BIANCA EXKLUSIV Band 0188
sich die Krawatte. „Du solltest jetzt auch ins Bett gehen.“
„Kommst du denn nicht mit?“
Gabriella hatte sich im Laufe ihrer Karriere wohl oder übel daran gewöhnen müssen, von Männeraugen mitunter förmlich verschlungen zu werden. Doch der Blick, mit dem Max jedes Detail ihres Körpers betrachtete, ließ selbst sie nicht kalt.
„Lieber nicht“, sagte er endlich. „Was immer auch vorgefallen sein mag, Gabriella, du bist und bleibst eine wunderschöne Frau. Ehrlich gesagt, bezweifle ich, dass ich der Versuchung widerstehen könnte.“
„Wäre das so schlimm?“, fragte sie und bemühte sich zu lächeln, um sich ihre Unsicherheit nicht anmerken zu lassen.
„Mehr als das“, erwiderte er unmissverständlich. „Ich bin Realist genug, um zu wissen, dass unser Versuch schmählich gescheitert ist, selbst wenn wir es uns anders gewünscht haben.“
Seine Worte trafen sie völlig unvorbereitet. „Willst du unsere Ehe wirklich von Willow kaputt machen lassen?“
Max ging langsam zu der großen Fensterfront und sah hinunter auf die schlafende Stadt. „Mit Willow hat das nicht das Geringste zu tun“, erklärte er bestimmt. „Sie konnte sich nur deshalb zwischen uns drängen, weil wir es ihr erlaubt haben. Und weil uns das jederzeit wieder passieren kann, sollten wir endlich einen Schlussstrich ziehen.“
„Aber ich liebe dich doch!“ Wie oft hatte sie sich vorgenommen, diese Worte erst dann wieder zu benutzen, wenn sie Max endlich über die Lippen gekommen waren. Doch die Situation verlangte das Äußerste.
„Du hast eine merkwürdige Art, mir das zu zeigen.“ Max ließ ihre Liebeserklärung regungslos an sich abprallen. „Umso deutlicher hast du mir gezeigt, wie sehr du mir misstraust. Lieber trenne ich mich von dir, als mich damit abzufinden, dass ich keinen Schritt tun kann, ohne mich deinen Verdächtigungen auszusetzen.“
Zu ihrem Schrecken musste Gabriella einsehen, dass der Mann, der dort am Fenster stand, in nichts dem glich, mit dem sie sich noch vor wenigen Tagen mit hemmungsloser Leidenschaft geliebt hatte.
Dann schon eher dem, der sie vom Tag ihrer Hochzeit an mit seinen Verdächtigungen und Unterstellungen verfolgt hatte, ohne dass sie sich, unerfahren und auf sich allein gestellt, wie sie war, der Anschuldigungen hätte erwehren können.
Doch in der Zwischenzeit hatte sie zu viel erlebt und erfahren, um sich widerstandslos gefallen zu lassen, dass er ihr Glück erneut zerstörte – und dieses Mal für immer. Ohne jedes Anzeichen von innerer Unruhe ging sie zu Max und sah ihn direkt an.
„Jetzt hör mir mal gut zu“, sagte sie mit fester Stimme. „Wie zu einem Gelingen der Ehe gehören auch zu ihrem Scheitern immer noch zwei. Bevor du mich für etwas verantwortlich machst, woran du eine gehörige Portion Mitschuld trägst, solltest du dich an die eigene Nase fassen. Oder hast du etwa schon vergessen, wie oft du mir Dinge unterstellt hast, die jeder, aber auch wirklich jeder Grundlage entbehren?“
Seine Reaktion bewies ihr, dass sie einen wunden Punkt berührt hatte, denn Max’ Blick verfinsterte sich bedrohlich. „Dann bilde ich mir also nur ein, dass du mich verlassen hast“, hielt er ihr sarkastisch entgegen. „Oder war das auch nur so ein missglückter Versuch, mir zu zeigen, wie sehr du mich liebst?“
„Allerdings war es das!“ Gabriella war geradezu angewidert von der Kälte, die ihr entgegenschlug. „Du weißt ganz genau, dass ich dich nur verlassen habe, weil ich nicht länger tatenlos zusehen konnte, wie wir uns und unsere Zukunft zerstörten!“
„Das dürfte sich jetzt wohl erledigt haben – jedenfalls, wenn du an unsere gemeinsame Zukunft gedacht haben solltest.“
Max war sichtlich bemüht, sich so emotionslos und unbeteiligt wie irgend möglich zu geben. Doch Gabriella kannte ihn gut genug, um die Fassade, hinter der er sich verschanzte, zu durchschauen.
„Warum hast du eigentlich solche Angst, zu deinen Gefühlen zu stehen?“, fragte sie, und tatsächlich schien die Mauer ins Schwanken zu geraten.
„Wie darf ich das verstehen?“, brachte Max verlegen hervor.
„Weißt du das wirklich nicht, oder willst du es nicht wissen?“
„Ich verstehe beim besten Willen nicht, worauf du hinauswillst.“
„Wirklich nicht?“ In einem Akt unerschütterlicher Entschlossenheit, die von Verzweiflung nicht länger zu unterscheiden war, umfasste sie sein Kinn und zwang ihn, sie anzusehen. „Dann beantworte mir doch bitte folgende Frage: Hast du mich je
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