BIANCA EXKLUSIV Band 0181
berechnen“, erwiderte er stattdessen. „Sie scheint kaum die Buchungskosten wert zu sein. Da ich jetzt das Gebäude gesehen habe, kann ich es allerdings verstehen. Es sieht aus, als hätte es schon vor Jahren einstürzen müssen.“ Er warf einen Blick zu der alten Steinhütte hinauf, die sich gegen die Klippen lehnte, als wäre sie von den langen Jahren des Widerstands gegen die gewaltigen atlantischen Stürme erschöpft. „So wie das Dach aussieht, möchte man meinen, es könnte den nächsten heftigen Wind nicht überstehen“, stellte er fest.
„Für mich ist das gut genug“, erwiderte Miss Duggan und schritt, den Kopf mit der hübschen kleinen Nase hoch erhoben, an ihm vorbei. „Mir gefällt es.“ Sie ging zum Cottage hinauf, stieß die knarrende Holztür auf und verschwand im Inneren, ohne sich darum zu kümmern, ob der Besucher ihr folgte oder nicht.
Aidans Interesse war geweckt. Er konnte sich nicht erinnern, wann ihn eine Frau das letzte Mal so herablassend behandelt hatte. Selbst eine Schönheit wie Imogen, seine gegenwärtige „ständige Begleiterin“, die ihren Marktwert auf den Penny genau kannte, riskierte in seiner Gegenwart selten einen ihrer weltberühmten hysterischen Anfälle.
Er blieb an den Rahmen gelehnt auf der Türschwelle stehen und sah sich interessiert um. Der Raum war eine Art Wohnküche, nicht sehr groß, und die niedrigen Deckenbalken ließen ihn noch kleiner wirken. Der Fußboden bestand aus unregelmäßig behauenen Steinplatten. Er war mit einem abgewetzten Teppich bedeckt, auf dem ein großer, gescheuerter Holztisch und mehrere nicht zusammengehörende Stühle standen. Unter dem kleinen Fenster befand sich ein altmodisches steinernes Spülbecken, und in dem mächtigen Kamin hing ein schwarz verrußter eiserner Kessel, der aussah, als würde er aus der Zeit vor der industriellen Revolution stammen.
Die ganze Einrichtung wirkte bescheiden und vielfach benutzt, aber alles war makellos sauber. Die Vorhänge an den Fenstern waren bunt gemustert, die Kissen auf dem kleinen Sofa waren mit dem gleichen Stoff bezogen wie die Stühle, und auf dem Fensterbrett und dem Kaminsims standen hübsche Wildblumensträuße.
Aidans ungewöhnliche Mieterin warf ihm einen frostigen Blick über die Schulter zu. „Ich kann Ihnen leider nur Pulverkaffee anbieten. Etwas anderes habe ich nicht“, verkündete sie mürrisch.
Er unterdrückte ein amüsiertes Lächeln. Die junge Frau vor ihm wirkte, als könnte sie ihm jederzeit die Kaffeedose in ihrer Hand an den Kopf werfen. „Vielen Dank“, antwortete er in vollendeter Höflichkeit, obwohl ihm eine ganz andere Erwiderung auf der Zunge lag. „Pulverkaffee ist mir recht.“
Er zog sich einen der Stühle unter dem Tisch hervor, ließ sich darauf nieder und sah zu, wie Sam Duggan das Kaffeewasser aufsetzte. Der Kocher war immerhin elektrisch, wenigstens ein Zugeständnis an die Zivilisation. Sie nahm zwei Becher aus dickem Porzellan aus dem Schrank und schloss die Tür mit unnötiger Wucht.
Was für eine interessante Show, dachte Aidan amüsiert. Es war ein Jammer, dass er nicht viel Zeit hatte. Oben im Hotel wartete ein Berg Arbeit auf ihn. Miss Duggan zuzusehen war viel unterhaltsamer.
Sie musste etwa so alt sein wie Imogen … drei- oder höchstens vierundzwanzig. Sie hatte nicht die perfekten Gesichtszüge eines Supermodels wie Imogen, aber ihre Figur hatte die Kurven an den richtigen Stellen, ihr Gesicht war ebenmäßig und ihr Haar eine dunkle Mähne, durch die ein Mann gern die Finger gleiten ließ. Und dann diese amethystblauen Augen!
Er war – jedenfalls genoss er diesen Ruf in der Regenbogenpresse – ein Frauenkenner. Nach dieser hier würde sich jeder gesunde Mann den Hals verdrehen. Warum nur vergrub sie sich in dieser halb verfallenen Hütte in der Wildnis von Cornwall?
Ein weiterer Rundblick durch den Raum gab ihm einen Hinweis. Auf dem Tisch lagen Zeichenblock und Stifte, über dem Kamin hingen ein paar eindrucksvolle Kohleskizzen, und im Regal in der Ecke stand ein fantasievolles Ensemble aus Pappe und Draht.
„Sie sind Künstlerin?“, fragte er neugierig.
„Bildhauerin.“
„Wirklich?“ Er sah sie erstaunt an und ließ den Blick über die schlanke Gestalt gleiten. „Ich dachte, als Bildhauer brauche man mächtige Muskelpakete, um den schweren Marmor umherzuwuchten.“
Aus den blauen Augen schoss ein warnender Blitz. „Ich bin nicht Michelangelo“, erwiderte sie steif. „Außerdem ist Marmor viel zu teuer. Den
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