BIANCA EXKLUSIV Band 0173
bin, dass ich sie auch richtig pflegen kann.“
„Also steht dieses Gewächshaus an erster Stelle?“
„Ja.“ Sie lächelte. „Und alles, was ich dazu brauche, sind Blut, Schweiß und Tränen.“
„Ich dachte immer, Gewächshäuser sind aus Glas.“
„Nur im Norden. Hier in Texas wird es nicht so kalt. Außerdem ist Glas schrecklich teuer. Ich glaube, wenn ich nur gläserne Gewächshäuser hätte, könnte ich mich gleich erschießen.“
„Aber müssen die Planen denn nicht auch ersetzt werden?“
„Ja. Aber das kann ich mir gerade noch leisten. Viel schlimmer ist der Schaden an der Benebelungsanlage.“
„Und das Gestänge?“
„Damit können wir eine Weile leben. Wichtig ist, dass die Pflanzen abgedeckt sind.“
„Wie sieht der Zeitplan aus? Was muss wann getan werden?“
„Fangen wir mit dem September an. Wir nehmen die Stecklinge von den Mutterpflanzen und setzen sie in das Bewurzelungspräparat. Wie ich schon sagte, muss das Klima im Vermehrungshaus ständig überwacht werden. Wenn es zu heiß ist, muss man die Benebelungsanlage entsprechend einstellen, damit die Jungpflanzen mehr Wasser bekommen. Wenn es wolkig ist, gibt es weniger Wasser, sonst verfaulen die Wurzeln, und man muss ganz von vorn anfangen. Man braucht optimale Bedingungen, damit sie durchwurzeln und wachsen.“
„Wie lange dauert das?“
„Manche Sorten brauchen fünfundvierzig Tage, andere bis zu sechzig.“
„Mal sehen, ob ich alles verstanden habe. Wenn ein Steckling Wurzeln geschlagen hat, wird er umgetopft und kommt in eins der normalen Gewächshäuser. Dann macht man neue Stecklinge, damit man immer Nachschub hat.“
„Genau.“
Jack nickte. „Ich glaube, das mit dem Vermehrungshaus habe ich jetzt kapiert.“
„Eins noch. Wir verwenden nur Regenwasser, weil das Grundwasser aus dem Brunnen einen zu hohen pH-Wert hat. Regenwasser ist ideal, und wir sammeln es in zwei Zweitausend-Gallonen-Tanks. Der Tornado hat allerdings die Pumpe beschädigt, mit der wir das Regenwasser aus den Tanks ins Vermehrungshaus befördern. Vielleicht haben Sie gesehen, was von der Pumpe übrig ist. Sie liegt dort hinten, am letzten Gewächshaus.“
Sie erzählte das alles so ruhig und gelassen, dass Jack einige Sekunden brauchte, um die Tragweite ihrer Worte zu begreifen.
„Im November decken wir die restlichen Gewächshäuser ab. Wir kaufen die Planen, halten sie bereit, und an einem windstillen Tag rollen wir sie über die Metallstreben und machen sie fest. Den Winter hindurch ziehen wir die Pflanzen groß, damit wir im Frühjahr, wenn alles blüht, genügend für den Verkauf haben. Der Sommer ist für uns Nebensaison, dann holen wir alles nach, was liegen geblieben ist.“ Sie sah ihn an. „Es ist eine harte Arbeit, die nie endet, und kleine Rosenzüchter wie ich werden nicht reich.“
„Warum tun Sie es dann?“
Sie seufzte. „Ich liebe diese Farm. Die Arbeit liegt mir im Blut. Meine Großmutter war eine leidenschaftliche Züchterin. Damit bin ich aufgewachsen, und über die Jahre hat sie mir alles beigebracht, was sie über Rosen wusste. Ich möchte diese Leidenschaft wiederum an meine Kinder weitergeben. Deshalb will ich die Farm für sie erhalten.“
Jack konnte sich nicht vorstellen, dass ihm jemals etwas so viel bedeuten würde wie Beth ihre Farm und die Rosen. Für ihn war sein Beruf einfach nur Broterwerb. Zugegeben, sein Job war ungewöhnlich, aber er hatte ihn nur gewählt, um gegen seinen Vater zu rebellieren.
Caine Stockwell hatte Jack auf eine Militärschule gesteckt, um ihn leiden zu lassen. Aber anstatt die Ausbildung zu hassen, hatte Jack etwas Nützliches gelernt. Er hatte nicht vorgehabt, Söldner zu werden. Er hatte auf einer Bohrinsel anfangen wollen, um seinen Vater zu ärgern.
Aber im letzten Jahr auf der Militärschule hatte er sich mit Tim Hastings angefreundet. Tims Onkel Bart war Söldner. In den Weihnachtsferien war Jack mit seinem Freund zu dessen Familie in Connecticut gefahren und hatte dort den Onkel kennengelernt.
Das Leben, das Bart führte, hatte Jack fasziniert. Bart war auf Antiterroreinsätze spezialisiert und hatte Jack eingeladen, ihn zu besuchen, sollte er sich für den Beruf interessieren.
Zwei Jahre später hatte Jack genug vom College gehabt und Bart beim Wort genommen.
Inzwischen war er selbst ein Spezialist. Er kannte viele Leute, die auf Söldner herabsahen und sie für brutale Killer hielten, denen es egal war, für wen sie arbeiteten, solange sie Geld bekamen. Das
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