BIANCA EXKLUSIV Band 0187
Mistkerl!“ Ihre Stimme hallte über den Parkplatz, während sie die Stufen hinunterhetzte. „Verschwinde! Dieb! Lügner!“
Etliche Leute, die gerade in ihre Wagen steigen wollten, drehten sich um.
Hank hob die Brechstange. „Bleib stehen, sonst schlage ich zu.“
Samantha erstarrte. Warum rannte er denn nicht weg? Hier gab es zu viele Zeugen, er konnte sie unmöglich angreifen. Das hoffte sie wenigstens.
Hank lief auf sie zu und packte sie am Arm. „Schließ den Wagen auf!“
Sie wich zurück und schrie, wie sie es in einem Selbstverteidigungskurs gelernt hatte. Das war kein dünnes Quietschen, sondern ein Brüllen, bei dem einem das Blut in den Adern gefror.
Im ersten Stock flog eine Tür auf. „Was ist da unten los?“, fragte Fred. „Ich rufe die Polizei!“
Hank wirbelte herum und verschwand hinter einem geparkten Lastwagen.
„Und komm bloß nicht wieder!“, schrie Samantha.
„Alles in Ordnung?“
Sie blickte zur Galerie hoch. „Ja, vielen Dank. Das war Hank. Tut mir leid, aber ich muss mich woanders verstecken.“
Fred beugte sich über das Geländer. „Sie kommen nicht zurück, wenn das alles vorüber ist?“
„Wenn ich Glück habe, bin ich dann schon in der Karibik unterwegs.“ Samantha winkte ihm zu. „Vielen Dank für alles.“
Erst als sie startete, stellte sie fest, dass ihre Hände zitterten. Hank hätte sie umbringen können! Sie brauchte ein Versteck, das viel abgelegener war als Del Mar.
Wie hatte Hank sie gefunden? Nur bei der Staatsanwaltschaft wusste man über sie Bescheid. Aber vermutlich gab es immer eine Möglichkeit, jemanden aufzuspüren. Es war praktisch unmöglich, nicht in einem Computer eine Spur zu hinterlassen.
Wenn Hank wusste, wo sie arbeitete, wusste er vielleicht auch, wo sie wohnte. Samantha öffnete das Tor der Tiefgarage mit ihrem elektronischen Schlüssel, parkte neben der Treppe und lief zwei Etagen hoch.
Zuerst überprüfte sie ihre Wohnung auf Spuren eines Einbruchs. Dann rief sie bei der Staatsanwaltschaft an.
Sobald sich Mrs. Gray, die Sekretärin, meldete, nannte Samantha ihren Namen. „Wo ist Dick Enright?“ Das war der Staatsanwalt, der Hanks Fall bearbeitete.
„Er hat schon Wochenende gemacht.“
„Sie wissen doch, dass ich die einzige Zeugin in dieser Serie von Raubüberfällen bin“, drängte Samantha. „Und Hank Torrance hat soeben versucht, mich umzubringen!“ Eine leichte Übertreibung, aber vielleicht erzielte sie damit die gewünschte Wirkung.
„Ach, du lieber Himmel!“, rief Mrs. Gray. „Heute Vormittag hat ein Richter eine Kaution festgesetzt. Man hätte Sie verständigen sollen.“
„Man hat es aber nicht getan.“
„Sagen Sie mir, wo Sie sind“, entschied die Sekretärin. „Ich schicke dann einen Polizisten zu Ihnen. Und ich werde Mr. Enright verständigen.“
„Richten Sie ihm nur etwas aus“, bat Samantha. „Ich tauche wieder unter, diesmal ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen. Und ich werde mich telefonisch melden.“
„Aber Mr. Enright will bestimmt wissen …“
„Dann bis zum Prozess!“ Sie legte auf, holte ihre Koffer hervor und warf alle ihre Sachen hinein, lud das Gepäck in den Wagen und jagte auf die Straße hinaus.
Sie musste einen sicheren Ort finden, aber wie? Vielleicht reagierte sie auch zu heftig, überlegte sie, als sie sich dem Freeway näherte. Hank hatte sie wahrscheinlich nur durch einen dummen Zufall gefunden. Im Orange County oder in Los Angeles konnte sie zwischen Millionen Menschen leicht verschwinden.
Dann entdeckte sie einen grauen PKW im Rückspiegel. Diesen Wagen hatte sie zwar noch nie gesehen, aber Hank saß unverkennbar am Steuer. Die Perücke war seitlich verrutscht, und er sah aus, als wäre er aus einem Film der Marx Brothers entkommen.
Die Ampel vor ihr sprang auf gelb. Samantha rammte den Fuß auf das Gaspedal und raste durch. Hank holte auf.
Sie überlegte fieberhaft. Wenn sie den Freeway nach Norden nahm, geriet sie auf eine gerade Strecke mit viel Verkehr und wenigen Ausfahrten. Viel zu einfach für Hank, sie an den Straßenrand zu drängen.
Sie bog nach Süden ein. Vielleicht konnte sie ihn im Gewirr von Freeways in und um San Diego abhängen.
Wo war sie bloß sicher? Wo gab es Menschen, die sie beschützten, falls Hank auftauchte?
Als sie eine Auffahrt nahm und sich in den Verkehr einreihte, fiel ihr ein Name ein. Hidden Hot Springs. Das hörte sich nach dem Ende der Welt an. Und hundert kräftige Bauarbeiter warteten dort auf sie und konnten sie
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