BIANCA EXKLUSIV Band 0173
wurde Sherry bewusst, dass ihr viel mehr Fragen im Kopf herumgeisterten als vor dem Abflug am Morgen.
Müde, verwirrt und mit schlechtem Gewissen wegen ihrer heimlichen Recherche kam Sherry zu Hause an. Überrascht nahm sie zur Kenntnis, dass Sin-Jins schwarzer Wagen auf dem Parkplatz vor ihrem Haus stand.
Ihr Puls raste, als sie sich fragte, ob sie in der Lage sein würde, ihm von ihren Erkenntnissen zu berichten. Nervös hielt sie an und schaute in den Rückspiegel. Konnte man ihr ansehen, wie aufgewühlt sie war?
Sie stellte den Motor ab. Als professionelle Journalistin hätte sie ihn mit den Ergebnissen ihrer Recherche konfrontieren müssen. Aber im Moment stand ihr nicht der Sinn nach Professionalität. Sie war vollkommen durcheinander.
Das ist so, wenn man jemanden liebt, sinnierte sie, als sie ausstieg und zum Haus hinüberging.
„Da kommt Sherry.“ Sheila saß neben Sin-Jin auf dem Sofa, drehte sich zu ihrer Tochter, die gerade eingetreten war, und lächelte ihr zu.
Sin-Jin stand auf. Sherry entdeckte eine Spur der Besorgnis in seinem Blick. Ahnte er, wo sie gesteckt hatte? Er kam auf sie zu und begrüßte sie mit einem flüchtigen Kuss auf die Wange.
„Hallo. Ich habe vorhin versucht, dich anzurufen, aber deine Mutter hat mir gesagt, dass du unterwegs bist.“
Sie räusperte sich und lächelte verunsichert. „Stimmt.“
Ihr Ausweichmanöver war leicht zu durchschauen. „Wo bist du gewesen?“, hakte er nach und kniff die Augenbrauen zusammen.
Die Notlage schien eine Lüge zu rechtfertigen. Sie wollte sich ihm erst offenbaren, wenn sie genau wusste, wer er war.
„Ich habe den Nachmittag mit ein paar Freundinnen verbracht.“ Hinter ihrem Rücken kreuzte sie die Finger.
„Kommen sie zur Taufe?“, wollte Sheila wissen.
Sherry nickte. „Das wollen sie auf keinen Fall verpassen“, meinte sie und wandte sich an Sin-Jin. „Und du? Bist du immer noch dabei“
„Ja. Ich habe meinen Terminkalender gründlich ausgemistet.“
„Johnny wird es eine Ehre sein.“ Sheila griff nach ihrer Handtasche und stand auf. „Ich überlasse euch beide jetzt eurem Schicksal. Wir sehen uns in der Kirche, Sin-Jin.“
„In der Kirche?“, fragte er verständnislos und schaute Sherrys Mutter nach, die das Wohnzimmer bereits verlassen hatte.
„Zur Taufe“, lachte Sherry und zog sich die Schuhe von den Füßen. „Wenn du meinst, dass sie auf eine Hochzeit anspielen wollte, dann hast du dich in meiner Mutter aber gründlich getäuscht.“
Er stellte ihre Schuhe zur Seite und setzte sich wieder aufs Sofa. „Ich mag deine Mutter.“ Er griff nach ihrer Hand und zog sie an sich. „Und deinen Vater auch.“
Sherry glitt auf seinen Schoß und machte es sich gemütlich. „Gut. Sie mögen dich nämlich auch.“
Ob ich wohl damit leben kann, Sin-Jin verletzt zu haben? fragte sie sich. Offensichtlich will er mit aller Macht verhindern, dass irgendjemand von seiner Vergangenheit erfährt. Und ich denke darüber nach, ob ich sie um meiner Karriere willen der Öffentlichkeit preisgebe. Es war eine Situation, in der es nur Verlierer geben konnte.
Sin-Jin strich ihr das Haar aus der Stirn. „Was geht dir durch den Kopf?“, fragte er sanft. „Einen Penny für deine Gedanken. Du siehst aus, als wärst du meilenweit entfernt.“
„Was, nur einen Penny?“, lachte sie und schlang ihre Arme um seinen Nacken. „Mein lieber Mann, jetzt weiß ich, warum du so unermesslich reich bist. Du zahlst grundsätzlich nur Tiefstpreise.“
„Nicht immer.“ Seine Stimme klang sehr ernst, und er schaute sie lange und eindringlich an.
Noch nie war er sich so unsicher gewesen. Noch nicht mal damals, als er mit seinem alten Leben einfach abgeschlossen hatte und fortgegangen war. Nur noch ein Mal war er in seine Heimatstadt zurückgekommen, damals, als ihm zu Ohren gekommen war, dass Mrs. Farley in den Vorruhestand gehen wollte. Er war nach Hathaway geflogen, hatte das Ende ihrer Abschiedsparty abgewartet und ihr dann das Angebot gemacht, für ihn zu arbeiten. Am Montag darauf hatte sie ihre Stelle angetreten.
„Okay. Ich bin dran.“
„Womit?“
„Zwei Penny für deine Gedanken. Du siehst aus, als wärst du meilenweit entfernt.“
„Ach, ich habe nur über die Taufe nachgedacht“, erwiderte er ausweichend. „Was muss ich da eigentlich machen?“
„Du musst Johnny während des Taufakts auf dem Arm halten und verhindern, dass er ins Taufbecken fällt“, erklärte sie. „Vielleicht sollte ich deinen Bizeps schon mal
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