BIANCA EXKLUSIV Band 0181
jetzt oben im Speisesaal am Kopf der langen Tafel sitzen. Nicht, dass es sie auch nur im Entferntesten interessierte … es war nur so ein Gedanke.
Sie hatte ihn am Nachmittag gesehen, als er die Finalrennen auf dem Kurs hinter dem Hotel verfolgte. Er war in Gesellschaft äußerst wichtiger Gäste gewesen, darunter mehrere ausländische Diplomaten und einige niedere Mitglieder der königlichen Familie. Er hatte sie, Sam, nicht bemerkt.
Außerdem wich eine bemerkenswert schöne Blondine nicht von seiner Seite. Sie war eines dieser Supermodels, deren makellose Perfektion jeder anderen Frau das Gefühl gab, dass sie besser mit einem Sack über dem Kopf herumlaufen sollte. „Eines muss man meinem Bruder wirklich lassen“, hatte Damien mehr als einmal betont. „Was Frauen angeht, hat er einen unfehlbaren Geschmack.“
Sam musste plötzlich lachen, als ihr Blick auf ihr Spiegelbild im Fenster über dem Spülbecken fiel. Sie sah verheerend aus. Ihr vom Dampf des Abwaschwassers gerötetes Gesicht war ohne Make-up, und das Haar hing ihr in feuchten Strähnen herunter. Ihre Jeans waren fleckig, und über dem T-Shirt trug sie eine billige Plastikschürze.
Unfehlbarer Geschmack? Das mochte ja sein, aber er war sich anscheinend auch nicht zu schade, seinen Charme an jeder anderen Frau zu erproben, die das Pech hatte, seinen Weg zu kreuzen.
Sie bedauerte zutiefst, welchen Narren sie bei ihrer Begegnung aus sich gemacht hatte. Ständig war sie errötet wie ein Schulmädchen und hatte verlegen gestammelt. Dann hatte sie es auch noch zugelassen, dass er sie küsste. Natürlich hatte das nur geschehen können, weil sie völlig durcheinander gewesen war. Als er so unerwartet vor ihr gestanden hatte, hatte sie ihn im ersten Moment für seinen toten Bruder gehalten. Er durfte nicht damit rechnen, dass er sie noch einmal derart auf dem falschen Fuß erwischen würde.
Das Dinner musste jetzt fast beendet sein. Dessertschalen und Kaffeetassen wurden heruntergebracht und in die riesige Spülmaschine neben ihrem Spülbecken geladen. Selbst hier unten im Geklapper der Küche konnte man die ersten Klänge von Tanzmusik hören, die durch die großen offenen Fenster des Saales drangen.
Sam summte die Melodie mit, während sie Töpfe und Pfannen schrubbte. Sie bewegte sich im Takt der Musik, und mit der Zeit fand sie einen Rhythmus, der ihr die Arbeit leichter von der Hand gehen ließ, während oben die Reichen und Schönen tanzten.
Sam geriet ins Träumen. Wenn sie dort oben wäre, würde sie Schwarz tragen … etwas Schlichtes, Elegantes mit schmalen Trägern und einem weiten Rock, der beim Tanzen um die Beine schwang. Ihr Haar würde sie in weichen Locken auf die Schultern fallen lassen, und sie würde nur wenig geschmackvollen Schmuck tragen. Nichts Aufdringliches, nur schlichtes Gold mit dem diskreten Funkeln einiger Diamanten. Lange Handschuhe? Nein, das wäre schon zu viel.
Sie würde mit dem bestaussehenden Mann im ganzen Saal tanzen. Er wäre groß und dunkelhaarig. Seine breiten Schultern würden den perfekten Schnitt seines Smokings zur Geltung bringen. Er würde wundervoll tanzen. Fast schwerelos würde sie in seinen starken Armen über das Parkett gleiten. Jede andere Frau im Saal würde ihnen neidvoll nachblicken, doch er würde nur Augen für sie haben … dunkle Augen, tief und ein wenig gefährlich …
Oh nein, Schluss damit, rief sie sich zur Vernunft, als sie merkte, wohin ihre Fantasie zu führen drohte. Sie hatte dort oben nichts zu suchen! Sie würde sich völlig fehl am Platz vorkommen, und getanzt hatte sie in ihrem ganzen Leben noch nicht. Außerdem warteten hier Töpfe und Pfannen auf sie, und hundertfünfzig Tassen und Untertassen mussten in den Geschirrspüler geräumt werden.
Als schließlich die letzten Töpfe und Pfannen abgetrocknet und an ihren Plätzen verstaut waren, war es fast elf. Die meisten anderen vom Küchenpersonal waren hinaus in den Hof gegangen und feierten das Fest auf ihre Weise. Sie ließen sich die Reste vom Bankett schmecken, und einige hatten begonnen, zwischen den Mülltonnen und leeren Bierkisten zu tanzen.
Gähnend zog Sam ihre Gummihandschuhe aus und hängte die blaue Plastikschürze an den Haken zu den anderen. Dann ging auch sie hinaus. Sobald sie erschien, fiel Barry über sie her.
„Hallo!“ Er packte sie und wirbelte sie in wildem Tanz herum. „Mondlicht in deinen Haaren …“, sang er den Schlager, der von oben erklang, in falscher Tonart mit.
„Gnade!“, flehte
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