BIANCA EXKLUSIV Band 0188
etwas in seiner Muttersprache. Molly hatte in den letzten zwei Jahren so viel gelernt, dass sie von Angst gepackt wurde, als sie die Worte halbwegs übersetzte.
Sie sah Dr. Morton an. Offenbar hatte auch er die Nachricht verstanden.
Sie konnten jetzt nicht fort. Es war zu spät. Überall schwärmten hasserfüllte und rachedurstige Rebellentruppen herum. Viele Unschuldige waren bereits ermordet worden.
Richard und Molly waren in der Krankenstation gefangen.
Mwanda schaltete den Motor ab und kletterte aus dem Lastwagen. Er blickte starr vor sich hin, als er den beiden beim Aussteigen half.
„Was machen wir jetzt?“, fragte Molly.
Richard zuckte die Schultern. „Warten.“
Worauf, fragte sie sich. Auf den Tod? Sollten sie darum beten, dass er gnädig kam? Sie wagte nicht, sich vorzustellen, was mit ihr als Frau passierte, wenn sie in Gefangenschaft geriet.
Überraschenderweise hatte sie keine Angst. Stattdessen empfand sie eine unglaubliche Ruhe. Falls die Rebellen die Station stürmten, würde sie nicht in einer Ecke kauern, sondern ihrer täglichen Arbeit nachgehen und ihren Patienten helfen.
„Ich werde meine Runde machen.“ Richards Stimme schwankte leicht.
„Ich begleite dich“, entschied sie.
Mwanda zuckte resigniert die Schultern und entfernte sich. „Ich gehe in die Küche zurück“, verkündete er mit einem tapferen Lächeln.
Die Schüsse kamen allmählich näher. Der Funkkontakt mit Makua war zusammengebrochen, sodass sie nicht wussten, was in der Hauptstadt vor sich ging. Womöglich war bereits das ganze Land gefallen.
Nichts zu wissen, war am schlimmsten. Etliche Patienten verließen die Station und versuchten, ihre Familien zu erreichen. Richard kümmerte sich um die Kranken, die nicht fliehen konnten. Einige Leute wollten Molly und Richard überreden, mit ihnen zu gehen, doch die beiden lehnten ab. Sie gehörten hierher.
Minuten später stellte Molly betroffen fest, dass nur noch eine Handvoll Einheimischer hier war. Molly betete für ihre Sicherheit, doch niemand konnte vorhersagen, wie lange sie hinter den Mauern der Station geschützt waren.
Sie hörte einen Hubschrauber über der Krankenstation. Er kreiste, trug jedoch keine Markierungen, sodass man nicht feststellen konnte, ob es sich um Freund oder Feind handelte.
Der Helikopter ging langsam tiefer. Der Lärm war ohrenbetäubend, und der Wind wirbelte eine dicke rote Staubschicht auf, bis fast nichts mehr zu sehen war.
Molly erhaschte einen Blick auf Soldaten, die in voller Kampfausrüstung aus dem Hubschrauber sprangen. Vermutlich Guerillas.
Sie blieb in dem mittlerweile leeren Krankensaal der Kinderstation. Die Tür flog auf. Vor ihr stand ein Soldat mit einer Maschinenpistole. Der Guerilla stockte, als er sie sah, und rief etwas über seine Schulter zurück. Sie wappnete sich.
Fast im selben Moment stürmte ein anderer Mann in den Raum und riss in seiner Eile fast die Tür aus den Angeln. Molly hielt sich an einem der Kinderbetten fest und blickte in haselnussbraune Augen, die ihr unglaublich bekannt waren.
„Jordan?“, flüsterte sie. „Was machst du hier?“
2. KAPITEL
„Wir verschwinden auf der Stelle von hier!“ Jordan hatte aus der Luft gesehen, dass die Rebellen höchstens noch fünf Kilometer von der Krankenstation entfernt waren und rasch vorankamen. Sie konnten jeden Moment auftauchen.
„Was ist mit Richard?“, rief Molly.
„Wer ist das?“ Jordan packte sie am Arm und zerrte sie zur Tür. Zane und die Männer, die der mit ihm befreundete Söldner angeheuert hatte, umringten mit schussbereiten Maschinenpistolen den Hubschrauber.
„Dr. Morton!“ Molly schrie, um sich über dem Pfeifen der Rotorblätter verständlich zu machen. „Ich kann ohne Richard nicht weg.“
„Wir haben keine Zeit mehr“, widersprach Jordan.
Sie riss sich überraschend kraftvoll los und sah ihn zornig an. „Ich gehe nicht ohne ihn.“
„Verdammt schlechter Zeitpunkt, um sich wegen deines Geliebten Sorgen zumachen, meinst du nicht?“, fauchte Jordan wütend.
„Ich hole ihn.“ Sie schob sich an ihrem Mann vorbei, bevor er sie zurückhalten konnte.
Außerhalb der Station ertönte ein bedrohliches Rattern. Jordans Erfahrungen lagen auf dem Gebiet des Baus von Apartmenthochhäusern und Bürogebäuden. Mit Guerillakriegen hatte er eindeutig nichts zu schaffen. Genau aus diesem Grund hatte er sich mit Zane Halquist in Verbindung gesetzt.
„Molly!“, schrie er. „Es ist keine Zeit mehr!“
Sie konnte oder wollte
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