BIANCA EXKLUSIV Band 0180
ziemlich teuer aus. Steckt doch mehr hinter der Sache als nur eine Freundschaft?, fragte er sich. Geräuschvoll stellte er das Geschenk auf dem Tisch ab. „Treibt er sich immer noch hier herum?“
„Ja, für eine kleine Weile noch. Die Vernissage soll am dritten November stattfinden. Ich überlasse Loretta die Vorbereitung. Zuerst hat ihm das überhaupt nicht in den Kram gepasst, aber inzwischen weiß er, dass sie genauso kompetent ist wie ich.“ Tori nahm Andy auf den Arm und rieb ihm vorsichtig den Rücken, damit er aufstoßen konnte. Als er fertig war, bot sie ihm wieder das Fläschchen an. „Ich liebe meine Arbeit in der Galerie, aber dieser kleine Kerl hier raubt mir meine ganze Zeit.“
Andy schloss die Augen und sog längst nicht so gierig am Sauger wie vorhin.
Toris Gedanken wanderten zurück zu jenem Abend, an dem Andy geboren worden war. Ob es ihnen passte oder nicht, das Ereignis hatte das Band zwischen ihnen nur noch fester werden lassen. „Manchmal bin ich überzeugt, dass er schläft, und lege ihn in seine Wiege“, erklärte Tori, „und ein paar Minuten später fängt er wieder an zu weinen. Ich bringe ihn jetzt ins Bett, mal sehen, was passiert.“
Jake ging mit ihr nach oben und stellte fest, dass Andy immer noch in Ninas Wiege schlief, die in Toris Schlafzimmer stand. Er wartete auf dem Flur, während Tori ihren Sohn hinlegte, die Spieluhr aufzog und zärtlich mit ihm sprach. Sie ist eine fantastische Mutter, dachte er insgeheim.
Draußen auf dem Flur fragte sie Jake, was er trinken wolle. „Wein? Kaffee? Wasser?“
„Kaffee ist okay. Schwarz, bitte.“
Jake holte Sylvias Päckchen, und sie setzten sich an den runden Esszimmertisch. Er schaute zu, wie sie die Verpackung aufschnitt und ein eingepacktes Geschenk mit einem aufgeklebten blauen Pfeil entdeckte. Vorsichtig löste sie das Band und zog das Papier fort.
Tori zeigte Jake die kleine silberfarbene Box. Es war ein Fotoalbum, und es hieß: Mein erster Zahn.
Jake lachte laut auf. „Nur Mütter können auf solche Ideen kommen!“
Tori blätterte in dem Album herum und zeigte Jake ab und zu eine Seite. Links war Platz für Eintragungen, und rechts konnte man Fotos aufkleben. Fotos vom ersten Lächeln, vom ersten Zahn, von den ersten Schritten.
„In ein paar Wochen kommt Mom zu Besuch“, kündigte Tori schließlich an. „Und sie bringt einen Mann mit. Eine ernste Geschichte.“ Sie wartete einen Moment. „Ich bin vollkommen überrascht, weil ich überzeugt war, dass sie viel zu viel Angst hat, wieder jemanden zu lieben.“
Wie die Mutter, so die Tochter, schoss es ihm durch den Kopf.
„Bist du nach dem Unfall mal bei Spezialisten gewesen? Vielleicht kannst du doch noch Kinder bekommen. Sie vollbringen wahre Wunder heutzutage.“
„Aber nur, wenn überhaupt noch was zu retten ist. Die Ärzte haben mir die Eierstöcke und die Gebärmutter entfernt. Dave hat sich scheiden lassen, weil es keine Hoffnung mehr gibt, dass ich auf normalem Weg ein Kind bekommen kann.“
„Tori, es tut mir unendlich leid“, sagte Jake leise. „Ich dachte, dass es wenigstens noch einen Funken Hoffnung gibt.“
Sie schaute ihn aufmerksam an. Ihr Gesichtsausdruck hatte sich verändert. Sie wirkte nicht mehr verletzt, sondern froh. „Es gibt Hoffnung. Andy. Und wenn ich in ein paar Jahren noch ein Kind möchte, werde ich wieder eins adoptieren.“ Tori zeigte auf seine Kaffeetasse. „Soll ich nachschenken?“
Ihre Stimme klang nicht mehr so warm und freundlich wie eine halbe Stunde vorher, und Jake begriff nicht genau, was gerade geschehen war. „Nein danke.“ Er stand auf. Plötzlich wurde ihm klar, dass sie das Date am Freitagabend stillschweigend vergessen würde, wenn er sie nicht noch einmal daran erinnerte. „Freitag um neun?“
„Jake, ich weiß nicht.“
„Nur für zwei Stunden. Es wird dir guttun. Und mir wird es helfen, Nina und Charlie endlich als Paar zu akzeptieren.“
Toris Stimme wurde wieder weicher. „Okay. Unter einer Bedingung. Ich werde Loretta mindestens alle halbe Stunde anrufen.“
„Einverstanden.“
„Und du musst mir versprechen, dass du dir alle Mühe geben wirst, Charlie als Freund zu betrachten. Wehe, du nimmst ihn ins Kreuzverhör.“
„Du bist hartnäckig“, erwiderte er grinsend.
„Und du bist nicht der Einzige, der sich auf Verhandlungen versteht.“
Jake wusste, dass sie ihre Worte nicht zufällig gewählt hatte. Will sie mich zu einem Kommentar provozieren? Im Grunde genommen war es ihm
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