BIANCA EXKLUSIV Band 0180
andere Leute lebten, nur er nicht. Normalerweise war er kein sentimentaler Mann, vielleicht lag es einfach daran, dass sie das Gespräch immer wieder auf Weihnachten gebracht hatte, oder auch daran, dass sie mit dem Kind in den Armen so madonnenhaft aussah. Er versuchte den Kloß hinunterzuschlucken, der ihm in der Kehle saß, aber es gelang ihm nicht.
Als Jack sicher war, dass Mariel fest eingeschlafen war, stand er auf und holte den Becher seiner Thermosflasche herein, den er draußen aufgestellt hatte, um damit Wasser aufzufangen. Er setzte sich wieder ans Feuer, erhitzte das Wasser und trank es in kleinen Schlückchen aus. Nach einer Weile legte er einen weiteren Holzscheit auf und wählte sein Lager so weit von Mariel entfernt, wie es in dieser Höhle überhaupt möglich war. Er befand sich gerade auf der Schwelle zum Schlaf, als er Mariel stöhnen hörte. Sofort sprang er auf.
„Mariel?“
„Mir ist so kalt“, murmelte sie und schlief weiter.
Er fasste ihre Cordhose an, die noch an einem Felsvorsprung hing, aber sie war noch feucht. Nun tat Jack kurz entschlossen das, woran er bereits die ganze Zeit gedacht hatte. Er legte sich neben Mariel, presste seinen Körper gegen ihren Rücken und schlang seine Beine um ihre, um sie zu wärmen. Sie murmelte etwas, das er nicht verstehen konnte. Er legte einen Arm um sie, und nach einer Weile begannen sie, im gleichen Rhythmus zu atmen. Er sog den Duft ihrer Haare ein, der sich mit dem süßen Milchgeruch des Babys vermischte. Wie gern hätte er sein Gesicht in ihrem Nacken vergraben!
Jack wusste nicht, ob es Mariel bewusst war, dass er bei ihr lag, aber das spielte auch keine Rolle. Das einzig Wichtige war, dass er ihren warmen, weichen Körper neben seinem spürte und dass keiner von ihnen allein war.
4. KAPITEL
Als Mariel aufwachte, wusste sie zunächst nicht, wo sie sich befand. Ihr ganzer Körper schmerzte, und neben ihr schrie ein Baby.
Sie öffnete die Augen. Zwei Meter von ihr entfernt glühten in der Dunkelheit die Reste eines Feuers.
Dann erinnerte sie sich plötzlich. Der Unfall. Der lange Fußmarsch auf vereister Straße. Das Baby. Die Höhle. Ihre Erschöpfung. Und Jack. Wo war er bloß?
In diesem Moment bewegte sich etwas hinter ihr. Sie zuckte erschrocken zusammen, aber dann wurde ihr klar, dass es Jack war, der sich eng an sie geschmiegt hatte.
„Das Baby hat bestimmt Hunger“, erklärte er verschlafen. Er stand auf, um sich um das Feuer zu kümmern.
„Du hast …“, begann sie.
„Ich habe dich warm gehalten. Dir war kalt.“
„Ich habe geschlafen“, erklärte sie mit so viel Würde, wie sie in diesem Moment aufbringen konnte.
„Und ich auch“, erwiderte er. Er ging zu dem Felsvorsprung hinüber, auf dem seine Jeans trockneten. Sie waren immer noch feucht, und er legte sie näher an das Feuer heran.
„Ich habe nicht von dir verlangt, mich warm zu halten“, beschwerte sich Mariel.
„Du hast mich aber im Schlaf darum gebeten.“ Er drehte sich zu ihr um und warf ihr einen ernsten Blick zu. „Ich wollte dir nur helfen.“
Mariel überlegte noch, ob sie ihm danken sollte oder nicht, als das Baby aus Leibeskräften zu schreien begann. Dankbar für diese Ablenkung setzte Mariel sich auf und betrachtete das Kind.
„Jessica“, sagte Mariel, als Jack gerade ein neues Holzscheit ins Feuer legte. „Ich werde sie Jessica nennen.“
Jack sah sie leicht gequält an. „Ist das das Einzige, was dir zu diesem Geschrei einfällt?“, fragte er und zog eine Augenbraue hoch.
„Aber wir müssen ihr doch einen Namen geben. Schließlich können wir sie nicht immer nur – Baby – nennen“, erklärte Mariel und sah sich die Windeln des Mädchens an. Sie waren völlig durchnässt, kein Wunder, dass die Kleine schrie.
Jack hatte bereits Milch in den Metallbecher gegossen und wärmte sie nun über dem Feuer.
„Wir müssen ihr wieder die Windeln wechseln. Diesmal bist du dran“, verkündete Mariel.
Jack kam zu ihr herüber und breitete wieder seine Jacke auf dem Boden aus. „Aber das kann ich nicht …“
„Natürlich kannst du das“, sagte sie und lächelte ihm ermutigend zu.
„Aber sie strampelt so“, wandte er ein und betrachtete Jessica sorgenvoll.
„Das kriegst du schon hin“, beteuerte Mariel, und sie sollte recht behalten.
Jack war sehr konzentriert bei der Sache.
„Toll machst du das, Jack. Ich bin beeindruckt. Wie viel Milch haben wir übrigens noch?“, fragte sie.
„Nicht mehr viel. Ich werde ihr gleich noch
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