BIANCA EXKLUSIV Band 0173
unhöflich zu sein.
„Ich gehe jetzt auch zu Bett“, meinte der Motelbesitzer. „War heute Abend ziemlich langweilig.“ Er stand langsam auf und öffnete die Tür von Zimmer fünf.
„Sie wohnen hier?“, fragte Jack überrascht.
„Sicher. Seit meine Frau, Gott sei ihre Seele gnädig, gestorben ist. Alma, das ist meine Schwester, zwei Jahre älter als ich, hat nie verstanden, warum ich das Haus verkauft habe. Darum, habe ich gesagt. Und zum ersten Mal, seit ich mich erinnern konnte, fiel ihr keine Antwort ein!“ Er lachte. „Alma ist ganz in Ordnung“, fügte er rasch hinzu. „Sie hat ein loses Mundwerk, aber ein großes Herz.“
Später lag Jack in dem fremden, nicht sehr bequemen Bett und dachte über das nach, was Mr. Temple ihm über Beth Johnson erzählt hatte. Sie schien eine Kämpfernatur zu sein, die nicht so schnell aufgab. Aber sie brauchte Hilfe, das stand fest. Plötzlich war er heilfroh, dass die Umstände ihn hierhergeführt hatten. Denn er freute sich darauf, ihr zu helfen.
Obwohl Beth den ganzen Tag gearbeitet hatte und erschöpft genug hätte sein müssen, um sofort einzuschlafen, ließen ihre Probleme sie nicht zur Ruhe kommen. Erst fragte sie sich, woher sie das Geld für die Reparaturen bekommen sollte, die Jack Stokes in Angriff nehmen wollte. Dann überlegte sie, woher ihr rettender Engel kam und warum er ausgerechnet auf ihrer Farm gelandet war.
Was hätte ihre Großmutter von ihm gehalten? Irgendwie war Beth überzeugt, dass auch Grandma Lillian ihn auf der Stelle angeheuert hätte. Grandma Lillian hatte ihrer Menschenkenntnis stets vertraut. Und ihrem Instinkt. Selbst wenn sie – was selten vorkam – eine falsche Entscheidung traf, quälte sie sich nicht mit Vorwürfen, sondern nahm es klaglos hin.
„Elizabeth Lillian“, hatte sie häufig gesagt und dabei Beth stets bei ihrem vollen Namen genannt. „Geschehen ist geschehen. Man weint nicht darüber, sondern macht einfach weiter.“
Als sie an ihre Großmutter dachte, fiel Beth ein, dass sie noch etwas Wertvolles besaß. Das Einzige, was ihr geblieben war. Grandma Lillians Schmuck. Sie wollte ihn nicht verkaufen, denn eines Tages sollte Amy ihn bekommen. Aber wenn es sein musste, würde sie ihn zu Geld machen. Schmuck war ein Luxus. Die Rosenfarm war ihr Zuhause.
Sie musste schlafen, sonst würde sie den morgigen Tag nicht durchstehen. Also klopfte sie das Kissen zurecht und schloss die Augen.
Wenige Minuten bevor der Wecker klingelte, erwachte Beth. Als sie sich bewegte, stöhnte sie auf. Jeder Muskel in ihrem Körper schien zu schmerzen.
Die heiße Dusche half. Sie putzte sich die Zähne und warf dabei einen Blick in den Spiegel. So übel sah sie gar nicht aus. Die Haut war ein wenig gerötet, wo die Sonnenschutzcreme nicht gehalten hatte, aber das war alles.
Zurück im Schlafzimmer zog sie statt des alten Overalls Jeans und eine ärmellose grüne Bluse an. Sie wählte eine grüne Schleife, um ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zu binden, und legte ein wenig Make-up auf. Das tat sie sonst nur, wenn sie ausging, was selten genug vorkam.
Auf der Treppe nach unten blieb sie stehen. Was um alles in der Welt fiel ihr ein? Sie drehte sich um, wollte ins Bad zurück, um sich wieder abzuschminken. Doch bevor sie wieder nach oben gehen konnte, klopfte es an der Hintertür. Ihr Herz schlug etwas schneller. Das musste Jack sein. Sie eilte nach unten.
„Guten Morgen“, grüßte er, als sie öffnete, und sein Blick wanderte an ihr hinab und wieder hinauf. Offenbar gefiel ihm, was er sah.
„Guten Morgen.“ Hoffentlich errötete sie nicht. Ihr Gesicht fühlte sich viel zu warm an. Sie wagte kaum, ihn anzusehen.
„Ich hoffe, ich komme nicht zu früh.“
„Nein, nein, natürlich nicht.“ Es war fast sieben. „Ich bin nur ein wenig spät dran.“ Weil ich im Bad viel länger als sonst gebraucht habe, dachte sie. „Der Kaffee ist gleich fertig.“ Hastig stellte sie die Maschine an und war froh, dass sie schon am Abend zuvor alles vorbereitet hatte. „Ich muss die Kinder rufen“, sagte sie, ohne sich umzudrehen, und kam sich vor wie ein Teenager, als sie aus der Küche floh.
Sie weckte Matthew und Amy, legte ihnen ihre Sachen hin, bat sie, sich zu beeilen, und ging wieder nach unten. Jack stand mit einem Becher Kaffee am Fenster. Seine Schultern waren breit, und in seinen perfekt sitzenden Jeans und dem Polohemd sah er sehr gut aus. Man hätte meinen können, sie wäre noch nie einem attraktiven Mann begegnet.
„Ich
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