Bianca Exklusiv Band 0088
sie atemlos.
Serena, eine zierliche, aparte und ausgesprochen elegante Frau streckte ihr die Hände hin.
“Nein, Tara, mein Liebes. Aber in diesem Fall sind keine Nachrichten gute Nachrichten, denn man hätte mich sofort verständigt, wenn sich der Zustand deines Vaters verschlechtert hätte. Hat Ryan dir nicht gesagt, dass es nicht allzu besorgniserregend aussieht?”
Tara beugte sich vor, um Serena auf die Wangen zu küssen und merkte, dass diese die Stirn runzelte. Wahrscheinlich sind ihr meine geschwollenen Lippen aufgefallen, dachte Tara.
“Tara, ist alles in Ordnung mit dir?”, erkundigte sich Serena. “Was ist denn geschehen?” Sehr sanft strich sie mit einem Zeigefinger über Taras Mund und schaute zu Ryan, der gerade das Taxi bezahlte.
Taras Augen blitzen vor Zorn auf. Erstaunt trat Serena einen Schritt zurück. “Das kann ich nicht glauben”, sagte sie. “Hat Ryan dir das etwa angetan?”
“Ja, wer sonst? Vergiss es, Serena, es ist jetzt nicht wichtig. Erzähl mir von Daddy!”
Serena lächelte beruhigend. “Es gibt nichts Besonderes zu berichten. Deinem Vater geht es den Umständen entsprechend gut. Er möchte unbedingt nach Hause, aber er muss sich noch eine Woche schonen.” Serena sah Ryan herankommen. “Warum gehst du nicht nach oben und machst dich ein wenig frisch, Tara? Dein altes Zimmer ist für dich bereit. Später, wenn wir beide allein sind, können wir in aller Ruhe reden.”
Tara merkte, dass sie es nicht ertragen würde, Ryan dabei zu beobachten, wie er sich vor Serena zu rechtfertigen versuchte. Sie lächelte ihre Stiefmutter an und ging rasch ins Haus.
“Warte, Tara!”, hörte sie Ryan rufen, doch sie blieb nicht stehen. Serena würde schon dafür sorgen, dass er ihr nicht folgte, und selbst wenn er es wagen sollte, würde sie sich eben in ihrem Zimmer einschließen.
Ohne den schönen, luftigen Raum genauer zu betrachten, ging Tara sofort in das angrenzende Bad. Rasch tauchte sie ein kleines Handtuch in kaltes Wasser und drückte die Kompresse auf die angeschwollenen Lippen. Sie ging zurück in ihr Zimmer und hatte das eigenartige Gefühl, wieder in die Kindheit versetzt zu sein.
Nichts hatte sich verändert. Ihre Lieblingsbücher standen noch immer im Regal, und in der Spielzeugkiste fand Tara die alten Puppen und Plüschtiere.
Nach einer Weile klopfte es an der Tür, und Serena schaute herein. Tara saß auf dem Boden, umgeben von Spielsachen.
“Ich hätte gedacht, du wärst schon zu erwachsen dafür”, sagte Serena und lächelte.
“Ach Serena, ich wusste ja nicht, dass ihr alles aufbewahrt habt. Mummy erlaubte damals nicht, dass ich viel mitnahm. Es ist wunderbar, alle meine alten Lieblinge wiederzusehen.”
“Dafür kannst du deinem Vater danken. Er hatte die Idee, alles so zu lassen, wie es früher war.”
Tara stiegen Tränen in die Augen. “Wird Daddy wirklich bald ganz gesund?”, fragte sie besorgt.
“Natürlich”, antwortete Serena nachdrücklich.
Tara teilte die Zuversicht ihrer Stiefmutter nicht, doch sie ließ sich das nicht anmerken. Langsam stand Tara auf. “Wahrscheinlich hältst du mich für verrückt, weil ich alle meine alten Spielsachen hervorgeholt habe”, sagte sie entschuldigend.
“Nicht für verrückt, nur für ein bisschen kindisch”, entgegnete Serena und lachte. “Nun komm nach unten und trink eine Tasse Tee mit mir. Ryan ist weggegangen, also sind wir ungestört.”
Tara errötete, als sie bemerkte, dass Serena ihre geschwollenen Lippen betrachtete. “Ich komme sofort, ich möchte mich nur ein bisschen zurechtmachen”, erklärte Tara rasch.
“Das ist nicht nötig, du siehst gut aus. Die Schwellung ist schon zurückgegangen. Nun komm und erzähl mir, was passiert ist.”
Gemeinsam gingen sie in das große, mit kostbaren chinesischen Antiquitäten eingerichtete Wohnzimmer hinunter. Tara streifte die Schuhe ab und machte es sich auf dem Sofa bequem. Genüsslich trank sie den aromatischen schwarzen Tee, während sie ihrer Stiefmutter von den Ereignissen des Nachmittags berichtete.
“Ryan hat mich von Anfang an argwöhnisch beobachtet”, beendete sie schließlich den Bericht. “Er glaubt, ich wolle meine Aktien an Robert Moncrieff verkaufen – oder sogar, dass ich es schon getan habe.”
“Das tut mir leid, Tara. Sebastian wird über den völlig ungerechtfertigten Verdacht wütend sein. Was ich nicht verstehe, ist, dass Ryan dich geküsst hat, wenn er dir nicht traut. Er muss dich sehr attraktiv finden, um seine
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