Bianca Exklusiv Band 0088
klar gezeigt, was sie will.” Sie schaute Serena offen an. “Sie will Sie.”
Carlo schaute hoch. “Sie hat immer noch einen Vater”, sagte er.
“Aber sie vermisst ihre Mutter”, entgegnete die Ärztin. “Für sie ist die Signorina die Verbindung zu ihrer Mutter, und sie braucht sie hier. Das verschreibe ich ihr.”
“Dann werde ich bleiben”, sagte Serena plötzlich. “Aber sind Sie sicher, dass es nicht eine ernsthafte Erkältung ist?”
“Ziemlich sicher. Ich werde morgen wiederkommen, und ich glaube, dass die Temperatur dann gesunken ist.” Sie begann, ihre Sachen zusammenzusammeln.
“Ich bringe Sie hinaus”, sagte Carlo.
Er begleitete sie zu ihrem Wagen, und Serena lief in der Zwischenzeit schnell in Louisas Zimmer hinauf. “Wie würde es dir gefallen, wenn ich etwas länger bei dir bleibe?”, fragte sie und setzte sich auf das Bett.
Louisas Antwort war ein strahlendes Lächeln, das Erste, was Serena an diesem Abend von ihr gesehen hatte, und eine innige Umarmung. Serena erwiderte sie herzlich und dankte dem Himmel für diese Gnadenfrist.
Als sie aufschaute, sah sie Carlo in der Tür stehen. Er beobachtete sie mit einem Gesichtsausdruck, der nicht Ärger, sondern eher Traurigkeit verriet. Und es lag noch etwas anderes in ihm, was Serena nicht enträtseln konnte. Sie stand auf und folgte ihm hinunter in das Arbeitszimmer.
“Danke”, sagte er ernsthaft. “Es wird eine sehr ungemütliche Situation für uns beide sein, aber wenn Louisa dich braucht …”
“Wir können uns ja aus dem Weg gehen”, erwiderte sie. “Wir sollten froh sein, dass es nichts Schlimmeres ist. Es hätte auch eine …” Unvermittelt brach ihre Stimme, und zu ihrem Entsetzen liefen ihr Tränen übers Gesicht.
“Serena …” Carlo trat einen Schritt auf sie zu.
“Es ist schon gut”, sagte sie hastig, nahm ihr Taschentuch und tupfte sich die Augen. “Es ist nur … ihr Fieber. So hat es auch bei Dawn angefangen. Ihre Augen glitzerten, und ihr Gesicht war rot, und einen Moment lang habe ich gedacht … ich habe befürchtet …” Serena konnte nichts dagegen tun, dass ihre Stimme bebte und die Worte undeutlich hervorbrachen. “Ich dachte, dass Dawn wieder gesund werden würde, weil es doch nur eine Erkältung war, und sie war so stark, und dann plötzlich …” Sie riss sich zusammen. “Es geht mir gut, wirklich.”
Sie wandte sich rasch ab und konzentrierte sich so sehr darauf, ihre Beherrschung wiederzuerlangen, dass sie nicht bemerkte, dass Carlo die Hand hob, um sie zu trösten, während er sie mit verstörter Miene anschaute. “Ich werde heute Nacht bei Louisa bleiben”, erklärte sie, als sie sich wieder beruhigt hatte. “Ich gehe jetzt hinauf.”
Carlo wollte sagen, dass er eigentlich vorgehabt hatte, bei seinem Kind zu schlafen, aber er hielt inne, als ihm klar wurde, dass er nur im Weg sein würde. Louisa hatte deutlich gezeigt, wen sie wollte. Der Schmerz überfiel ihn unerwartet, und er blieb mit gesenktem Kopf stehen, während Serena den Raum verließ.
6. KAPITEL
Serena verbrachte die Nacht in Louisas Zimmer, wie sie es angekündigt hatte. Carlo schaute mehrmals herein und trat an Louisas Bett, um ihr die Hand auf die Stirn zu legen. Gegen Morgen wurde offenbar, dass Dr. Vini Recht gehabt hatte. Louisas Temperatur war gefallen, und die Kleine wachte strahlend und fröhlich auf.
“Sie braucht deine Hilfe, um über den Tod ihrer Mutter hinwegzukommen, Serena”, sagte Carlo, als sie allein waren. “Ich will da nicht im Weg stehen, aber was ist mit deiner Agentur?”
“Meine Assistentin Julia kann sie eine Zeit lang allein führen. Ich werde sie anrufen und die nötigen Anordnungen treffen.”
“Willst du nicht erst einmal schlafen? Du siehst ziemlich erschöpft aus.”
“Später. Als Erstes hätte ich gern ein anderes Zimmer, damit ich näher bei Louisa bin.”
Serena zog sofort nach dem Frühstück um. Sie stellte fest, dass das Zimmer wesentlich kleiner als das Gästezimmer war, aber nicht weniger anheimelnd. Sie öffnete eine Schranktür, um ein paar Kleidungsstücke aufzuhängen, und hielt inne. Der Schrank war voller Kleider, und der andere Schrank, den sie dann aufmachte, war gefüllt mit Designer-Kleidern, Mänteln, Hosen, Pullovern, Schals und Schuhen. Sie nahm ein Abendkleid heraus und betrachtete den tiefen Ausschnitt und die langen Schlitze an den Seiten. Es war ein sehr auffallendes Modell, das jeden Mann in Sichtweite aufregen würde. Und es war Dawns
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