Bianca Exklusiv Band 0088
Es heißt ‚schöne junge Frau‘. Ich bin sehr erfreut, Sie kennenzulernen. Mein Name ist Primo Viareggi.” Er küsste vollendet Serenas Hand.
Sein Gesicht war ihr irgendwie bekannt vorgekommen, und nun wusste sie auch, woher. Primo Viareggi war ein hervorragender Rennfahrer, einer der aussichtsreichsten Kandidaten bei den Wetten auf den Weltmeistertitel. Und er schien auch ein professioneller Charmeur zu sein. Sie lächelte ihn kurz an. “Mein Name ist Serena Fletcher.”
“Ach, dann sind Sie mit Dawn verwandt? Ihr Name war ebenfalls Fletcher.”
“Sie war meine Cousine.”
“Dann freue ich mich noch mehr, Sie kennenzulernen. Ich habe Signora Valetti sehr bewundert und geachtet, und jetzt, wo ich Sie genauer ansehe, bemerke ich auch die Ähnlichkeit.”
“Es gibt keine Ähnlichkeit”, fiel Carlo hastig ein. “Nicht die geringste. Was machen Sie hier, Viareggi? Wie sind Sie überhaupt hereingekommen?”
“Ich habe Ihrem Pförtner erklärt, dass Sie mich dringend erwarten. Das ist zwar nicht die Wahrheit, aber eigentlich sollte es so sein. Wir müssen miteinander reden.”
“Wir haben nichts zu bereden”, fuhr Carlo ihn an.
“Im Gegenteil. Sie haben meinen Ruf als Rennfahrer geschädigt”, sagte Primo mit ruhiger Stimme. Aber man hörte die unterschwellige Härte. “Ihr Manager war bereit, mir einen Vertrag als ihr Fahrer für diese Saison zu geben. Ich habe einige einträgliche Angebote abgelehnt, um für Sie fahren zu können, und dann sind Sie im letzten Moment von dem Geschäft zurückgetreten. Das kann ich nicht einfach so hinnehmen.”
“Ich bin von nichts zurückgetreten”, erklärte Carlo scharf. “Es bestand nie die Chance, dass Sie für Valetti fahren.”
“Ihr Manager hat das aber anders gesehen.”
“Capriati hat mir nicht zugehört. Ich habe meinen Standpunkt klargemacht, aber er hat gedacht, er könnte meine Meinung dadurch ändern, dass er mich vor vollendete Tatsachen stellt. Er hat seinen Fehler bereits eingesehen.”
“Vielleicht hat er angenommen, dass Sie sich durch die Tatsache beeinflussen ließen, dass ich der Beste bin”, meinte Primo. “Und Valetti-Wagen brauchen den Besten. Mit anderen Worten, Sie brauchen mich.”
Carlo warf ihm einen finsteren Blick zu und wandte sich zu Serena um. “Du wirst sicher auf dein Zimmer gehen wollen. Valeria wird dir den Weg zeigen.”
Während Serena die Treppe des Anwesens hinaufging, schaute sie durch ein Fenster auf einem Treppenabsatz und sah, dass Louisa wieder auf ihrem Pony ritt. Neben ihr stand ein Bediensteter. Es war nicht schwer zu erraten, dass Carlo den Angestellten die Anweisung gegeben hatte, Louisa vom Haus fernzuhalten.
Valeria führte sie in einen luxuriösen Raum am anderen Ende des Hauses. Er hatte zwei Fenster, die bis zum Boden reichten, und von denen sie auf die Landschaft sehen konnte. In der Ferne hörte Serena eine Glocke läuten.
“Rom liegt dort hinten”, erklärte Valeria und wies mit ihrem Arm in die Richtung. “Wenn es dunkel ist, können Sie die Lichter sehen.” Sie hob den kleinen Koffer auf das Bett.
“Danke schön, das ist nicht nötig”, sagte Serena rasch. “Ich mache das lieber selbst.” Sie wollte allein sein. Nachdem Valeria gegangen war, blieb sie noch einen Moment stehen und schaute über Rom, das immer schon eine magische Stadt für sie gewesen war, seit Dawn verkündet hatte, dass sie dort leben würde. Nun war es ein Ort der Bitterkeit.
Von unten konnte sie männliche Stimmen hören. Primo war laut vor Wut, während Carlo kalt und ironisch klang. Sie konnte zwar kein Italienisch verstehen, aber die gegenseitige Abneigung der beiden Männer war deutlich genug. Vielleicht war es sogar mehr als nur Abneigung. Sie trat auf den Balkon hinaus und schaute hinunter. Primo stürmte gerade hinaus und stieg in seinen Wagen, während Carlo ihn von der Treppe aus beobachtete. Im nächsten Moment brauste Primo davon.
Jetzt hast du deine Chance, dachte Serena. Sie verließ eilig ihr Zimmer und hatte gerade die Treppe erreicht, als Carlo im Treppenhaus erschien. Er blieb stehen, als er Serena sah, und nach einem Blick auf seine zusammengepressten Lippen wappnete sie sich für die Auseinandersetzung. Sie ging langsam hinunter, bis sie sich auf der Treppe trafen. “Ich will Louisa sehen”, erklärte sie entschlossen.
Er hatte sich ihr in den Weg gestellt. “Ich will nicht, dass du sie mit einer Szene aufregst.”
“Ich werde keine Szene machen, aber ich möchte sie gern fragen,
Weitere Kostenlose Bücher