BIANCA EXKLUSIV Band 0188
einem Monat bemerken würdest, dass ich nicht mehr da bin.“
„Ich bin mit Jeffs Tod auf meine eigene Art umgegangen!“, schrie er.
„Du bist mit gar nichts umgegangen. Du hast von mir verlangt, ich sollte so tun, als hätte er nie gelebt. Ich sollte weitermachen, als wäre alles in Ordnung. Das konnte ich damals nicht, und das will ich jetzt nicht.“
„Du tust es schon wieder!“, schrie er. „Du hältst mir Jeff vor! Du benutzt ihn als Waffe, um mich ins Unrecht zu setzen!“
„Du bist derjenige, der die gleichen Fehler wiederholt!“ Sie schleuderte ihm die Worte förmlich entgegen. „Du willst jetzt so tun, als gäbe es dieses Baby auch nicht!“ Sie legte die Hand auf ihren Leib. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Ich halte es für pure Ironie, dass du mir Weglaufen vorwirfst, obwohl du fast vier Jahre lang nichts anderes getan hast.“
Er ballte die Hände zu Fäusten und unterdrückte seinen Zorn. „In einem hast du recht. Es gibt keinen Grund, dass wir beide noch zusammentreffen. Wir sollten nicht dieselben Fehler wieder begehen.“
„Das ist mir nur angenehm. Geh zu der süßen und verständnisvollen Lesley zurück!“ Sie hatte ihren Wagen erreicht.
„Ich bin überzeugt, dass ihr beide füreinander wie geschaffen seid!“
Am folgenden Vormittag traf Jordan sich mit Lesley. Er wollte sanft mit ihr umgehen und hoffte ehrlich, ihre inoffizielle Verlobung so beenden zu können, dass ihr Stolz nicht verletzt wurde.
Nach seinem Streit mit Molly waren seine Nerven zum Zerreißen angespannt. Er fühlte sich ungeduldig und matt. Den Großteil der Nacht hatte er nachgedacht, ohne dass dabei irgendetwas herausgekommen wäre. Am Morgen war er wie benebelt erwacht.
„Die letzte Zeit war für keinen von uns leicht, nicht wahr?“, bemerkte Lesley und brachte ihm automatisch eine Tasse Kaffee.
Er saß in dem Ledersessel vor ihrem Schreibtisch und dankte ihr mit einem Lächeln. Damit er diese Geschichte überstand, war wesentlich mehr als Koffein nötig.
„Ich habe in den letzten zwei Tagen ernsthaft meine Gefühle erforscht.“ Sie setzte sich hinter den Schreibtisch, wobei sie es vermied, Jordan direkt anzusehen. Offenbar fühlte sie sich genauso unbehaglich wie er.
„Zu welchem Schluss bist du gekommen?“ Er nahm einen Schluck Kaffee und stellte überrascht fest, dass es ihm half, seine Gedanken zu klären.
„In erster Linie wurde mir bewusst, dass ich mich auf ein albernes Spiel eingelassen habe“, räumte sie nervös ein. „Du liebst Molly. Ich hätte es erkennen müssen, als du zu ihr nach Manukua gereist bist. Bei deiner Rückkehr wusste ich sofort, dass sich die Dinge zwischen uns verändert hatten, aber ich wollte es nicht akzeptieren. Dann habe ich euch beide auf der Hochzeit ihrer Cousine tanzen gesehen. Da hätte es mir nun wirklich klar sein müssen. Als ich dann erfuhr, dass Molly schwanger ist und du die Scheidung hinausschiebst … Nun, das spricht für sich, nicht wahr?“
„Ich wollte dich nicht verletzen.“ Wie schwach das klang!
Sie legte die Hände um die Kaffeetasse und brauchte einen Moment, um sich zu fassen, ehe sie fortfuhr.
„Jetzt ist mir klar, dass ich dich aus völlig falschen Gründen heiraten wollte. Wir haben lange zusammengearbeitet und waren auch gern zusammen, aber es gab nie große Leidenschaft zwischen uns. Ich wollte dich heiraten, Jordan, weil ich mir so sehr wünsche, verheiratet zu sein. Jahrelang habe ich für meine Karriere gearbeitet. Dann wurde ich eines Morgens wach und stellte fest, wie schrecklich einsam ich bin. Ich wollte eine Liebesbeziehung. Ich brauchte eine.“
„Wir waren beide verlorene und einsame Seelen“, warf er ein.
„Ich war einverstanden, keine Kinder zu bekommen, aber ich hoffte, du würdest es dir später anders überlegen. Was für eine trügerische Hoffnung!“
„Es sollte mich freuen, wenn wir Freunde bleiben können.“
Sie nickte. „Natürlich. Ich bin nicht wütend – zumindest nicht auf dich. Du bist ein guter Mensch, Jordan, und ich hoffe, dass du mit Molly alles klären kannst.“
„Das hoffe ich auch.“ Aber im Moment sah es nicht danach aus. Er stand auf und stellte die Kaffeetasse weg. „Es gibt auch für dich den Richtigen, Lesley. Wenn du ihn triffst, wirst du das erkennen.“
Der Oktober war Mollys Lieblingsmonat. Der Wind vom Lake Michigan war noch warm und wirbelte gelbe und braune Blätter auf, während sie ihren Wagen vor dem Park in ihrer Nachbarschaft abstellte.
Mit viereinhalb
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