BIANCA EXKLUSIV Band 0187
Korb geben“, antwortete er mit schneidender Stimme.
Wir streiten uns, ohne uns überhaupt richtig zu kennen, und das ist seltsam, dachte sie. „Das brauche ich nicht. Die Einheimischen sind zu höflich, um zu lauschen.“
„Vielleicht sind sie ja daran gewöhnt, dass Sie sich mit Männern am Strand treffen. Vermutlich interessiert es die Leute hier gar nicht mehr“, wandte er betont freundlich ein.
Am liebsten wäre sie weggegangen. Aber sie blieb reglos stehen und blickte Slade mit großen Augen an.
Er legte ihr den Finger unters Kinn. Dann lächelte er und musterte sie prüfend und irgendwie berechnend.
Sein Lächeln gefiel ihr nicht. Dennoch rührte Alli sich nicht von der Stelle. Sie ließ die Musterung über sich ergehen und kam sich vor wie ein Gegenstand, der zum Verkauf angeboten wurde.
„Sparen Sie sich die Mühe, mich in Ihren Bann ziehen zu wollen“, forderte er sie schließlich auf. Ihr entging der verächtliche Ton in seiner Stimme nicht, und wieder überlief es sie kalt. „Ihre Lippen sind noch nach den Küssen des anderen Mannes geschwollen. Ich bin sehr wählerisch. Ein schönes Gesicht und die romantische Atmosphäre einer Vollmondnacht in den Tropen beeindrucken mich nicht.“
Dieser Mann geht mir aus irgendeinem Grund unter die Haut, überlegte Alli und biss die Zähne zusammen. „Gute Nacht“, verabschiedete sie sich betont kühl.
Dann straffte sie die Schultern und eilte über den Pfad, der zu dem Haus führte, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Dass ihre Mutter sie verleugnete, schmerzte Alli sehr, und sie konnte stundenlang nicht einschlafen. Sie malte sich aus, wie sie hätte reagieren müssen, als Slade sie berührte. Doch jede Strafe, die sie sich für ihn ausdachte, erwies sich als unbefriedigend. Warum hatte sie ihm nicht einfach erklärt, sie lasse sich von fremden Männern nicht anfassen?
Statt ihn zurückzustoßen, hatte sie den Duft seines Aftershaves wahrgenommen und es zugelassen, dass er mit seinem starken Willen ihre Schutzmauern durchbrach und Gefühle in ihr weckte.
Sie hörte dem Rauschen der Wellen zu, die sich am Korallenriff brachen. Normalerweise hatte dieses Geräusch sie immer beruhigt. Aber in dieser Nacht verschaffte es ihr keine Erleichterung, sie war zu aufgewühlt. Erst nach mehreren Stunden schlief sie endlich ein.
Am nächsten Morgen war Alli schon sehr früh in dem Laden.
Während sie die Regale füllte, kam Barry Simcox herein.
„Guten Morgen, Alli.“
Sie hatte ihn nicht gehört und wirbelte herum.
Verblüfft blickte er sie an. „Geht es dir gut?“
„Ja, danke. Du hast mich überrascht, das ist alles.“ Sie kam sich ziemlich dumm vor.
„Ich wusste gar nicht, dass du ein nervöser Mensch bist.“
„Das bin ich auch nicht.“ Sie zauberte ein Lächeln auf die Lippen, wie um ihm zu beweisen, dass sie sich völlig unter Kontrolle hatte.
Er nickte und sah sich in dem Laden um. „Du hast ein Händchen für ausgefallene und ganz besonders schöne Sachen“, stellte er geistesabwesend fest. „Hawkings hat es gestern erwähnt.“
„So?“ Am liebsten hätte sie ihn gefragt, was der neue Besitzer sonst noch gesagt habe. Sie tat es jedoch nicht. „Hat er mit dir über seine Pläne für Sea Winds gesprochen?“
Barry verzog die Lippen. „Nein. Er hält sich sehr bedeckt.“
Wie alle anderen Mitarbeiter musste auch Barry damit rechnen, den Job zu verlieren, wenn die Anlage geschlossen wurde. Aber er konnte natürlich nach Australien zurückkehren, wo er wahrscheinlich sogleich eine neue Stelle finden würde.
Alli lächelte betont unbekümmert. „Eine Touristin hat gestern vorgeschlagen, mehr von diesen Decken herstellen zu lassen. Sie meinte, wir könnten Nähmaschinen kaufen und ein kleines Unternehmen gründen.“ Als Barry laut lachte, fügte sie hinzu: „Ich habe ihr nicht erzählt, dass die meisten Inselbewohner Nähmaschinen besitzen. Ich wollte sie nicht enttäuschen. Außerdem habe ich ihr nicht erklärt, dass jede Decke ein Unikat und gerade deshalb so wertvoll ist.“
„Wenn Sie fertig sind, Simcox, möchte ich mit Ihnen reden“, ertönte plötzlich Slades harte Stimme hinter ihnen.
Barry rang nach Atem. „Ja, natürlich“, brachte er hervor. Als er sich umdrehen wollte, wäre er beinah gestolpert, und er hielt sich an Alli fest.
„Entschuldige.“ Er zog die Hand so hastig zurück, als hätte er sich verbrannt.
Ohne Slade Hawkings anzusehen, stellte Alli sich hinter den Ladentisch und öffnete die
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