Bianca Exklusiv Band 0088
ihm den Kopf zu und lächelte ihn spöttisch an. Ob sie sich über ihn oder sich selbst lustig machte, konnte er nicht entscheiden. Doch das Lächeln erreichte nicht ihre Augen. War das noch die Frau, die letzte Nacht in seinen Armen gelegen und sich ihm rückhaltlos geöffnet hatte? Sie kam ihm wie eine Fremde vor.
“Gib es auf”, sagte sie so kalt, dass er ihre Stimme kaum erkannte. “Es ist schiefgegangen. Es war ein sehr kluger Versuch, aber es hat nicht geklappt.”
“Mehr hast du mir nicht zu sagen?”, fragte er verzweifelt. “Wenn das so ist, war es ein schrecklicher Fehler. Du bist nicht die einzige, die sich zum Narren gemacht hat. Ich hatte vergessen, dass du Dawns Cousine bist. Du siehst sogar aus wie sie, wenn du diesen harten Ausdruck auf deinem Gesicht hast. Ich hätte es besser wissen müssen, statt Großzügigkeit oder Verständnis von dir zu erwarten.” Er drehte sich um und hob seine Kleidung auf. Der Zauber der Nacht war unwiederbringlich verloren.
Carlo verließ den Raum, zog sich an, lief die Treppe hinunter und nahm sein drahtloses Telefon vom Tisch. Einen Moment später saß er in seinem Wagen, ließ den Motor an und fuhr los. Er konnte es kaum erwarten, so viel Abstand wie möglich zwischen sich und Serena zu bringen.
5. KAPITEL
Auf dem Weg zurück nach London gingen Serena die widersprüchlichsten Gedanken durch den Kopf. Der Klang der Wagentür, die Carlo hinter sich zugeschlagen hatte, und das Geräusch des wegfahrenden Wagens hatten ihren Ärger in kaltes Entsetzen verwandelt. Eine hartnäckige Stimme in ihrem Kopf, fragte sie, ob es wirklich so schlimm gewesen war, dass er sich nach Louisa erkundigt hatte. War es nach allem, was in der letzten Nacht geschehen war, nicht eigentlich natürlich, dass er so schnell wie möglich versuchte, den einzigen Streitpunkt, der sie beide trennte, zu beseitigen?
Im nächsten Moment jedoch schalt sie sich, weil sie Carlo in die Falle gegangen war. Sie hielt daran fest, bis ihr Verstand nahezu erschöpft war. Doch die alten Fragen tauchten immer wieder auf. Als sie endlich ihr Apartment erreicht hatte, war sie davon überzeugt, dass sie Carlo zu früh verurteilt hatte. Sie musste ihn noch einmal sehen und mit ihm reden.
Aber sie kannte weder den Namen seines Hotels noch seine Telefonnummer. Sie konnte nur warten, bis er sie anrief. Sie blieb den ganzen Tag in ihrer Wohnung. Die schrecklichen Worte, die sie sich gesagt hatten, kamen ihr wieder in den Sinn, und sie versuchte krampfhaft, die Erinnerung an seine leidenschaftlichen Umarmungen zu vertreiben. Schließlich bekam sie Kopfschmerzen vor Anstrengung, und irgendwann war sie so weit, dass sie alles für seinen Anruf gegeben hätte.
Endlich klingelte das Telefon, und sie hob erleichtert ab. “Carlo …”, begann sie aufgeregt.
Aber er war es nicht. Die Enttäuschung traf sie wie ein Schlag in den Magen. “Serena, ich bin es, Celia.” Serena umklammerte den Hörer unwillkürlich fester. Der weinerliche und verwirrte Klang von Celias Stimme erfüllte sie mit einer dunklen Ahnung. “Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll …”
“Was ist passiert?”, brachte Serena heraus.
“Louisa ist weg. Ich wollte sie von der Schule abholen, aber sie war nicht mehr da. Ihr Vater hatte sie schon abgeholt. Ich werde mir das niemals verzeihen …”
Serena hatte das Gefühl, als zerbräche tief in ihr etwas, aber sie zwang sich dazu, mit fester Stimme zu antworten: “Hast du ihnen nicht eingeschärft, dass sie Louisa mit niemandem weggehen lassen sollen außer mit dir?”
“Natürlich, aber die Schulleiterin hat gesagt, er sei sehr entschlossen gewesen und habe auf seinem Willen bestanden. Außerdem hat Louisa ihn erkannt …” Celia schluchzte auf.
Langsam legte Serena den Hörer wieder auf die Gabel. Was warst du doch für eine verblendete Närrin! sagte sie sich verbittert. Dawn hatte sie schon vor so langer Zeit davor gewarnt, dass Carlo sehr charmant sein konnte, wenn es ihm gefiel, und wie schnell dieser Charme verschwand, wenn er seinen Zweck erfüllt hatte. Wie naiv von ihr, sich einzubilden, dass sie dagegen gewappnet wäre!
Ein entschlossener Mann, der auf seinem Willen besteht … Das passte genau auf Carlo. Alles was er gesagt oder getan hatte, seit er in England angekommen war, hatte nur diesem einen Ziel gedient. Alles.
Sie holte tief Luft und nahm sich zusammen. Vermutlich würde er Zeit genug haben, um außer Landes zu kommen, aber das würde sie überprüfen. Sie
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