BIANCA EXKLUSIV Band 0181
Hochzeit trug, und es hatte den ganzen Tag wie Feuer auf ihrer Haut gebrannt …
Langsam kehrte Paige in die Gegenwart zurück. Nebenan hörte sie Brodie schreien und dann Sherrys beruhigende Stimme. Während sie den beiden lauschte, schlief sie irgendwann doch noch ein.
Ungefähr einen Monat später stand Paige morgens leise auf, zog sich an und schlich auf Zehenspitzen aus dem Haus, um die beiden anderen nicht zu wecken. Brodie hatte die Windpocken längst überwunden und schlief neuerdings sogar nachts durch. Paige sah auf die Uhr. Sie hatte eine gute Stunde Zeit für den Spaziergang und um eine Zeitung zu kaufen, damit sie die Stellenanzeigen durchsehen konnte.
Bei dem Gedanken packte sie wie so oft die Panik. Sie bekam zwar Arbeitslosengeld, aber das reichte nicht mal für die Miete. Deshalb führte sie nun morgens zwei Hunde aus. Das half, nur genug war es auch nicht. Wenn sie nicht bald Arbeit fand, musste sie ausziehen. Sherry konnte sie nicht auf Dauer miternähren, selbst wenn sie dafür Brodie versorgte. Sie hatte zwar ihre eigenen Träume auf Eis gelegt, aber das hieß ja nicht, dass sie Sherrys Träume auch noch zerstören musste.
Die beiden Hunde, eine große Deutsche Schäferhündin und ein lebhafter Jack Russell, begrüßten Paige wie immer schwanzwedelnd und voller Begeisterung. Sobald sie den Park erreichten, warf sie einen Ball, um den sie sich balgen konnten. Hatten sie sich fürs Erste ausgetobt, gingen sie am Flussufer entlang. Dort verschwand der Jack Russell regelmäßig auf der Jagd nach Kaninchen im Gebüsch, während die Hündin sich Paige an die Fersen heftete. Nur wenn ein allzu verführerischer Duft lockte, machte sie einen kurzen Abstecher.
Zum Glück hielten die Hunde Paige auf Trab, sodass sie nur selten ins Träumen geriet. Denn Marc war ebenso plötzlich wieder verschwunden, wie er aufgetaucht war. Statt wie angekündigt am nächsten Tag zum Frühstück zu kommen, hatte er eine Karte mit der Absage geschickt. Muss leider auf eine dringende Geschäftsreise, viele Grüße, Marc, hatte er geschrieben.
Sie hatte nicht wirklich damit gerechnet, ihn wiederzusehen, und er bedeutete ihr ja auch nichts. Umso mehr ärgerte sie sich, dass sie nach seinem kurzen Besuch so verzweifelt war. Sie fühlte sich noch einsamer als zuvor.
Die Hündin spitzte die Ohren und witterte aufmerksam. Hinter ihnen bellte der Jack Russell aufgeregt. Paige drehte sich um. Von der Straße her schritt ein Mann auf sie zu. Seine langen Beine trugen ihn erstaunlich schnell näher. Mit klopfendem Herzen wartete sie. Er war groß und dunkel und schien genau zu wissen, was er wollte. Das konnte nur Marc sein.
Einen Moment lang wünschte Paige, sie hätte etwas Besseres angezogen als die alten abgewetzten Jeans und den dünnen Pullover, der auch schon bessere Tage gesehen hatte. Ich dachte, er bedeutet dir nichts?, triumphierte eine innere Stimme.
„Platz!“, befahl Paige, als die Hunde aufgeregt an ihr hochsprangen. Sie gehorchten, und dann blickten sie zu dritt dem Ankömmling entgegen.
Sie verspannte sich, als sie sah, wie energiegeladen und zielstrebig Marc auf sie zukam. Er lächelte nicht, aber sie spürte, dass er sehr zufrieden mit sich war, sie hier aufgespürt zu haben. Entschlossen hob sie das Kinn und sah ihm in die Augen.
„Wie geht’s?“, fragte er. „Sherry sagt, du hättest die Grippe gehabt. Was fällt dir ein, trotzdem morgens in der Kälte mit den Hunden rauszugehen?“
Sie straffte die Schultern. „Ich bin wieder gesund.“
„So siehst du aber nicht aus.“ Er musterte sie streng. „Du bist blass und hast dunkle Schatten unter den Augen.“
Bei ihrer ersten Begegnung hatte er sie als sinnliches junges Mädchen kennengelernt, das vor Vitalität sprühte. Ihr Haar hatte golden geglänzt, die grünen Augen hatten lange, geschwungene Wimpern beschattet, und ihr Teint war zart und warm wie reife Pfirsiche gewesen. Vor vier Wochen hatte sie müde ausgesehen. Aber jetzt? Jetzt wirkte sie, als hätte sie zu lange von ihren inneren Reserven gezehrt. Sie sah zerbrechlich aus, angestrengt und viel zu erschöpft. In Marc regte sich ein unwillkommener und längst vergessener Beschützerinstinkt. Und er wurde langsam, aber sicher wütend. Sehr wütend sogar.
„Es war ein hartnäckiger Virus, aber es geht mir hundertprozentig besser als vor einer Woche.“ Ein Windstoß fuhr durch ihren dünnen Pullover. Sie verschränkte die Arme, um sich warm zu halten.
„Du solltest gar nicht draußen
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