BIANCA EXKLUSIV Band 0180
von seiner Windel. Die Kleine wurde wach und wimmerte ein wenig, doch als sie Mariels Gesicht über sich sah, begann sie freudig zu strampeln und zu glucksen.
„Sie tut so, als ob das Leben ganz normal weiterläuft“, bemerkte Jack. Er schaute Mariel beim Wickeln über die Schulter und hielt dabei die Arme über der Brust verschränkt.
„Vielleicht ist sie deswegen bei uns, um uns zu sagen, dass es auch so sein sollte“, erklärte Mariel und legte die neue selbst gemachte Windel unter den Po des Babys.
Diese Bemerkung überraschte Jack. Ihm gefiel Mariels Art, die Dinge positiv zu sehen, und er sah nun die Situation, in der sie sich befanden, in einem neuen Licht.
Mariel lächelte dem Baby zu und nahm es dann in die Arme. „Ist die Decke noch nicht trocken?“, fragte sie Jack.
Jack fasste die Decke prüfend an. „Nein, leider nicht.“
„Am besten, Sie bringen die schmutzige Windel nach draußen. Wenn wir nur etwas hätten, worin wir sie auswaschen könnten.“
Jack ging zu dem kleinen Stapel Feuerholz hinüber und kehrte mit einem alten verbeulten Eimer wieder. Der Boden war zwar vom Feuer geschwärzt, aber immerhin konnte Jack keine Löcher darin finden.
„Ich werde ihn draußen hinstellen, um Wasser aufzufangen“, erklärte Jack. Zurück in der Höhle musste er zu seiner Enttäuschung feststellen, dass Mariel das Baby bereits wieder unter ihren Pullover gesteckt hatte. Er hätte zu gern noch einmal einen Blick auf ihr Dekolleté geworfen.
„Ist Ihnen warm genug?“, fragte er.
Sie nickte, kaum in der Lage, die Augen offen zu halten.
Jack betrachtete sie einen Moment lang. Ihre Wangen hatten jetzt einen rosigen Schimmer. Sie war so hübsch und zierlich wie eine Porzellanpuppe, und ihre Augen glänzten. Es kostete ihn große Anstrengung, sich nicht vorzubeugen und sie zu küssen.
Trotzdem kam er ein weniger näher und gebrauchte dabei das Baby als Vorwand. „Sie ist hübsch, nicht wahr?“, fragte er, aber er sah dabei nicht das Kind an, sondern betrachtete das Grübchen in Mariels Kinn, in der Hoffnung, sie würde ihm das nicht anmerken.
„Sie ist ein wundervolles Baby“, stimmte sie ihm zu. „Sie mögen sie doch auch, nicht wahr?“ Sie beobachtete ihn aufmerksam, während sie noch auf seine Antwort wartete. Irgendwie war es ihr wichtig, dass er ähnlich empfand wie sie, was das Kind anging.
Jack antwortete nicht sofort. „Ich finde, sie ist ganz in Ordnung“, sagte er widerwillig, aber sein Tonfall verriet Mariel, wie sehr er das Baby mochte.
Eine ganze Weile saßen sie schweigend nebeneinander und betrachteten den Säugling. Von Zeit zu Zeit, wenn ein allzu heftiger Windstoß durch die schützenden Brombeerranken in die Höhle blies, stoben die Funken im Feuer. Draußen fiel immer noch der Schneeregen.
„Ich habe noch ein halbes Sandwich in meinem Rucksack“, sagte Jack schließlich.
„Das teilen wir uns jetzt“, erwiderte Mariel, und schon hatte er es in zwei Hälften geschnitten und ihr eine davon gereicht. Jack wärmte in dem Metallbecher Wasser über dem Feuer, und sie tranken abwechselnd davon.
„Ich habe auch noch einen Apfel. Den können wir morgen zum Frühstück essen“, meinte Jack.
Mariel nickte, und er bemerkte, dass sie schon wieder schläfrig wurde.
„Wir müssen uns unterhalten“, erklärte er. „Nur so können wir verhindern, dass Sie einschlafen.“
„Ich finde, wir sollten uns duzen, Jack. Was halten Sie davon? Ich würde es komisch finden, mit einem Mann die Nacht zu verbringen, den ich sieze“, stellte sie fest und lächelte ihn dabei spitzbübisch an.
Er musste ebenfalls lächeln und bewunderte erneut, wie bereitwillig sie sich ihrem Schicksal fügte. Nicht jeder hätte in so einer Situation seinen Humor behalten.
„Einverstanden. Aber du musst reden. Wenn ich dir etwas erzähle, würdest du erst recht einschlafen.“
Mariel seufzte. „Ich wohne in einem Apartment, und von meinem Wohnzimmerfenster aus kann ich auf einen Garten blicken …“, begann sie, aber er unterbrach sie.
„Was wächst in diesem Garten? Gemüse? Blumen?“
„Beides. Aber am liebsten sind mir die Blumen. Wusstest du, dass sich die Viktorianer eine Blumensprache ausdachten? Misteln zum Beispiel stehen für – Gib mir einen Kuss –.“ Sie brach plötzlich ab und errötete.
„Wie groß ist dein Apartment“, fragte Jack, um kein peinliches Schweigen entstehen zu lassen.
„Es hat zwei Zimmer, Küche und Bad, und es liegt nicht weit von dem Museum entfernt, in
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