BIANCA EXKLUSIV Band 0181
sich darauf, diesen Kampf zu gewinnen. Da Paige offensichtlich auf eine harte Auseinandersetzung gefasst war, würde er die Sache anders angehen …
„So geht das nicht weiter, du zitterst ja!“ Er stieß einen scharfen Pfiff aus.
Genervt beobachtete Paige, dass beide Hunde, die inzwischen weggelaufen waren, sofort kehrtmachten. Als hätte sie ebenso den Verstand verloren, reichte sie Marc die Leinen, sobald er fordernd die Hand danach ausstreckte. Lammfromm ließen sich beide Hunde anleinen.
Paige sah zur Uhr. „Es ist sowieso Zeit, nach Hause zu gehen“, versuchte sie, ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen. Aber sie wusste, dass sie verloren hatte. Ob sie wollte oder nicht, im Moment gab Marc den Kurs an.
Er lächelte. „Ich begleite dich.“
„Für die Hunde bin ich verantwortlich.“ Sie streckte die Hand nach den Leinen aus.
Mit einem Nicken überließ er sie ihr. Dann trat er auf die Windseite, um sie vor dem schneidenden Wind zu schützen. Seine Jacke war ohnehin winddicht, aber dass er so viel Rücksicht auf sie nahm, rührte sie. Sei nicht albern, schalt sie sich gleich darauf. Er meint es nicht persönlich. Das würde er für jede Frau tun.
Während sie nebeneinander herschlenderten, nahm Paige alles mit geschärften Sinnen wahr. Die Morgensonne schmeichelte ihrer Haut, das Gras schien grüner als sonst zu sein, und sie roch den Blütenduft, den sie noch auf keinem ihrer Morgenspaziergänge bemerkt hatte. Selbst die Vögel sangen süßer und verführerischer als gewöhnlich.
Hör auf!, befahl sie sich insgeheim. Vor einer Woche war der zweite Jahrestag von Juliettes Tod. Wenn Marc sich für mich interessieren würde, hätte er schon längst Kontakt aufnehmen können.
Doch während sie neben ihm ging, wurde sie immer angespannter. Ihre Erregung stieg mit jedem Schritt, und es fiel ihr zunehmend schwerer, sich unbefangen und gelassen zu geben.
„Wo steht denn dein Wagen?“
„Gleich da vorn an der Straße.“
Paige beschloss, das Beste aus der Situation zu machen. „Okay. Dann sag mir, was du willst. Jetzt sofort.“
„Na gut“, stimmte er amüsiert zu. Doch sein nächster Satz war alles andere als amüsant. „Juliette hat dir etwas hinter lassen.“
„Was?“ Paige blieb unvermittelt stehen.
Er packte sie am Ellbogen und drängte sie vorwärts. „In ihrem Testament hat sie dir ein Kästchen hinterlassen. Ich weiß nicht, was drin ist. Und etwas Geld.“
„Ach so“, sagte sie tonlos.
Dann schüttelte sie seine Hand ab. Die Stelle, an der er sie festgehalten hatte, brannte, als hätte jeder seiner Finger eine Feuerspur hinterlassen. Da siehst du, was Männer anrichten können, dachte sie verächtlich, während sie um ihre Fassung rang.
„Wahrscheinlich ist es nett gemeint, aber es war unnötig, deswegen nach Napier zu kommen“, erwiderte sie spitz. „Du kannst mir das Kästchen mit der Post zusenden. Das Geld will ich nicht. Spende es für einen wohltätigen Zweck.“
„Nicht nur undankbar, auch noch stur“, bemerkte er kühl.
Paige straffte sich. „Ich bin nicht … Ich meine, ich wollte nicht undankbar wirken.“
Marc schwieg.
„Das Kästchen enthält vermutlich etwas Persönliches. Eine Erinnerung an Juliette. Deshalb hätte ich es gern. Aber Geld will ich nicht.“
„Tut mir leid, entweder alles oder nichts“, antwortete er gelassen. „Es sind noch mehr Bedingungen daran geknüpft.“
Sie warf ihm einen forschenden Blick zu. Seine Miene zeigte, dass er in diesem Punkt nicht nachgeben würde und ihr die Bedingungen missfallen würden. „Welche denn?“
„Komm mit mir frühstücken, dann erzähle ich es dir.“
„Warum nicht hier und jetzt?“
Er zog eine Augenbraue hoch. „Weil es kalt ist. Du zitterst schon, und deine Lippen laufen blau an. Außerdem ist Juliettes Vermächtnis mehr als ein paar flüchtige Worte am Fluss wert. Eigentlich hätte ich erwartet, dass du das auch so siehst. Ich weiß, dass ihr in Kontakt geblieben seid, auch wenn ihr euch in ihren letzten Lebensjahren nicht oft getroffen habt. Du warst ihre beste Freundin. Ist es zu viel verlangt, wenn ich dich um Zeit bitte, damit ich Juliettes letzten Wunsch erfüllen kann?“
Paige wurde blass. „Das ist unfair.“
Marc zuckte die Schultern. „Die Wahrheit kann nicht unfair sein.“
Sprachlos sah sie ihn an. „Na gut. Ich muss erst die Hunde wegbringen, aber ich kann in zwanzig Minuten bei meiner Wohnung sein.“
„Ich nehme euch alle drei im Wagen mit“, sagte er, ohne eine
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