BIANCA EXKLUSIV Band 0188
auch nur eine Sekunde geliebt?“
Sein Blick wurde unsicher, dann wich er ihr gänzlich aus und ging hinaus in die Dunkelheit. Max war deutlich anzumerken, wie unangenehm es ihm war, sich mit einer Frage konfrontiert zu sehen, mit der Gabriella ihn bislang verschont hatte – sei es, um ihn nicht zu bedrängen, sei es, weil sie fürchten musste, nicht die ersehnte Antwort zu bekommen.
Doch schmerzhafter als die quälende Unsicherheit konnte selbst die denkbar schlimmste Antwort nicht sein.
„Was ist los, Max“, fragte sie fordernd, „willst du mir nicht antworten? Oder hast du nicht den Mut dazu?“
9. KAPITEL
Gabriella blickte dem Tag mit überaus gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits wollte sie die letzten gemeinsamen Stunden mit ihren Eltern genießen, andererseits wusste sie nicht, wie es ihr nach den Vorkommnissen der vergangenen Nacht gelingen sollte, die Fassade aufrechtzuerhalten.
Der morgendliche Ablauf unterschied sich in nichts von vorangegangenen Tagen. Nachdem Max ins Büro gefahren war, frühstückte sie gemeinsam mit ihren Eltern, und während ihr Vater seine Bahnen im Pool zog, saß sie mit ihrer Mutter auf der Dachterrasse bei einer Tasse Kaffee.
„Du siehst sehr müde aus“, sagte Maria unverblümt. „Hast du schlecht geschlafen?“
„Ziemlich“, gestand Gabriella und strich sich verlegen durchs Haar. „Schließlich reist ihr morgen ab, und es gibt noch so viel, was ich euch gern zeigen würde.“
„Das Wichtigste haben wir gesehen“, erwiderte ihre Mutter. „Wir wissen jetzt, wie du lebst, und um das zu erfahren, sind wir gekommen. Wenn ich wieder zu Hause bin, kann ich mir ganz genau vorstellen, was du gerade tust, und mich an die glücklichen Stunden erinnern, die wir mit Max und dir verbracht haben.“
„Glücklich?“ Gabriella hatte sich fest vorgenommen, nicht zu weinen, doch das war ähnlich aussichtslos wie der Versuch, Max dazu zu bewegen, ihr endlich seine Liebe zu gestehen.
„Euch dürfte unsere Auseinandersetzung heute Nacht kaum entgangen sein.“
„Laut genug wart ihr ja.“
„Dann weißt du auch, dass Max und ich alles andere als glücklich miteinander sind.“
„Ich weiß, dass die Liebe mitunter seltsame Wege geht“, wandte Maria mit all ihrer Lebenserfahrung ein. „Manchmal sind sie so verschlungen, dass man die Liebe aus den Augen zu verlieren droht.“
Nicht in den kühnsten Träumen hatte Gabriella damit gerechnet, dass ihre Mutter derartig gefasst reagieren würde. „Beunruhigt dich das denn gar nicht?“
„Dazu habe ich keinen Grund“, erwiderte Maria gelassen und strich ihrer Tochter liebevoll über die Hand. „Der größte Feind der Liebe ist die Gleichgültigkeit, Gabriella, und wer sich so leidenschaftlich streiten kann wie Max und du, ist weit davon entfernt, sich gleichgültig zu sein.“
Wenn sie sich da nicht täuschte! Mit Leidenschaft war weder Max’Antwort zu erklären noch die Tatsache, dass er jede Berührung vermieden hatte, als er schließlich ins Bett gekommen war. Innerlich hatte er längst den Schlussstrich unter ihre Ehe gezogen, so viel war Gabriella in der letzten Nacht klar geworden.
„Morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.“ Die Zweifel waren ihrer Mutter offensichtlich nicht verborgen geblieben. „Wenn ihr erst wieder allein seid, werdet ihr euch schon wieder zusammenraufen.“
„Ich fürchte, wir sind zu lange getrennte Wege gegangen, um uns an das Zusammenleben zu gewöhnen“, widersprach Gabriella traurig.
„Warum gibst du nicht deinen Beruf auf und bleibst zu Hause?“, schlug ihre Mutter vor. „Du sollst mal sehen, wie schnell Max es zu schätzen weiß, wenn er abends von der Arbeit kommt und du ihn schon erwartest.“
So gern Gabriella den Rat ihrer Mutter befolgt hätte, er kam einfach zu spät.
„Weißt du schon, wann du abreist?“, hatte Max sie am Morgen gefragt, als er aus dem Bad kam und quer durch das Schlafzimmer zu seinem Kleiderschrank ging.
Gabriella konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihn vom Bett aus heimlich zu beobachten. Er trug nichts weiter als einen hautengen Slip, sein Haar war noch feucht, das Kinn frisch rasiert.
Erneut musste sie sich eingestehen, dass sie seiner faszinierenden Ausstrahlung nichts entgegenzusetzen hatte. Er war der Inbegriff dessen, was man sich unter vollendeter Männlichkeit vorstellte – einschließlich der fragwürdigen Begabung, sich äußerlich gelassen und distanziert zu geben, selbst wenn er innerlich aufgewühlt
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