Bianca Exklusiv Band 0088
guten Manieren so zu vergessen.” Serena lächelte schalkhaft. “Es tut ihm übrigens sehr Leid. Ich hoffe, du wirst ihm verzeihen?”
Tara reagierte nicht. “Ich mache mir deinetwegen Vorwürfe, Liebes”, fuhr Serena fort. “Als ich nach Hongkong zurückkam, hätte ich dich sofort zu uns einladen sollen.”
“Aber nein, warum denn?”, widersprach Tara. “Ich bin aus einer Augenblicksentscheidung heraus gekommen und wollte mich dir nicht aufdrängen. So weit bin ich ganz gut allein zurechtgekommen.”
“Das stimmt. Trotzdem wäre es mir lieber, wenn du zu uns ziehst – wenigstens so lange, bis ich mit deinem Vater aus den USA zurückkomme. Ich wäre ruhiger, wenn ich wüsste, dass du hier in deinem Zuhause bist.”
“Serena!” Tara legte ihrer Stiefmutter die Hand auf den Arm. “Das ist jetzt dein Heim, nicht meins. Ich möchte nicht hier leben und zwischen dir und Vater stehen.”
Die beiden Frauen blickten sich an. “Du bist ein sehr rücksichtsvolles Mädchen”, sagte Serena schließlich leise. “Und du bist sehr verständnisvoll. Aber was mich angeht, kann ich dir sagen, dass du hier immer zu Hause sein wirst.”
Tara lächelte. “Oh nein, liebe Serena. Das ist mir zu riskant. Du bist so hübsch, dass ich Angst haben müsste, meine Verehrer an dich zu verlieren, wenn sie mich hier besuchen kommen. Aber um dich zu beruhigen, nehme ich deine Einladung gern an und bleibe hier, bis du und Daddy von Amerika zurück seid. Abgemacht?”
Serena drückte ihr die Hand. “Wie du willst. Aber dein Vater könnte anders denken.”
“Bestimmt nicht”, meinte Tara überzeugt. “Wenn er mich jeden Tag in der Firma sieht, hat er sicher keine Lust, mich abends auch noch um sich zu haben.”
Serena seufzte leise. “Dein Vater hat in letzter Zeit mit dem Gedanken gespielt, sich zur Ruhe zu setzen, Ryan die Leitung der Firma zu überlassen und selbst nur einen Vorstandsposten zu behalten. Die Ärzte haben ihm schon früher geraten, sich mehr zu schonen. Der Herzanfall war also keine große Überraschung für mich. Die Lage der Firma hat deinen Vater sehr beunruhigt. Er fürchtet, dass jemand die Firma in die Hand zu bekommen versucht. Deshalb ist er ja nach Los Angeles gefahren, um einen Kredit zu bekommen. Glücklicherweise hat er alles regeln können, bevor er krank wurde. Jetzt ist er wenigstens diese Sorge los und wird sicher schnell gesund werden.”
“Glaubst du wirklich?”, fragte Tara unsicher.
“Ja. Aber ich glaube trotzdem, dass es für ihn besser wäre, sich bald aus dem Geschäftsleben zurückzuziehen.”
“Hoffentlich kannst du ihn dazu überreden”, meinte Tara.
“Im Prinzip hat er schon zugestimmt. Wir möchten gern gemeinsam reisen. Bis jetzt war dazu keine Zeit. Außerdem spielt er Golf und hat seine Rennpferde. Er versteht viel von der Pferdezucht. Ich glaube sogar, er hätte gern ein eigenes kleines Gestüt. Du siehst also, es wird ihm nicht langweilig werden.”
“Das klingt, als müsstest du in Zukunft aufpassen, dass er sich mit seinen Hobbys nicht noch mehr überanstrengt als vorher”, meinte Tara und lachte.
“Ich werde schon auf ihn achten”, versprach Serena und blickte auf die Uhr. “In einer halben Stunde muss ich zum Flughafen fahren. Du wirst doch allein hier zurechtkommen?”
“Natürlich. Außerdem sind ja die Hausangestellten da, also wäre ich nicht allein. Ich begleite dich zum Flughafen.”
“Nein, lieber nicht, Tara. Ryan fährt mich hin. Er hat einige Dokumente vorbereitet, die ich deinem Vater bringen soll.”
“In diesem Fall bleibe ich selbstverständlich hier. Für heute habe ich genug von Ryan Bay.”
“Findest du ihn nicht attraktiv?”, fragte ihre Stiefmutter forschend.
“Attraktiv ist er schon”, gestand Tara. “Aber ich mag diesen Typ Mann nicht. Er ist viel zu sehr von seiner Wirkung auf Frauen überzeugt. Man sollte ihm mal seine Grenzen aufzeigen.” Ihre Augen funkelten angriffslustig.
“Dafür scheinst du mir die Richtige zu sein”, sagte Serena belustigt. “So, nun muss ich mich fertig machen. Wir bleiben in Verbindung. Eins noch, Liebes. Kann ich deinem Vater berichten, dass du am Montag in der Firma zu arbeiten anfängst?”
6. KAPITEL
Tara fand, dass sie in dem marineblauen Leinenkleid mit den weißen Knöpfen geschäftsmäßig und adrett aussah, wenn auch nicht gerade sehr modisch. Deshalb ärgerte es sie ein bisschen, als sie beim Betreten der Büros der Hall Bay Company feststellte, dass die meisten weiblichen
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