BIANCA EXKLUSIV Band 0173
verschwunden war. Regungslos hörte sie zu, wie er seinen Wagen startete und lauschte dem Motorengeräusch, das immer schwächer wurde und schließlich ganz verklungen war. Er hieß Dominic. Das war sein wahres Gesicht. Dominic. Nicht Nikos, ihr Traummann.
Ihr Herz schmerzte wie wahnsinnig. Sie schloss die Augen und ließ die Gedanken durch den Kopf ziehen. Warum hatte sie sich geweigert, der Wahrheit ins Auge zu sehen? Warum hatte sie die bittere Realität verdrängt?
Es lag an ihrem Hang zur Tagträumerei. So sehr sie sich auch darum bemühte, noch nie war es ihr gelungen, sich von ihren romantischen Fantastereien zu verabschieden.
Aber die letzte Nacht war kein Traum gewesen. Sie hatte sich Dominics Hunger, seine Sehnsucht nach ihr, seine zärtlichen Berührungen schließlich nicht eingebildet. Die letzte Nacht war einfach atemberaubend gewesen. Sie hatte ihm ihr Herz geschenkt, und er hatte sich ihr bedingungslos hingegeben. Ihre Ekstase hatte die Leidenschaft ihrer ersten Liebesnacht noch weit übertroffen.
Und die ganze Zeit über hatte er gewusst, dass sie eine Spionin war. Die ganze Zeit über hatte er eine Frau geliebt, der er nicht vertraute. Alles, was sie für wirklich hielt, war eine Lüge gewesen.
Lexie hatte seine Lust vollkommen in sich aufgenommen und nach mehr verlangt. Sie hatte gebettelt und geseufzt und gestöhnt. Sie hatte den letzten Rest von Selbstbeherrschung aufgegeben, weil sie sich ihm mit Haut und Haar hingeben wollte.
Sie musste aufhören, darüber nachzudenken. Sie musste ihn aus ihrem Gedächtnis streichen. Es war vorbei.
Am besten, wenn sie ihn anrief und ihn zum Teufel wünschte. Sollte er sich doch seine verdammte Gala an den Hut stecken und aus ihrem Leben verschwinden. Sie brauchte ihn nicht. Und seinen Auftrag auch nicht.
Ach, du liebe Güte. Auch das war eine Lüge. Lexie verspürte den Drang, sich verzweifelt auf den Fußboden sinken zu lassen. Natürlich brauchte sie diesen Auftrag. Und sie sehnte sich nach ihm – nach Nikos, nicht nach Dominic. Nicht nach dem reichen, mächtigen, unnahbaren Mann.
Nach dem zärtlichen, lachenden Piraten. Nach dem einsamen Wolf. Und gegen jede Vernunft glaubte sie insgeheim immer noch fest daran, dass seine Sehnsucht und seine Zärtlichkeit keine Lüge waren. Sie war überzeugt, dass es eine andere Wahrheit zwischen ihnen gab.
Großartig. Plötzlich musste sie aus vollem Halse lachen. Aber ihr Lachen klang nicht fröhlich, sondern bitter. Sie konnte Wahrheit und Lüge nicht mehr unterscheiden. Und noch nie war es ihr so wichtig gewesen.
Es wurde Zeit, dass sie sich unter die Dusche stellte und seinen Geruch von ihrem Körper spülte. Sie sollte sich anziehen, zu seinem Anwesen fahren und ihre Arbeit erledigen.
Ihre Knie zitterten bei dem Gedanken. Schmerzhaft krampfte sich ihr Magen zusammen. Der Schmerz zerriss sie fast. Nein, sie konnte nicht zu ihm fahren.
Lexie kniff die Augen zusammen und griff nach der Tischkante. Der Schmerz nahm ihr die Luft zum Atmen.
Atme tief durch, Lexie, beschwichtigte sie sich. Ganz ruhig. Ganz tief. Du kannst es. Lass nicht zu, dass er dich zerstört. Er darf dich nicht besiegen.
Sie konzentrierte sich ganz auf das Atmen. Langsam kehrten ihre Kräfte zurück. Sie würde hart arbeiten. Sie würde arbeiten, als gehe es um ihr Leben. Es würde sie davor bewahren, den Verstand zu verlieren.
Vielleicht war das Schicksal noch einmal mit ihr gnädig, und sie musste Dominic Santorini nicht wiedersehen.
Lexie straffte den Rücken und hob die Schultern. Zuerst wollte sie sich um die unwichtigen Dinge kümmern. Sie setzte einen Kaffee auf. Dann würde sie duschen. Und dann arbeiten.
Die Liebe ging sie nichts mehr an. Niemals wieder. Was für kindische Träume. Nur die Arbeit zählte. Ein armseliger Trost, aber es war der einzige, den sie hatte. Und sie würde sich daran festklammern, bis die Wunden ihrer verletzten Seele verheilt waren.
Dominic fuhr direkt in sein Büro. Er bewahrte dort immer mehrere Kleidungsstücke auf, falls er sich dringend umziehen musste. Und das war jetzt der Fall. Bevor er Ariana und Mrs. Garcia unter die Augen trat, musste er sich wieder wie in seinem normalen Leben fühlen. Ohne Klamotten, in denen noch ihr Duft hing. Die ihn daran erinnerten, wie sie sie ihm letzte Nacht ausgezogen hatte.
Aber was sollte das sein, ein normales Leben? War er nicht schon zu weit gegangen? Er hatte den köstlichen Duft der Liebe eingeatmet. Wie lange würde es wohl dauern, bis er diesen Duft
Weitere Kostenlose Bücher