Bianca Exklusiv Band 0088
war eine schwierige Aufgabe.
Gil, so nahm sie an, verließ sich als Tarnung auf seine Sonnenbrille und den hochgeschlagenen Kragen seiner Lederjacke.
Er starrte sie an und schüttelte dann den Kopf. “Das ist heute schon das vierte Gesicht, das ich an Ihnen sehe. Das Einzige, das mir wirklich gefiel, war Ihr eigenes.”
Sie ignorierte sein zweischneidiges Kompliment. “Die Frage ist doch”, erwiderte Nikki hochmütig, “ob ich wie Caressa aussehe? Ich meine, sehe ich so aus, wie sie aussehen würde, wenn sie versuchte, nicht wie sie selbst auszusehen?”
“Ja. Sie können einem Angst machen, wissen Sie das?”, bemerkte er und öffnete die Tür zur Eingangshalle. “Sie verändern ständig Ihr Aussehen – wie ein Chamäleon.”
Nikki betrat den weiten Eingangsbereich. “Ich soll mein Aussehen doch verändern”, entgegnete sie und rückte die Sonnenbrille zurecht. “Das ist meine Aufgabe. Und Ihre auch.”
Gil hatte seine verwaschenen Jeans gegen ein Paar maßgeschneiderte schwarze Jeans getauscht. Dazu trug er ein graues Seidenhemd und die schwarze Lederjacke mit dem hochgeschlagenen Kragen. Sein dunkles Haar war perfekt frisiert. Nur ein sehr aufmerksamer Betrachter hätte bemerkt, dass seine Lippen im Vergleich zu Gavin Chandlers Lippen etwas schmal waren.
“Mein Job besteht nicht darin, wie jemand anderes auszusehen”, antwortete er. “Ich bin Stuntman. Wenn ich wie jemand anderes aussehe, dann ist das Zufall.”
“Das ist kaum ein Zufall”, entgegnete sie stur. “Wenn man Sie nicht für Chandler halten könnte, dann könnten Sie nicht die Stunts für ihn machen. Sie sind selbst ein Chamäleon.”
Gil drückte auf den Messingknopf, der die Tür zu dem privaten Fahrstuhl öffnete. “Gehen wir”, meinte er wenig begeistert. “Holen wir uns eine Heiratslizenz.”
Nikki fühlte sich äußerst angespannt, während sie mit Gil in dem Büro war, doch sie bekamen die Heiratslizenz ohne Schwierigkeiten. Mehrere der Passanten schienen sie zu erkennen. Einige starrten sie sogar unverhohlen an, als sie, von ihren beiden Leibwächtern begleitet, zur Limousine gingen.
Nikki war unendlich erleichtert, als sie endlich wieder im Wagen saß. Sie seufzte schwer. Gil, der neben ihr saß, legte beschützend einen Arm um sie. In diesem Moment war sie zu erschöpft, um sich dagegen zu wehren.
“Gut gemacht”, flüsterte er ihr ins Ohr. “Einfach großartig.” Er drückte ihr ermutigend die Schultern. Nikki wusste, dass sie seine Umarmung nicht als so angenehm empfinden sollte. Sie wandte das Gesicht ab und sah aus dem Wagenfenster, um sich abzulenken.
Es herrschte viel Verkehr auf der Straße. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite hatten sich einige Menschen versammelt, die die Limousine beobachteten.
Einen Moment begegnete Nikki durch das Rauchglas dem Blick eines Mannes, der ihr Angst machte. Sein Gesicht war anders als die Gesichter der anderen Menschen in dieser Menge. Der Mann war unheimlich blass und starrte sie mit seinen außergewöhnlich hellen Augen an. Es waren die merkwürdigsten Augen, die sie je gesehen hatte. Sie hatten eine blauweiße Farbe, fast unmenschlich.
Sie erstarrte, weil der Blick des Mannes wie gebannt auf sie fixiert schien. Doch dann wurde ihr klar, dass er sie durch die abgedunkelten Scheiben gar nicht sehen konnte. Er starrte einfach nur den Wagen an.
Als die Limousine anfuhr, griff der Mann in die Tasche seiner kakifarbenen Jacke und berührte einen Gegenstand darin. Ein unheilvolles Lächeln huschte über sein Gesicht. Dann verschwand er so plötzlich in der Menge, als hätte Nikki sich ihn nur eingebildet. Unwillkürlich verkrampfte sie sich.
“Was ist los?”, flüsterte Gil ihr ins Ohr. Sie sprachen leise, denn der Fahrer war ein Fremder.
“Dieser Mann”, sagte Nikki ängstlich und schmiegte sich enger an Gil. “Er stand genau da drüben. Da war etwas in seinem Blick. Er hatte die hellsten Augen, die ich je gesehen habe.”
“Wo?”, fragte Gil, und der Druck seiner Finger verstärkte sich.
“Er ist in der Menge verschwunden, einfach so”, flüsterte Nikki. “Ich kann ihn nicht mehr sehen.”
Der größere der beiden Leibwächter, ein rothaariger Mann namens Waldo, beruhigte sie. “Keine Sorge”, sagte er. “Die Leute sollen Sie doch anstarren. Sie sind sicher. Wir sind ja hier.”
Der andere Leibwächter runzelte nachdenklich die Stirn. Er war ein Schwarzer und hieß Moses. “Helle Augen? Das könnte unser Freund gewesen sein. Wir hätten ihn
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