.
“Du hast wenig von ihr geredet.”
“Wir sehen uns nicht oft. Sie hat meinen Vater vor zwanzig Jahren verlassen und hat dann einen Industriellen aus Mailand geheiratet.”
“Wie alt warst du, als sie weggegangen ist?”
“Ungefähr zwölf Jahre, wenn es dich interessiert.”
Serena wollte sich von der Kälte in seiner Stimme nicht abschrecken lassen. “Natürlich interessiert es mich. Es muss dich sehr getroffen haben.”
“Sie hat mich nicht verlassen”, berichtigte er sie. “Ich habe ihre Gründe verstehen können.”
“Mit zwölf?”
Er lächelte sie schmal an. “Im Haus meines Vaters wurden Kinder sehr schnell erwachsen. Und wie du siehst, haben wir jetzt eine sehr gute Beziehung. Alles ist vergessen und vergeben.”
“Das stimmt nicht.”
“Wie meinst du das?”, fragte er scharf.
“Du hast ihr nicht wirklich verziehen. Du versuchst nur, es dir einzureden. Aber du hast ihr Foto versteckt. Ich habe es zufällig in deinem Büro gefunden. Warum stellst du es nicht offen hin?”
“Ich muss es vergessen haben”, sagte er gleichgültig. Plötzlich war die Atmosphäre gespannt. “Macht das etwas aus?”
“Vermutlich nicht”, meinte sie einlenkend. “Ich wollte dir nur sagen, wie gern ich sie mag. Ich werde sie fragen, ob sie mir bei der Wahl des Brautkleides hilft. Ich bin erschöpft vom vielen Suchen, und ich kann mich nicht entscheiden.”
“Erinnerst du dich noch an dein anderes Hochzeitskleid?”, fragte er unvermittelt.
“Ja”, antwortete sie etwas verlegen. “Du hast mich darin gehasst.”
“Nein. Ich habe es an dir gehasst. Es wirkte so überladen gegen deine Einfachheit. Ich hätte dich lieber in Naturfarben gesehen, als wenn du gerade aus dem Wald gekommen wärst. Mit aufgelöstem Haar und Blumen darin.” Er brach ab, als wäre er aus einem Traum erwacht. “Ich bin sicher, dass das, was du auswählst, hinreißend sein wird”, sagte er höflich. “Sollen wir jetzt zu meiner Mutter gehen?”
Gita war zu ihrer zukünftigen Schwiegertochter sehr charmant, aber Serena war irgendwie seltsam distanziert. Anscheinend legte Gita sehr viel Wert darauf, dass jeder sie liebte, und auch Serena musste sie wie Carlo und Louisa Gita nennen.
Am Ende des Abends war Serena dann so weit, dass sie es wagte, Gita um Hilfe bei dem Hochzeitskleid zu bitten. Sie saßen allein in Gitas Zimmer, und Serena beschrieb ihr, wie Carlo sich das Brautkleid vorstellte.
Gita nickte. “Hinter Carlos nüchterner Fassade verbirgt sich ein echter Romantiker”, meinte sie lächelnd. “Ich weiß schon, wo wir hingehen können. Das Kleid soll mein Hochzeitsgeschenk sein.”
“Danke, aber ich kann es mir leisten”, sagte Serena, die ahnte, dass Gita eingefallen war, dass Serena ja nicht aus einer reichen Familie stammte. “Ich habe gerade mein Haus in England verkauft.” Sie hatte den Verkauf zwar bis zum letzten Moment hinausgezögert, aber dann doch verkauft, weil sie so nicht nur auf das Geld angewiesen war, das Carlo ihr zur Verfügung gestellt hatte.
Am nächsten Tag fanden Gita und Serena genau das richtige Kleid, eine cremefarbene Kreation mit einem Muster aus eingearbeiteten Blättern. Sie wusste, dass dieses Kleid genauso richtig war wie die Hochzeit. Sie heiratete den Mann, den sie liebte, und eines Tages würde sie es vielleicht sogar wagen, es ihm zu sagen.
Zwei
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