BIANCA EXKLUSIV Band 0173
drängten. Er zog den Kopf ein, aber es war zu spät. Einer der Kameramänner hatte ihn entdeckt.
Adair!
Rusty hatte ihn sofort erkannt. Was zum Teufel hatte er hier zu suchen? Er hatte den Mann in seiner einsamen Berghütte vermutet. Schließlich hatte er Sherry zu ihm geschickt.
Besorgt musterte Rusty den Mann. Adair, kein Zweifel. Seit drei Stunden wartete Rusty vor dem Kreißsaal darauf, dass Jennifer Allen, die Oscar-Preisträgerin des letzten Jahres, ihr Kind zur Welt brachte. Sein Chef hatte ihn zusammen mit Lisa Willows in die Klinik geschickt, um die Gier der Öffentlichkeit auf Neuigkeiten aus Hollywood so schnell wie möglich zu befriedigen.
Wenn Adair hier ist, überlegte Rusty, hat er Sherry dann in die Wüste geschickt? Eilig drückte er Lisa die Kamera in die Hand und lief los.
„Wo willst du hin?“, fragte sie erstaunt.
„Zur Toilette!“, rief er ihr über die Schulter zurück.
Rusty erreichte den Fahrstuhl, als Adair gerade einstieg. „Warten Sie!“
Sin-Jin hatte nicht die Absicht zu warten. Stattdessen drückte er den Knopf fürs Dachgeschoss. Die Türen schlossen sich, und er konnte gerade noch sehen, wie ein Kameramann auf ihn zurannte.
Was für ein Zufall, dachte Sin-Jin genervt, dass ich ausgerechnet dann über einen Haufen Reporter stolpern muss, wenn ich eine Mutter und ihr Neugeborenes in die Klinik fliege. Offensichtlich muss jede gute Tat sofort bestraft werden.
Auf dem Weg zum Dach fragte er sich, wie lange es wohl dauern würde, bis in den Boulevardblättern irgendeine absurde Story über ihn zu lesen war. Er konnte sicher sein, dass die Reporter von seiner Anwesenheit in der Klinik Wind bekommen hatten. Außerdem hatte er sich ausweisen müssen, damit man ihm eine Landeerlaubnis für das Blair Memorial erteilte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Journalisten von dem Rettungsflug erfuhren und von dem Baby, das ihn gebraucht hatte.
Und bestimmt würden sie denken, dass es sein Baby war.
Na großartig. Sie würden ihre Giftpfeile auf ihn abschießen, ohne dass er jemals eine Frau an der Hand gehalten hatte.
Nun, das stimmt nicht ganz, korrigierte er sich und erinnerte sich an den Blick, den Sherry ihm in der Klinik zugeworfen hatte. Sie hatte nach seiner Hand gesucht, und er hatte sie festgehalten. Aber das wog den Ärger nicht auf, den er auf sich zukommen sah. Er hatte seine Lektion mit dem Medienzirkus gelernt.
Sin-Jin kletterte in den Helikopter, stellte den Motor an und ließ sich über Funk die Starterlaubnis erteilen. Morgen ist auch noch ein Tag, tröstete er sich. Ein Tag, den er nutzen wollte, den Rest der Welt für ein paar Stunden hinter sich zu lassen.
6. KAPITEL
Sie hatte ihre Handtasche vergessen.
Die schlichte, schwarze Ledertasche lag auf seinem Tisch und schien ihn hämisch anzugrinsen. Vor allem erinnerte sie ihn daran, dass die Angelegenheit noch nicht ausgestanden war.
Stirnrunzelnd betrachtete er das Fundstück. Er hatte nicht die geringste Absicht, noch mal mit Sherry Campbell Kontakt aufzunehmen. Aber jetzt gab es diese Handtasche, und das hieß, dass er irgendwie mit ihr in Verbindung treten musste, selbst wenn es nur per Kurier geschah.
Einen Augenblick lang dachte er darüber nach, die Tasche zu durchsuchen. Schließlich war auch sie in seine Privatsphäre eingedrungen. Aber er ließ die Handtasche liegen, wo sie war. Er würde seine heiligsten Grundsätze verletzen, wenn er seiner Neugier freien Lauf ließ.
„Sieht so aus, als würden wir sie so schnell nicht loswerden, oder was meinst du, Greta?“
Der Setter bellte auf, und er hätte schwören können, dass es mitleidig klang. Wenigstens Greta stimmte ihm zu.
„Komm mit. Lass uns einen kleinen Spaziergang machen.“ Er stand auf und nahm die rote Lederleine vom Haken. „Aber wenn du mir noch mal eine Journalistin ins Haus schleppst, dann werde ich dich genau dort wieder aussetzen, wo ich dich gefunden habe.“
Greta wedelte mit dem Schwanz, rannte unruhig um ihn herum und blickte ihn aus ihren großen braunen Augen treuherzig an. Sin-Jin hatte jedoch nicht die Absicht, sich das Herz erweichen zu lassen. „Schau mich nicht so unschuldig an“, warnte er sie.
Er legte die Hündin an die Leine und machte sich auf den Weg. Es sollte ein langer Spaziergang werden.
Sherry klammerte sich am Handlauf fest, um sich Halt zu verschaffen. Sie war immer noch ziemlich wacklig auf den Beinen, stand im Klinikflur und ließ ihren Blick aus dem Panoramafenster schweifen. Die
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